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       # taz.de -- Bahn-Werbespot mit Eko Fresh: Relaxt im Regionalexpress
       
       > Der Kölner Eko Fresh rappt für die Deutsche Bahn über das Bayern-Ticket.
       > Das Lied ist sogar gut, solange man nicht das zugehörige Video ansieht.
       
   IMG Bild: Ein bißchen „zu“ Hip-Hop: Graffiti am Zug
       
       In irgendeinem Tresor muss sie liegen, die Studie, die Rapmusik als Garant
       für Markenerfolg identifiziert. Bindet sie ein junges Publikum ans
       Unternehmen? Stärkt sie den Markenkern? Erschließt Rapmusik gar
       „bildungsferne Schichten“?
       
       Viele Unternehmen scheinen die Antworten zu kennen und lassen gleich ihre
       Angestellten auftreten. Ob [1][BMW-Praktikums-Rap], den Berufsstand des
       Bankers kräftig aufpolierende [2][Sparda-Auszubildende] oder die Polizei
       aus [3][“Wild Wedding“] – Rap scheint der heiße Scheiß zu sein. Bleibt zu
       hoffen, dass die Betroffenen aus Eigeninitiative handeln (schlimm) statt
       dazu gedrängt zu werden (noch schlimmer). Auch professionell produzierte
       Clips bedienen sich der populären Musikrichtung, wie vor einigen Monaten
       der BVG-Spot [4][“Is' mir egal“].
       
       Gerade möchte man eine Partei gründen gegen die „Rapisierung des
       Werbelandes“, da kommt die Deutsche Bahn mit ihrem neuen Werbevideo –
       welches zumindest einige der Schmerzen lindert, die [5][rappende
       Auszubildende von Edeka] und Co. in der Vergangenheit treffsicher zu
       verursachen wussten.
       
       [6][Mit dem dreiminütigen Clip] wirbt die Bahn für das Bayern-Ticket, zu
       dem der Kölner Eko Fresh auf einem wabernden, aber schlichten Beat die Raps
       beisteuert. „Und es werden wieder Wege neu entdeckt / Also lehnt euch mal
       relaxt zurück im Regionalexpress“, näselt der zurückgelehnt klingende Fresh
       auf dem Track namens „Rollin“. Für maximale Viralität sorgen beim
       Bahn-Video natürlich nicht nur Rapmusik und Eko Fresh, sondern auch der
       obligatorische Hashtag, für den die Bahn um nicht weniger als zwölf Ecken
       gedacht hat: #WirEntdeckenBayern.
       
       Zu entdecken gibt es aber noch mehr als nur den Freistaat. So zum Beispiel
       die Kaskade an Klischees, die man beinahe vermissen würde, käme eine
       Werbung zur Abwechslung mal ohne sie aus. Nicht nur wird den Zuschauenden
       endlich vermittelt, dass nicht alle Bahnmitarbeiterinnen hässlich sind,
       sondern auch, dass BayerInnen immer noch ausschließlich Lederhosen oder
       Dirndl tragen.
       
       Noch peinlicher wird es, wenn die Bahn beherzt in die Hip-Hop-Klischeekiste
       greift. Dort findet sie nämlich Rap (Eko Fresh), Breakdance
       (Bomberjacken-Mädchen mit großen Ohrringen), lässt aber neben DJing auch
       Graffiti aus – die sogenannten vier Säulen der Kultur, deren Name gern
       deckungsgleich mit Rapmusik verwendet wird. Wäre es nicht viel
       „authentischer“ gewesen, liebe Bahn, einen vollgesprayten Regionalexpress
       zu zeigen?
       
       Schade: Auch wenn Routinier Eko Fresh den Song über das
       Haus-Maus-Reimniveau vieler anderer Werberaps hinausführt, verkommt Spot am
       Ende zur gleichen kommerziellen Kulturaneignungs-Party wie viele vor ihm
       schon.
       
       5 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=VM36TAo6i5o
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=ZSazzpSqljw
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=2Qle4Y-sZpc
   DIR [4] https://www.youtube.com/watch?v=xvcpy4WjZMs
   DIR [5] https://www.youtube.com/watch?v=qj-QpdjvHWY
   DIR [6] https://www.youtube.com/watch?v=xRdd7fyO-OY
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Yannick Ramsel
       
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