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       # taz.de -- Kommentar Bahamas-Leaks und EU: (Noch mehr) Fehler im System
       
       > Die Bahamas-Enthüllungen zeigen mal wieder: Für EU-Kommissare gibt es
       > keine Kontrolle. Das schadet der Glaubwürdigkeit der EU.
       
   IMG Bild: Neelie Kroes' Bahamas-Geheimnis wurde jetzt gelüftet
       
       Erst kamen die LuxLeaks, dann die Panama-Papers, [1][nun die
       Bahamas-Enthüllungen]. Und jedes Mal fällt die EU-Kommission aus allen
       Wolken, denn jedes Mal steckt sie mittendrin im Skandal. Nach
       Kommissionschef Jean-Claude Juncker (LuxLeaks) und Energiekommissar Miguel
       Arias Cañete (Panama Papers) trifft es nun die frühere
       Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Zufall? Wohl kaum.
       
       Die Brüsseler Behörde brüstet sich zwar gern mit den striktesten
       Ethikregeln der Welt. Tatsächlich müssen alle EU-Kommissare ihre
       Vermögensverhältnisse und Geschäftsinteressen offenlegen. Doch gegen
       unvollständige oder falsche Angaben kann die Kommission angeblich nichts
       tun. Bisher werden die Selbstauskünfte der Kommissare nicht einmal
       überprüft.
       
       Das ist ein Fehler im System. Ein weiterer ist, dass Verstöße gegen die
       Offenlegungspflicht nicht geahndet werden. Den Sündern droht nicht einmal
       die Abwahl – denn sie sind ja nicht gewählt.
       
       Versagt hat aber nicht nur die viel gescholtene EU-Behörde. Versagt hat
       auch das Europaparlament. Die Abgeordneten müssen jeden einzelnen Kommissar
       vor der Ernennung bestätigen. In der Praxis erfolgt die Bestätigung jedoch
       en bloc, also für das gesamte Team. Und die Anhörungen sind zu lasch. Echte
       Kontrolle übt das EU-Parlament nicht aus.
       
       Die Wahl von Kommissionschef Juncker sollte all das eigentlich ändern. Der
       Luxemburger war Spitzenkandidat der Konservativen, er wurde vom gesamten
       Europaparlament aufs Schild gehoben. Doch mehr Kontrolle bedeutet das
       nicht, wie die LuxLeaks-Affäre gezeigt hat. Im Gegenteil: Juncker kann sich
       auf Parlamentschef Martin Schulz und die große Koalition in Straßburg
       verlassen.
       
       Nie war die Kungelei in Brüssel so deutlich wie heute, nie war die
       Kontrolle so schwach. Kein Wunder, dass es immer wieder Skandale gibt – und
       die Glaubwürdigkeit der EU weiter in den Keller geht.
       
       23 Sep 2016
       
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