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       # taz.de -- Strafen für Flüchtlingsrettung: Bis zu zehn Jahre Haft für Fluchthilfe
       
       > Griechenland klagt drei spanische Feuerwehrmänner als Fluchthelfer an.
       > Sie hatten auf dem Meer bei Lesbos nach Schiffbrüchigen gesucht.
       
   IMG Bild: Flüchtlinge kommen in Lesbos an, März 2016
       
       Drei Feuerwehrmännern aus dem südspanischen Sevilla drohen bis zu zehn
       Jahre Haft wegen ihrer Hilfe für schiffbrüchige Flüchtlinge vor der
       griechischen Insel Lesbos. Manuel Blanco (47), Julio Latorre (32) und José
       Enrique González (30) wurden am 14. Januar verhaftet. „Wir waren auf dem
       Meer, um schiffbrüchige Flüchtlinge zu suchen“, erinnert sich Blanco. In
       jener Nacht waren zum Glück keine Zwischenfälle zu verzeichnen.
       
       Doch an Land wurden die drei von der griechischen Küstenwache verhaftet.
       Der Vorwurf: „Illegaler Transport von Menschen ohne Genehmigung,
       griechisches Gebiet zu betreten“ und „illegaler Waffenbesitz“. „Letzteres
       bezieht sich auf unser Rettungsmesser, das zur Grundausrüstung gehört“,
       sagt Blanco.
       
       Nach Protesten wurden die drei Spanier nach 68 Stunden gegen Kaution
       freigelassen. Jetzt warten sie in Sevilla auf ihren Prozess. Die
       Staatsanwaltschaft fordert zehn Jahre Haft. Die drei gehören der spanischen
       Nichtregierungsorganisation Proemaid an. Diese besteht vor allem aus
       Mitgliedern von Rettungsdiensten, die in ihrer Freizeit als freiwillige
       Helfer in Katastrophengebiete reisen.
       
       Für Paula Schmid Porras verstößt das griechische Vorgehen gegen eine
       Direktive der EU. Die erwähnt ausdrücklich, dass die Mitgliedsländer
       humanitäre Einsätze von der Strafverfolgung wegen Schlepperdiensten und
       Menschenhandel ausnehmen können. Aber eben nicht müssen.
       
       „Wir sammeln jetzt Unterschriften, dass dies geändert wird“, erklärt die
       Anwältin. „Machen Sie es zur bindenden Regel, dass diejenigen, die aus
       humanitären Gründen ‚unbefugte‘ Grenzübertritte für Flüchtlinge und
       Migranten erleichtern, nicht strafrechtlich belangt werden“, heißt es bei
       [1][wemove.eu] in der Petition. Der Text richtet sich an die EU-Kommission.
       130.000 Menschen haben schon unterschrieben.
       
       „Die Kriminalisierung von Helfern und Freiwilligen verstößt gegen alle
       UN-Richtlinien“, sagt Anwältin Schmid. Die EU-Kommission sitzt derzeit an
       einer Bewertung der Richtlinie zum Menschenhandel. Schmid und die drei
       Feuerwehrleute hoffen, dass Griechenland dann das Verfahren einstellt.
       
       14 Sep 2016
       
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   DIR [1] http://wemove.eu
       
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