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       # taz.de -- Ceta-Abkommen ist zu stoppen: Geheimnis um die Unterschrift
       
       > Es ist nicht egal, was die SPD zu dem Freihandelsvertrag zwischen der EU
       > und Kanada meint. Warum die Bundesregierung aber so tut.
       
   IMG Bild: Kein Blendwerk, SozialdemokratInnen: Ihr habt es in der Hand!
       
       Berlin taz | Können einzelne Mitgliedstaaten Ceta stoppen? Diese Frage
       interessiert derzeit viele Sozialdemokraten. Denn am kommenden Montag
       entscheidet die SPD bei ihrem kleinen Parteitag darüber, ob sie grünes
       Licht dafür gibt, dass die Bundesregierung dem umstrittenen Abkommen
       zwischen der EU und Kanada zustimmt.
       
       Selbst viele SPD-Mitglieder, die Ceta kritisch sehen, gehen bisher davon
       aus, dass es gar nichts bringt, wenn der Parteitag ein Nein der Regierung
       zum vorliegenden Vertragstext fordert. Denn über Handelsverträge wird im
       EU-Ministerrat in der Regel mit Mehrheit entschieden, sodass Deutschland
       überstimmt werden könnte.
       
       Und selbst wenn, wie manche Juristen argumentieren, bei Ceta ausnahmsweise
       Einstimmigkeit erforderlich wäre, bliebe ein Nein der SPD wirkungslos,
       meinen viele in der Partei. Denn wegen der Zustimmung von CDU und CSU
       müsste sich Deutschland dann in Brüssel enthalten – und eine Enthaltung
       steht einer einstimmigen Entscheidung nicht entgegen.
       
       ## Der Realitätscheck lohnt
       
       Die Realität sieht aber anders aus. Die Abstimmung über Ceta, die
       voraussichtlich beim EU-Ministerrat am 18. Oktober stattfinden wird,
       entscheidet nämlich nur darüber, ob die EU als Ganzes Ceta unterzeichnen
       soll. Zusätzlich muss das Abkommen aber von jedem Mitgliedstaat
       unterzeichnet werden, teilte ein Sprecher der EU-Kommission der taz mit:
       „Erst nachdem alle Unterschriften von den Mitgliedstaaten eingesammelt
       sind, wird die Unterschriftszeremonie beim Gipfeltreffen organisiert“,
       erklärte er. Geplant ist die feierliche Unterzeichnung von Ceta beim
       EU-Kanada-Gipfel, der voraussichtlich am 27. Oktober stattfindet.
       
       Es steht also fest: Wenn Deutschland den Vertragstext nicht vorher
       unterzeichnet, kann Ceta Ende Oktober auch nicht von der EU und Kanada
       unterzeichnet werden. Doch diese Information wollte die Bundesregierung vor
       dem entscheidenden SPD-Parteitag nur ungern bestätigen.
       
       Das von SPD-Chef Sigmar Gabriel geführte Wirtschaftsministerium erklärte am
       vergangenen Mittwoch, zu der Frage, „wann welche Unterschriften
       stattfinden“, gebe es „noch keine Daten“. Gabriels Sprecherin Tanja Alemany
       erweckte in der Bundespressekonferenz vielmehr den Eindruck, dass eine
       Unterzeichnung erst ganz am Ende des Ratifizierungsprozesses erfolge,
       nachdem die Parlamente zugestimmt haben. „Das ist ja ein mehrjähriger
       Prozess, der sich anschließt“, sagte die Sprecherin.
       
       ## „Nur mit Vornamen unterzeichnen, kann man schlecht“
       
       Auch das Außenministerium, das mit Frank-Walter Steinmeier ebenfalls einen
       SPD-Mann an der Spitze hat, agierte widersprüchlich. Nachdem die
       Pressestelle zunächst eine deutsche Unterschrift für notwendig erklärt
       hatte, wollte Steinmeiers Sprecher Martin Schäfer das auf Nachfrage
       zunächst nicht bestätigen.
       
       Erst nach fünf Tagen stellte er klar, dass Deutschland aktiv unterzeichnen
       muss und eine Enthaltung dabei wie ein Nein wirkt. „Entweder man
       unterzeichnet oder man unterzeichnet nicht“, sagte Schäfer auf taz-Anfrage.
       „Sich enthalten oder nur mit dem Vornamen unterzeichnen kann man schlecht.“
       
       Die SPD-Delegierten haben also mehr zu entscheiden, als viele denken.
       
       14 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malte Kreutzfeldt
       
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