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       # taz.de -- Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien: Genau auf den Punkt gebracht
       
       > Die Katalanen haben einen klaren Fahrplan für die Unabhängigkeit. Am
       > Nationalfeiertag haben sie zu Hunderttausenden demonstriert.
       
   IMG Bild: Die Bevölkerung präsentiert Einigkeit: Großdemo am Sonntag in Barcelona
       
       Madrid taz | Die Unabhängigkeit Kataloniens hat ein Datum. Der Präsident
       der Autonomieregierung, Carles Puigdemont, will den „Prozess“ im September
       2017 abschließen. Das verkündete er am katalanischen Nationalfeiertag, an
       dem Hunderttausende in fünf katalanischen Städten auf die Straße gingen.
       Dies entspricht dem Zeitplan, der im September nach dem Sieg bei den
       Autonomiewahlen von „Gemeinsam für das Ja“ (JxS) beschlossen wurde. Sobald
       die Vorbereitungen abgeschlossen sind, soll wieder gewählt werden. „Der
       Prozess begann an den Urnen und wird an den Urnen enden“, versprach
       Puigdemont.
       
       Drei mögliche Wege zur endgültigen Unabhängigkeit werden derzeit
       diskutiert. Die erste ist die Zulassung einer Volksabstimmung über die
       Unabhängigkeit Kataloniens durch Madrid. Doch das wird wohl kaum geschehen.
       Spaniens konservative Regierung ist strikt dagegen und auch die Sozialisten
       wollen von einem solchen Plan nichts wissen.
       
       Bleiben zwei unilaterale Verfahren. Entweder wählt Katalonien zuerst eine
       verfassunggebende Versammlung, um den dort ausgearbeiteten Text dann einem
       Referendum zu unterziehen. Oder es gibt zuerst ein einseitiges Referendum
       und dann, sollte die Unabhängigkeit beschlossen werden, eine
       verfassunggebende Versammlung.
       
       ## Eine Vorentscheidung fällt Ende September
       
       Spätestens Ende des Monats wird eine Entscheidung über das weitere Vorgehen
       fallen. Denn dann stellt sich Regierungschef Puigdemont einem
       Vertrauensvotum im katalanischen Parlament. Die linke mitregierende CUP
       will ihn weiter dulden, aber nur wenn er einen klar abgesteckten Fahrplan
       zur Unabhängigkeit vorlegt.
       
       Nach zwei Erklärungen des katalanischen Parlaments, die den Weg zur
       Unabhängigkeit beschwören, hat sich die nationalistische Regierung in den
       vergangenen Monaten an die Vorbereitung der „Loslösung“ gemacht. Trotz
       Verbots aus Madrid und trotz einer Verurteilung durch das spanische
       Verfassungsgericht bereitet Katalonien ein eigenes Finanzamt vor und
       arbeitet eine eigene Sozialversicherung aus. In den kommenden Wochen soll
       ein Gesetz zum „juristischen Übergang“ folgen. Dort wird dann festgelegt,
       wie die Verfassung für ein neues Katalonien geschaffen werden soll.
       
       Ein von Richtern, Professoren und Bürgern ausgearbeiteter Entwurf sieht
       eine Republik mit Präsidialsystem, ähnlich dem der USA, vor. Sprache wird
       das Katalanische, Minderheiten innerhalb Kataloniens wie die Bevölkerung im
       Pyrenäental Aran werden weitgehende Autonomiebefugnisse zuteil.
       
       Spaniens Innenminister Rafael Catalá warnte am Montag vor einseitigen
       Schritten. Die Konservativen in Madrid bereiten juristisch die Aussetzung
       der Autonomie und die Amtsenthebung der Regierung in Barcelona vor. So
       steht der ehemalige katalanische Ministerpräsident Artur Mas vor Gericht,
       weil er vor zwei Jahren eine Volksabstimmung durchführen ließ.
       
       Der Präsidentin des katalanischen Autonomieparlaments, Carme Forcadell,
       droht das gleiche Schicksal, weil sie eine Resolution verabschieden ließ,
       die den Weg zur Unabhängigkeit vorzeichnet. Doch die katalanischen
       Nationalisten lassen sich durch nichts aufhalten. „Wenn sie uns ins
       Gefängnis stecken, wird uns die katalanische Bürgerschaft zivilisiert und
       friedlich herausholen“, erklärte Joan Tardà, katalanischer Abgeordneter in
       Madrid, kürzlich.
       
       12 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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