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       # taz.de -- Streit um Linken-Spitzenkandidatur: Wagenknechts Machtanspruch
       
       > Die Parteiführung überrumpelt: Wagenknecht und ihr Co-Fraktionschef
       > Bartsch wollen als Duo die Linkspartei in den Bundestagswahlkampf führen.
       
   IMG Bild: Sahra Wagenknecht (links) und Dietmar Bartsch (rechts): das neue Traumduo der Linkspartei?
       
       Berlin taz | Bis zur Bundestagswahl dauert es zwar noch fast ein Jahr, doch
       in der Linkspartei ist bereits jetzt ein Machtkampf um die
       Spitzenkandidatur entbrannt. Die Bundestagsfraktionsvorsitzenden Sahra
       Wagenknecht und Dietmar Bartsch wollen die Partei als Duo in den Wahlkampf
       führen – und dabei die Parteiführung außen vor lassen.
       
       „Es ist naheliegend, dass die Fraktionsvorsitzenden die Partei auch im
       Wahlkampf führen“, sagte Wagenknecht am Mittwoch bei einem Pressefrühstück
       im Bundestag. Dementsprechend erwarte sie auch, dass in dieser
       Angelegenheit zeitnah entschieden werde.
       
       Auf einem einem Treffen des geschäftsführenden Bundesvorstands und der
       Landeschefs im Karl-Liebknecht-Haus, der Berliner Parteizentrale der
       Linkspartei, soll sich Wagenknecht am Montag noch unmissverständlicher
       geäußert haben. Für ein Spitzenquartett – zu dem neben ihr und Bartsch auch
       die beiden Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger gehören
       könnten – stünde sie nicht zur Verfügung. In der Sitzung soll das Wort
       „Erpressung“ gefallen sein, berichtet Spiegel Online unter Berufung auf
       mehrere Teilnehmer der Runde.
       
       Brisant ist Wagenknechts überraschender Vorstoß, weil den überrumpelten
       Parteichefs Kipping und Riexinger das Vorschlagsrecht zugeschrieben wird.
       Riexinger wollte sich denn auch auf Nachfrage der taz nicht auf ein
       Spitzenduo Wagenknecht/Bartsch festlegen. Noch sei nichts entschieden. „Es
       werden verschiedene Modelle diskutiert“, sagte Riexinger der taz. „Und zwar
       alle möglichen Konstellationen von Vierer-Teams bis zu zwei
       Spitzenkandidatinnen.“
       
       Zur Bundestagswahl 2013 präsentierte die Linkspartei sogar ein Spitzenteam
       aus acht Leuten. Neben dem damaligen Fraktionschef Gregor Gysi standen mehr
       oder weniger prominente LinksparteilerInnen, die nach Proporz und
       Befindlichkeit ausgewählt waren – darunter auch die Parteilinke Wagenknecht
       und der „Reformer“ Bartsch.
       
       ## Streit um Wahlkampfstrategie
       
       Er sehe „gar keinen Druck“, eine schnelle Entscheidung herbeizuführen,
       sagte Riexinger. „Wir werden das bis zum Jahresende entscheiden und im
       Januar an die Öffentlichkeit gehen“, sagte er. „Da kann es keine Ultimaten
       geben.“ Erst werde über Modelle und dann über Namen geredet. „Und die
       müssen dann ja auch zur Wahlstrategie passen.“
       
       Genau die ist jedoch das zweite heikle Thema in der Linkspartei.
       Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter Matthias Höhn hatte bereits einen
       Vorschlag für eine Wahlkampfstrategie vorgelegt, welche Hoffnung auf
       Veränderung wecken und offensiv für ein Regierungsbündnis mit SPD und
       Grünen werben sollte. Doch damit erlitt er auf der letzten
       Bundesvorstandssitzung Schiffbruch. Der Vorschlag sei „versenkt“ worden, so
       Wagenknechts Worte.
       
       „Für viele ist schlicht nicht nachvollziehbar, wieso man mit Grünen, die
       sich Richtung CDU bewegen, und einer SPD, die Ceta zustimmt, eine Koalition
       suchen sollte“, schilderte Vorstandsmitglied Raul Zelik auf Facebook die
       Stimmung in der Sitzung. „Es wurde dann beschlossen, ein grundlegend neues
       Strategiepapier zu erarbeiten.“ Das sei „zwar unerfreulich für die Leute,
       die sich viel Mühe gemacht haben, aber ist eben auch ein Ausdruck davon,
       dass eine Mehrheit im Parteivorstand von der R2G-Offensive eher genervt
       ist.“
       
       Riexinger mildert ab. Es habe sich um einen allerersten Aufschlag gehandelt
       – und auch bei der Strategie gebe es gar keinen Zeitdruck.
       
       28 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
       ## TAGS
       
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