URI: 
       # taz.de -- Kommentar Junckers EU-Rede: Viel Schutz und ein bisschen Firlefanz
       
       > Sicherheit in der EU wird als Grenzschutz und Aufrüstung verstanden. Ein
       > bedenklicher Trend. Doch Juncker hat auch Gutes zu bieten.
       
   IMG Bild: Übt sich in Realpolitik: Jean-Claude Juncker
       
       Nein, ein Ruck wird [1][nach dieser Rede] nicht durch Europa gehen.
       Kommissionschef Jean-Claude Juncker war bei seinem Auftritt im
       Europaparlament weniger leidenschaftlich und weniger überzeugend als noch
       vor einem Jahr. „Zu wenig Europa, zu wenig Union“, hatte er damals, auf dem
       Höhepunkt der Flüchtlingskrise, ausgerufen.
       
       Nun sieht er die EU in einer „existenziellen Krise“ – erwähnt die Migration
       aber nur noch am Rande. Plötzlich geht es nicht mehr um offene Grenzen und
       eine faire Lastenteilung, sondern um Sicherheit und Verteidigung. „Europa
       muss seine Bürger schützen“, fordert Juncker im Chor mit EU-Ratspräsident
       Donald Tusk.
       
       Damit haben sich nicht nur die Akzente verschoben. Es ist ein
       Paradigmenwechsel, in dem Flüchtlinge – zumindest indirekt – als Gefahr
       erscheinen, die man abwehren muss. Denn Sicherheit wird vor allem als
       Grenzschutz, als Aufrüstung und militärische Zusammenarbeit verstanden. Ein
       bedenklicher Trend.
       
       Ansonsten wirkte Juncker ein wenig wie der nette Onkel, der weiß, das es
       seinem Enkelkind schlecht geht, und es deshalb mit Geschenken überhäuft.
       [2][Kostenloses Roaming], schnelleres Internet, Bildung für alle – ein
       Kessel Buntes, der nett gemeint ist, das arme Kind aber kaum
       zufriedenstellen wird.
       
       Juncker hat seine Vorschläge vor allem an den Wünschen der Staats- und
       Regierungschefs ausgerichtet, die am Freitag in Bratislava zu einem
       Sondergipfel zusammenkommen. Er hat keine große Ruck-Rede gehalten, sondern
       sich in Realpolitik geübt, damit der zerstrittene Laden nicht endgültig
       auseinanderfliegt.
       
       Dabei hat er ein paar erfreuliche Akzente gesetzt. So pocht er, der
       ehemalige Chef des Steuerparadieses Luxemburg, plötzlich auf
       Steuergerechtigkeit. Zugleich rückt er weiter von der Sparpolitik ab. Die
       EU will mehr Investitionen fördern und nicht nur kürzen und strafen. Auch
       das ist ein Paradigmenwechsel, diesmal ein guter.
       
       14 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5340187/
   DIR [2] /!5338336
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
   DIR Europäische Union
   DIR Schwerpunkt Flucht
   DIR Jean-Claude Juncker
   DIR Europäische Union
   DIR Europäische Union
   DIR EU-Parlamentspräsident
   DIR Jean-Claude Juncker
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR EU-Förderprgrogramm
   DIR Schwerpunkt Brexit
   DIR Ungarn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Umfrage unter Europaabgeordneten: Was zeichnet die EU aus?
       
       Wir haben die Europaparlamentarier gefragt, was das Beste an der EU ist –
       und wie ihre Vision für die Zukunft aussieht. Hier alle 72 Antworten.
       
   DIR EU-Gipfel in Bratislava: Europäische Union will den Neustart
       
       Wie kritisch ist die Situation der EU? Die 27 bleibenden Staaten der Union
       suchen in Bratislava eine gemeinsame Agenda.
       
   DIR Kampf um EU-Parlamentspräsidenten: Sozis sind stinksauer
       
       Martin Schulz zum Abschuss freigegeben: Die Konservativen im EU-Parlament
       wollen auch den Posten des Parlamentspräsidenten.
       
   DIR Regierungschef-Treffen in Bratislava: Was die Europäische Union zerreißt
       
       Die EU ist gespalten: Verschiedene Blöcke streiten über Sparkurs und
       Steuerdumping, Flüchtlingskrise und Ukrainekonflikt. Eine Analyse.
       
   DIR Europäische Sicherheitspolitik: Biete Schutz, suche Vertrauen
       
       Die Erwartungen an die Rede von EU-Kommissionschef Juncker waren hoch. Dann
       versprach er vor allem mehr Sicherheit – und wird von rechts kritisiert.
       
   DIR Junckers Grundsatzrede zur Lage der EU: „Solidarität lässt sich nicht erzwingen“
       
       Juncker will die Investitionen auf 630 Milliarden Euro verdoppeln, um
       Europa wieder auf Trab zu bringen. Für ein grundsätzliches Problem hat er
       keine Lösung.
       
   DIR Kommentar Junckers Rede: Die letzte Chance
       
       EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker äußert sich zur Lage der
       Europäischen Union. Fünf Fragen, die er in der Rede unbedingt beantworten
       muss.
       
   DIR Luxemburgs Außenminister Asselborn: „Ungarn aus der EU ausschließen“
       
       Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn fordert Ungarns
       EU-Ausschluss wegen der Flüchtlingspolitik. Ungarn reagiert prompt.