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       # taz.de -- Reform der Grundsteuer: Für viele Mieter wird es teurer
       
       > Am Freitag will der Bundesrat über die Reform der Grundsteuer
       > entscheiden. Was das für Bodenbesitzer, -nutzer und Mieter bedeutet.
       
   IMG Bild: Ob, was und wieviel gebaut wird, entscheidet immer auch die Grundsteuer
       
       Berlin taz | Diese Steuer betrifft jeden Mieter – ihre Reform auch. Zur
       Änderung der Grundsteuer bringen Hessen, Niedersachsen und zwölf weitere
       Länder an diesem Freitag ein Gesetz in den Bundesrat ein. In Ballungsräumen
       könnte die Belastung für die Mieter steigen. Das ruft Kritiker auf den
       Plan.
       
       Heute wird die Grundsteuer mithilfe von Immobilienwerten berechnet, die aus
       den Jahren 1935 (Ost) und 1964 (West) stammen. Weil dies die wirklichen
       Werte verzerrt, mahnte der Bundesfinanzhof eine Reform an. Beim
       Bundesverfassungsgericht sind Klagen anhängig.
       
       Nun wollen die Länder künftig die Grundstückspreise und die Baukosten der
       Gebäude in die Berechnung einbeziehen. Außerdem soll es Faktoren geben, mit
       denen der Bund, die Länder und die Städte die Höhe der Steuer beeinflussen
       können.
       
       Weil die Immobilienwerte besonders in attraktiven Städten während der
       vergangenen Jahrzehnte stark gewachsen sind, wird die Grundsteuer dort dann
       wohl höher ausfallen. „Das Ländermodell kann zu einer steigenden Belastung
       in Ballungsgebieten führen“, sagt Thilo Schaefer vom Institut der deutschen
       Wirtschaft in Köln.
       
       Diesen Effekt spüren in erster die Linie die Mieter – die ohnehin
       vielerorts mit steigenden Kosten kämpfen. Denn die Hausbesitzer dürfen die
       Grundsteuer, die sie ans Finanzamt abführen, auf die Miete umlegen. In
       Regionen, in denen die Immobilienpreise stagnierten, könnte die Steuer
       dagegen sinken. Insgesamt soll das Aufkommen der Steuer (zuletzt 13
       Milliarden Euro), die den Kommunen zusteht, nicht zunehmen.
       
       Außer Bayern ist auch der Hamburger Senat nicht mit dem Reformvorschlag
       einverstanden. Denn wie in München oder an den bayerischen Seen müsste die
       Grundsteuer an der Alster besonders stark zunehmen. Der Senat könnte sie
       dank Landesfaktor zwar insgesamt auf dem bisherigen Niveau halten. Trotzdem
       stiege die theoretische Steuerkraft Hamburgs, und die Hansestadt müsste
       mehr Geld in den Länderfinanzausgleich einzahlen.
       
       Gegen den Ländervorschlag wendet sich auch ein Bündnis aus Bürgermeistern
       und Verbänden, darunter der Naturschutz- und der Mieterbund. Man fordert,
       die Werte der Gebäude aus der Neuberechnung auszuklammern. Nur der Preis
       des Bodens soll zum Maßstab werden. „Das würde einen stärkeren Anreiz
       setzen, brachliegende Grundstücke zu bebauen“, begründet Tübingens
       Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne): Müsste ein Immobilienbesitzer für
       eine leere Fläche etwa pro Jahr 700 statt heute 100 Euro zahlen, könnte das
       den Ausschlag geben, ein Wohnhaus zu errichten und die Steuer aus den
       Mieteinnahmen zu finanzieren.
       
       22 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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