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       # taz.de -- Rot-rot-grüne Planungen im Bund: Größere Lockerungsübung
       
       > SPD, Linke und Grüne planen einen „Trialog für eine progressive Politik“.
       > Klingt steif, könnte aber der Anfang von R2G im Bund werden.
       
   IMG Bild: Wo geht’s hin, kleine grüne Raupe?
       
       Berlin taz | Kann es nach der kommenden Bundestagswahl eine rot-rot-grüne
       Koalition geben? Vielen galt dieses Farbspiel lange als Illusion. Jenen,
       die in R2G eine echte Machtoption sahen, wurde geraten, das Träumen
       einzustellen. Zu unüberbrückbar schienen inhaltliche und habituelle
       Differenzen zwischen Sozialdemokraten und Linken auf der einen, Grünen und
       Linken auf der anderen Seite.
       
       Doch mittlerweile wird Thüringen seit zwei Jahren von
       Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow mit Grünen und Sozis regiert. Und
       auch in Berlin gab der SPD-Regierende Michael Müller am Montag bekannt, mit
       Grünen und Linken Koalitionsgespräche aufzunehmen. Der Zeitpunkt, zu dem
       eine handvoll JournalistInnen in den Bundestag eingeladen wurde, um den
       „Trialog für eine progressive Politik“ von SPD, Grünen und Linkspartei
       präsentiert zu bekommen, war also wohl gewählt.
       
       Unter dem sperrigen Titel wird es am 18. Oktober in Berlin einen
       Gedankenaustausch geben. Die Fraktionsführungen von SPD, Grünen und Linken
       wissen Bescheid. Dass anders als bei sonstigen derartigen Gesprächen
       diesmal die Medien offensiv informiert werden, soll den eigenen Leuten,
       aber auch der Union zeigen: Seht her, es gibt auch noch andere Optionen als
       die Große Koalition.
       
       Am Dienstag sprach Matthias Miersch denn auch von einer „größeren
       Lockerungsübung“. Der SPD-Abgeordnete, Sprecher der Parlamentarischen
       Linken, erzählte, dass am 18. Oktober nicht nur die üblichen Vertreter
       dabei sein sollen, die sich ohnehin für eine Öffnung der SPD zur Linken
       einsetzen. Sondern diesmal auch Mitglieder des konservativen Seeheimer
       Kreises und der Netzwerker vom Reformerflügel.
       
       ## Keine Koalitionsverhandlungen
       
       Miersch und seine Fraktionskollegin Dagmar Schmidt stellten mehrfach klar,
       dass es beim Trialog keineswegs um Koalitionsverhandlungen gehe. Vielmehr
       wolle man den „aktuellen Entwicklungen etwas entgegensetzen“. Laut
       derzeitigen Umfragen hat die rechtspopulistische AfD gute Aussichten, ins
       nächste Parlament einzuziehen.
       
       Auch die Grüne-Fraktionsvize Katja Dörner betonte, es handele sich bei dem
       neuen Format nicht um Koalitionsverhandlungen. Seit die Grünen in
       Baden-Württemberg erfolgreich mit der CDU regieren und auch in Hessen mit
       den Christdemokraten geräuschlose Koalitionsarbeit leisten, glauben immer
       mehr in der Partei an Schwarz-Grün auch im Bund. R2G sei denn auch „eine
       mögliche Konstellation, die wir vorbereiten“, sagte Dörner. Sie persönlich
       glaube an die Kraft des Wortes. Es könne deshalb „nur gut sein, wenn bis
       zur Wahl schon miteinander gesprochen wurde“.
       
       Auch Jan Korte von der Linken ist Fraktionsvize. Er wirbt seit Langem für
       Regierungsbeteiligungen seiner Partei. Aber anders als noch vor zehn
       Jahren, sagte er, müssten sich heute SPDler nicht mehr für Treffen mit
       Linken bei der Fraktionsführung rechtfertigen. Mit dem anstehenden Trialog
       solle ein Forum etabliert werden, in dem „auch Leute aus der zweiten und
       dritten Reihe miteinander diskutieren“. Lästereien nach dem Muster „Bei
       euch ist aber der doof“ seien hinlänglich strapaziert worden. Jetzt werde
       mal offen miteinander gesprochen. Seine Fraktionskollegin, die
       stellvertretende Parteivorsitzende Caren Lay, setzt auf rot-rot-grünen
       „Rückenwind aus Berlin“.
       
       „Was sich daraus ergibt, da sind wir in einem lernenden Prozess“, sagte
       SPD-Mann Miersch. Die Grüne Katja Keul stellte klar, man wolle mit dem
       Trialog „nicht provozieren, sondern Wege ausloten“. Dem 18. Oktober sollen
       weitere Termine folgen.
       
       28 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anja Maier
       
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