URI: 
       # taz.de -- Abgasaffäre um Volkswagen: Brüssel droht mit Verfahren
       
       > Die EU-Kommission beklagt den mangelnden Aufklärungseifer einiger
       > Staaten. Das Europaparlament erhöht den Druck auf die Kommission.
       
   IMG Bild: Indirekt werfen Abgeordnete der Kommission vor, Hintergründe der VW-Affäre zu verschleiern
       
       Straßburg taz | Der Dieselskandal bei Volkswagen könnte für einige
       EU-Länder unangenehm werden. Die EU-Kommission kündigte erstmals
       Vertragsverletzungsverfahren gegen jene Mitgliedstaaten an, die vor dem
       „Dieselgate“ die Augen verschlossen haben, statt rechtzeitig
       einzuschreiten. Gleichzeitig erhöhte das Europaparlament den
       Aufklärungs-Druck auf die Kommission.
       
       „Sie werden in den kommenden Monaten sicherlich
       Vertragsverletzungsverfahren erleben“, sagte Industriekommissarin Elżbieta
       Bieńkowska in der Nacht zum Dienstag vor dem Untersuchungsausschuss des
       Europaparlaments, der die Verantwortlichkeiten für den Skandal aufklären
       soll.
       
       Die Kommission warte noch immer auf Informationen einzelner EU-Staaten,
       klagte Bieńkowska in Straßburg. Sie habe zwar Berichte über die
       Untersuchungen in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Italien
       erhalten. „Aber alle Berichte haben Lücken.“
       
       Lücken weisen offenbar auch die Unterlagen auf, die die EU-Kommission den
       Europaabgeordneten vorgelegt hat. „Im Ausschuss werden uns Dokumente nur
       zögerlich und teilweise lückenhaft bereitgestellt“, kritisiert der
       SPD-Parlamentarier Ismail Ertug. Anhörungen ehemaliger EU-Kommissare hätten
       gezeigt, dass die Kommission teils ihre eigene Gesetzgebung nicht kenne,
       sagt er. „Die EU-Kommission weiß nicht, welche Befugnisse sie hat, oder
       will sie nicht wahrnehmen – das ist schockierend.“
       
       Der Ausschuss verabschiedete einen Beschluss, in der er „sofortige Hilfe
       und umfassende Transparenz“ von Brüssel fordert. Indirekt werfen die
       Europaabgeordneten der Kommission vor, Hintergründe der VW-Affäre zu
       verschleiern. Im März 2017 wollen sie ihren Schlussbericht vorlegen.
       
       Bis dahin müssen sie sich aber auf eine Linie einigen. Die Konservativen im
       Parlament versuchen bereits, dem früheren sozialdemokratischen EU-Kommissar
       Günter Verheugen die Hauptschuld in die Schuhe zu schieben. Die Sünden von
       VW gehen dabei fast völlig unter; von Strafen für den Konzern ist gar keine
       Rede mehr.
       
       13 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
   DIR Dieselskandal
   DIR EU-Kommission
   DIR Volkswagen
   DIR Dieselskandal
   DIR EU-Parlamentspräsident
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR Dieselskandal
   DIR Bosch
   DIR Dieselskandal
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Dieselgate in Deutschland: Jetzt sollen die Gerichte ran
       
       Immer noch landen auf deutschen Straßen Dieselautos, die zuviel giftiges
       Stickoxid ausstoßen. Zwei Klagen von Ökoverbänden sollen das beenden.
       
   DIR Kampf um EU-Parlamentspräsidenten: Sozis sind stinksauer
       
       Martin Schulz zum Abschuss freigegeben: Die Konservativen im EU-Parlament
       wollen auch den Posten des Parlamentspräsidenten.
       
   DIR Kommentar Junckers Rede: Die letzte Chance
       
       EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker äußert sich zur Lage der
       Europäischen Union. Fünf Fragen, die er in der Rede unbedingt beantworten
       muss.
       
   DIR Untersuchung des Abgasskandals: Der lange Schatten des Betrugs
       
       Millionenfach wurde bei Abgastests von Dieselautos betrogen, die Aufklärung
       steht am Anfang. Erste Zeugen wurden nun vernommen.
       
   DIR US-Streit um Abgasskandal bei VW: Bosch tief in Dieselgate verstrickt
       
       Der mitangeklagte Zulieferer gerät laut Medien unter erhöhten Druck. Von
       Beginn an sei ihm klargewesen, dass die von ihm gelieferte Software dem
       Betrug diente.
       
   DIR Schuld und Sühne nach Dieselgate: VW soll auch in Europa zahlen
       
       Nach seinen Abgasmanipulationen soll Volkswagen auch in Europa
       Schadenersatz zahlen. Doch hier ist das Prozedere komplizierter als in den
       USA.