# taz.de -- Kommentar Regierung in Frankreich: Macron als Systemkritiker
> Nach dem Rücktritt des Wirtschaftsministers Emmanuel Macron wird
> deutlich: Dieser Mann möchte die politische Landschaft umkrempeln.
IMG Bild: Politiker ohne Basis: Emmanuel Macron
Er hat es nicht offen gesagt, aber niemand in Frankreich zweifelt daran,
dass der [1][Rücktritt von Wirtschaftsminister Emmanuel Macron] das
Startsignal seiner Wahlkampagne darstellt. Denn als Begründung seines
Schritts definierte er die Aufgaben eines zukünftigen Präsidenten der
Republik.
Hellhörig musste man werden, als er von den „Grenzen des Systems“ sprach,
die ihn an der Durchführung von Reformen zur Modernisierung der Wirtschaft
gehindert hätten. Da geht es nicht bloß um die Beschönigung seiner eigenen
Bilanz oder gar um eine Entschuldigung für die verpatzte Präsidentschaft
von François Hollande.
Dieser Mann möchte effektiv die politische Landschaft umkrempeln. Denn
seine Ambition ist nicht nur, wie er erklärte, mit der Rolle eines
Ministers unvereinbar, sondern auch mit dem System der etablierten Parteien
und ihren Regeln. Da Macron kaum damit rechnen kann, von Hollandes Partei
unterstützt zu werden, muss er sie vor vollendete Tatsachen stellen.
Die von ihm gegründete Bewegung „En marche!“ ist klar als Ersatz und
Sammlung für die (zahlreichen) Enttäuschten aller anderen Parteien gedacht.
Links? Rechts? Mitte? Mit einem Blick auf Spanien erinnert sie jedenfalls
mehr an [2][„Ciudadanos“] als an [3][„Podemos“].
In Frankreich, wo das Feld der „Systemkritiker“ von links und rechts schon
reichlich bestellt ist, mutet ein solches Unternehmen äußerst riskant an.
Niemand hat je die Präsidentschaftswahlen gewonnen ohne eine starke Partei
im Rücken. Macron kann aber trotzdem auf prominente Vorbilder hinweisen:
auf General Charles de Gaulle, der kraft seiner Persönlichkeit eine
Sammelbewegung schuf, oder auf François Mitterrand, von einer Minipartei
von außen kam und Sozialisten und Kommunisten in einer Linksunion hinter
sich scharen konnte.
Wenige würden aber heute darauf wetten, dass Macron das Format eines de
Gaulle oder Mitterrand hat. Schon eher könnte Macron aufgrund des jähen
Bruchs mit seinem politischen Ziehvater Hollande als meuchelnder „Brutus“
in die Geschichte Frankreichs eingehen.
31 Aug 2016
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## AUTOREN
DIR Rudolf Balmer
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