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       # taz.de -- Kommentar Wiener Flüchtlingsgipfel: Vor allem Grenzen sichern
       
       > Es ging in Wien nicht darum, die Migration in geordnete Bahnen zu lenken.
       > Die europäische Flüchtlingspolitik war schon mal weiter.
       
   IMG Bild: Hier wäre noch Platz für eine zukunftsweisende Flüchtlingspolitik gewesen
       
       Die Außengrenzen sichern, die Balkanroute dicht halten, Frontex stärken,
       Drittstaatenabkommen zwecks Abschiebung abgelehnter Asylbewerber ausdehnen:
       Dies waren die Stichworte [1][des Flüchtlingsgipfels von Wien].
       
       Schließlich gelte es, so EU-Ratspräsident Donald Tusk, den Zugang
       „illegaler Migranten“ zu verhindern. In diesem Ansatz jedoch ist
       impliziert, dass a priori alle Migranten illegal sind, schlicht weil legale
       Zugangswege gar nicht vorgesehen sind. Vor wenigen Monaten noch schien es,
       als wäre die Diskussion in Europa ein Stück weiter.
       
       Wer Schleusern das Handwerk legen wolle, hieß es damals, der müsse über
       sichere Zugangswege für politisch Verfolgte und Kriegsflüchtlinge nach
       Europa nachdenken, also über Möglichkeiten, Asyl oder humanitären Schutz
       nicht erst nach einer lebensgefährlichen Bootsfahrt zu beantragen. Und wer
       die Migration in geordnete Bahnen lenken wolle, komme an einer
       Einwanderungspolitik, die diesen Namen verdient, nicht vorbei.
       
       Stattdessen gilt jetzt wieder: zurück auf Los, auf jenen Stand, auf dem
       Europa jahrelang verharrt hatte. Vielen mag es zum Beispiel einleuchten,
       dass abgelehnte Asylbewerber leichter abgeschoben werden sollen. Doch die
       Praxis zeigt, auf welch rutschiges Gelände Europa sich hier begibt. So
       schloss Italien vor wenigen Wochen erst ein Abkommen mit dem Sudan, am 24.
       August dann wurden 48 Sudanesen in einer Blitzaktion von Turin aus in ihr
       Heimatland ausgeflogen. Wie das – weiterhin geheime – Abkommen lautet, ob
       die Abgeschobenen überhaupt Zugang zu einem regulären Asylverfahren hatten:
       Keiner weiß es. Allzu bekannt ist aber, wie es im Bürgerkriegsland Sudan um
       die Menschenrechte bestellt ist.
       
       In letzter Konsequenz könnte so die ganze Welt zu einer Summe sicherer
       Herkunftsstaaten erklärt werden. Meinte Kanzlerin Merkel dies, als sie auf
       dem Wiener Flüchtlingsgipfel von „humanitärer Verantwortung“ sprach?
       
       25 Sep 2016
       
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