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       # taz.de -- Nabu warnt vor Klagewelle in Hamburg: Widerstand gegen Autobahn
       
       > Naturschutzbund Nabu und Anwohner kritisieren geplante Hafenquerspange im
       > Süden Wilhelmsburgs. Dabei gebe es eine Alternative, bei der der Bund
       > mitzöge
       
   IMG Bild: Die Köhlbrandbrücke in Hamburg verbindet Wilhelmsburg mit der A7. Hier mit Baustellenschild.
       
       Hamburg taz | Eine Autobahn quer durch Wilhelmsburg – der Naturschutzbund
       Nabu und der Verein Zukunft Elbinsel halten das für eine fatale
       Fehlplanung. Die Ost-West-Autobahn wäre eine „ökologische Katastrophe“ und
       verkehrlich wie ökonomisch unsinnig, sagen sie. „Hamburg stünde eine neue
       Protest- und Klagewelle bevor, ehe nur ein Kilometer Straße gebaut würde“,
       prophezeit der Nabu.
       
       Die Autobahn würde zusätzlichen Verkehr erzeugen und den Ausbau der U-Bahn
       in Frage stellen, warnen die Kritiker. Zudem beschnitte sie die
       städtebaulichen Entwicklungsmöglichkeiten Wilhelmsburgs, kritisiert der
       Verein Zukunft Elbinsel. Dabei gebe es eine Alternative, an der sich der
       Bund nach Signalen aus Berlin ebenfalls beteiligen würde.
       
       Das Thema einer Verbindung der Autobahnen 7 und 1 quer durch den Hafen wird
       unter dem „Stichwort“ Hafenquerspange“ seit Jahrzehnten diskutiert. Die
       aktuelle Südvariante stellte der schwarz-grüne Senat 2009 vor: im Bogen um
       Moorburg herum und südlich, teils in einem Trog an Wilhelmsburg vorbei. Das
       galt als Fortschritt gegenüber dem Plan, nördlich von Wilhelmsburg eine
       riesige Autobahnbrücke über den Spreehafen zu spannen.
       
       Die Südvariante hat das schwarz-rote Bundeskabinett im August mit knapp 900
       Millionen Euro im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans für
       2030 veranschlagt. Stimmt der Bundestag zu, ist der Weg frei. Doch der Nabu
       und der Verein Elbinsel plädieren dafür, dieses Fass noch einmal auf zu
       machen und das Geld für eine verbesserte Nord-Variante zu verwenden, die
       keine Autobahn wäre: eine neue Köhlbrand-Querung, die wegen des Alters der
       Köhlbrandbrücke ohnehin fällig ist, einen Ausbau des Veddeler Damms und
       einen Tunnel unter der Veddel.
       
       „Im südlichen Verlauf gibt es verschiedene Naturräume, die stark betroffen
       sind“, sagt der Nabu-Vorsitzende Alexander Porschke. Dabei sei die ins Auge
       gefasste Variante mit Abstand die schädlichste. Sie würde Lebensräume mit
       53 Pflanzen- und zwölf Brutvogelarten der Roten Liste zerstören. An den
       Kragen gehen könnte es dem Wachtelkönig ebenso wie der Bekassine und dem
       Moorfrosch.
       
       Porschke befürchtet, dass eine Autobahn im Süden auch haushalterisch
       blödsinnig wäre für die Stadt. „Das läuft darauf hinaus, dass die
       Köhlbrand-Querung auf Hamburger Kosten gehen wird“, sagt er, denn auf deren
       Erneuerung werde die Hafenwirtschaft bestehen und zweimal werde der Bund
       nicht bezahlen.
       
       Die Frage dabei wäre, ob er für die Nordvariante überhaupt zahlen würde,
       denn sie wäre weder Autobahn noch Bundesstraße. Manuel Humburg vom Verein
       Zukunft Elbinsel verweist dazu auf eine Podiumsdiskussion des
       Umweltverbandes BUND zum Bundesverkehrswegeplan am Montag in der
       baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin. Dort habe der
       parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Enak Ferlemann
       (CDU) gesagt, es könne über die Beteiligung des Bundes an einer solchen
       Nordvariante alternativ zu einer Südspange verhandelt werden.
       
       29 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
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