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       # taz.de -- Kongress für eine andere Landwirtschaft: „Ernährung wird immer wichtiger“
       
       > Am Wochenende findet zum zweiten Mal der „Wir haben es satt“-Kongress
       > statt. Jochen Fritz von der Kampagne Meine Landwirtschaft über gutes
       > Essen in der Stadt.
       
   IMG Bild: Für die Agrarwende hin zur ökologischen Landwirtschaft: Das will die Wir-haben-es-satt-Bewegung.
       
       taz: Herr Fritz, die TeilnehmerInnen der Wir-haben-es-satt-Demonstrationen
       sind sich einig darin, dass die Agrarpolitik grundsätzlich reformiert
       werden muss. Wozu dann ein Kongress? 
       
       Jochen Fritz: Ich glaube, wir sind uns einig darüber, was wir nicht wollen:
       riesige Tierfabriken, Gentechnik auf dem Acker. Aber wir müssen uns schon
       intensiv darüber unterhalten, wie die künftige Landwirtschaft aussehen
       soll. Und in diesem Jahr gibt es zwei besondere Aufreger: Einmal die Frage,
       was wir gegen das Höfesterben tun können, und dann die Fusion von Bayer und
       Monsanto.
       
       Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller wird den Kongress mit
       eröffnen, insgesamt spielen agrarpolitische Fragen in der Stadt aber eine
       kleinere Rolle als auf dem Land. Oder? 
       
       Ich finde schon, dass sich da in Berlin viel tut und Ernährungsfragen auch
       hier immer wichtiger werden. Insgesamt müssen Berlin und Brandenburg bei
       diesem Thema aber noch viel besser zusammenarbeiten, damit es mehr
       Vernetzung zwischen Stadt und Land gibt.
       
       Der Kongress kooperiert mit dem Stadt Land Food-Festival, das parallel in
       der Markthalle Neun stattfindet. Ein Mekka für gutes Essen – und
       gleichzeitig ein Ort, der für einen Teil der Bewohnerschaft im Kiez
       unzugänglich geworden ist, weil sie sich das Angebot dort nicht leisten
       können. Wie stehen Sie zu dieser Frage? 
       
       Dieses Festival kostet keinen Eintritt, und es steht auch nicht das
       Verkaufen im Vordergrund, sondern die Werkstätten. Da kann jeder aus dem
       Kiez seinen Kindern zeigen, wie Essen hergestellt wird. Aber man muss man
       ganz klar sagen: Wir brauchen höhere Preise, damit die Bauern von ihren
       Produkten leben können. Gleichzeitig ist es natürlich eine Katastrophe,
       dass immer mehr Menschen sich nicht mehr hochwertige Lebensmittel leisten
       können, sondern auf die Discounter angewiesen sind.
       
       Können Sie einen Teil des Programms besonders empfehlen? 
       
       Ich finde spannend, dass unsere Kritiker auch kommen: Der Deutsche
       Bauernverband und der Bund für Lebensmittelrecht werden am Freitagabend auf
       dem Podium sitzen. Das wird bestimmt interessant.
       
       28 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
       
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