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       # taz.de -- AfD-Fraktionen in Baden-Württemberg: Die Wiedervereinigung kommt später
       
       > Die gespaltene AfD im Landtag geht noch nicht wieder zusammen. Mit zwei
       > Fraktionen hat sie mehr parlamentarischen Einfluss.
       
   IMG Bild: Meuthen (Mitte) spricht Anfang Juli über die Spaltung der AfD-Fraktion
       
       Karlsruhe/Berlin taz | Es gibt weiter Streit um die getrennten Fraktionen
       Alternative für Deutschland (AfD) und Alternative für Baden-Württemberg
       (ABW). Vergangene Woche hatte Jörg Meuthen nach der Versöhnungsklausur der
       beiden Fraktionen erklärt, der Zusammenschluss werde sich noch mindestens
       vier Wochen hinziehen. Nun planen die anderen Landtagsfraktionen rechtliche
       Schritte, um zu verhindern, dass die AfD durch ihre Spaltung einen
       Untersuchungsausschuss zum Thema Linksextremismus durchsetzen kann.
       
       Die Regierungsfraktionen von CDU und Grünen hatten sich bereits am
       Wochenende mit SPD und FDP geeinigt, unter diesen Bedingungen einen von den
       beiden Fraktionen gemeinsam beantragten Untersuchungsausschuss zu
       verweigern. Das Verhalten der AfD widerspreche dem Geist des
       Minderheitenschutzes. Laut Landtagsstatuten muss ein Untersuchungsausschuss
       eingesetzt werden, wenn dies von mindestens einem Viertel der Abgeordneten
       oder von zwei Fraktionen beantragt wird.
       
       „Soll die AfD doch vom Staatsgerichtshof klären lassen, ob sie mit ihrem
       taktischen Verhalten die Landtagsstatuten missbraucht oder nicht“, erklärte
       der Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Reinhardt, gegenüber der taz. Er
       wolle zudem das Landtagsgesetz so ändern, dass vom Minderheitenschutz
       künftig nur noch Fraktionen profitieren, die tatsächlich aus zwei Parteien
       bestehen.
       
       Anfang Juli war die AfD-Fraktion wegen des Streit um den
       AfD-Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon und dessen antisemitische
       Schriften zerbrochen. Kurz danach hatten die Fraktionen gemeinsam einen
       Untersuchungsausschuss beantragt, der angebliche Verflechtungen von
       Parteien und Linksextremismus im Land untersuchen soll. Bei einer
       gemeinsamen Klausurtagung vergangene Woche in Titisee-Neustadt hatten sie
       dann ihre Wiedervereinigung angekündigt.
       
       Die baden-württembergische Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne)
       forderte die AfD auf, den Zusammenschluss bis zur Parlamentssitzung am 28.
       September zu vollziehen. „Das Parlament ist keine Spielwiese“, mahnte Aras.
       Es dränge sich der Verdacht auf, dass die beiden Fraktionen bewusst ihren
       Zusammenschluss verzögerten.
       
       Rüdiger Klos, designierter Vizefraktionsführer, erklärte: „Uns schreibt
       niemand außerhalb der AfD vor, was wir zu machen haben.“ Zunächst müsse
       geklärt werden, ob eine Fraktion der anderen beitrete, oder eine neue
       Fraktion gegründet werden müsse. Meuthen, der auch zukünftig die Fraktion
       führen soll, führte rechtliche und organisatorische Gründe für die
       Verzögerung an. „Ich glaube nicht, dass wir das bis zum 28. September
       schaffen“, sagte er. „Das hat nichts mit Taktik zu tun.“ Auf Anfrage der
       taz bestritt er Gerüchte, dass es eine Bedingung für die Fusion beider
       Fraktionen gewesen sei, den Untersuchungsausschuss noch getrennt
       durchzusetzen: „Das ist Quatsch, das stimmt nicht“, sagte Meuthen in
       Berlin.
       
       Es dürfte in der Sache auch um Geld gehen. Allein die neu gegründete
       ABW-Fraktion hat nach Berichten der FAZ Fraktionszuschüsse in Höhe von
       300.000 Euro, die im Fall ihrer Auflösung verfallen würden.
       
       19 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Stieber
   DIR Sabine am Orde
       
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