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       # taz.de -- Interview mit Wagenknecht und Petry: Ein rechtes Konsensgespräch
       
       > Sahra Wagenknecht und Frauke Petry haben der „FAS“ gemeinsam ein
       > Interview gegeben. Bei vielen Themen klingen die Positionen sehr ähnlich.
       
   IMG Bild: „Damit haben Sie gerade AfD-Positionen referiert“: Petry zu Wagenknecht
       
       Berlin taz | Was unterscheidet die Linkspartei von der AfD? Diese Frage ist
       neuerdings schwer zu beantworten. Die linke Fraktionsvorsitzende Sahra
       Wagenknecht hat sich auf ein Streitgespräch mit AfD-Chefin Frauke Petry
       eingelassen, das jetzt in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS)
       erschien. Beide Frauen „sind oft näher beieinander als gedacht“, konnte die
       FAS erfreut titeln und stellte „viel Konsens“ fest. Die Zeitung übertreibt
       nicht.
       
       Die AfD versucht bekanntlich zu punkten, indem sie den Zuzug von
       Flüchtlingen ablehnt. Auch Wagenknecht findet, dass „entscheidend“ sei,
       „Menschen in Not dort zu helfen, wo sich die meisten Notleidenden ohnehin
       befinden: in den Herkunftsländern und in den angrenzenden Regionen“. Petry
       ist begeistert: „Damit haben Sie gerade AfD-Positionen referiert, Frau
       Wagenknecht.“
       
       Ein weiteres AfD-Lieblingsthemen ist das „Bekenntnis zum Nationalstaat“,
       also die Ablehnung der EU. Wagenknecht distanziert sich zwar von diesem
       „muffigen Nationalismus“, aber faktisch will sie die EU auch abschaffen:
       „Die Rückverlagerung der Kompetenzen auf die Staaten ist eine Frage der
       Demokratie.“ Diese Position „teilen wir“, sagt Petry zufrieden. „Demokratie
       und Transparenz funktionieren in kleinen Verbünden viel besser als in
       großen.“
       
       Allein bei der Sozial- und Steuerpolitik zeigen sich deutliche Differenzen.
       Wagenknecht plädiert für einen Spitzensteuersatz von 53 Prozent, der auch
       auf Kapitalerträge gezahlt werden soll. Petry ist dezidiert neoliberal: Man
       wolle „einen schlanken Staat“ und „keine Steuererhöhungen“.
       
       ## Wagenknechts Kalkül
       
       Wagenknechts Kalkül ist leicht zu durchschauen: Sie will die Wähler
       zurückholen, die von der Linkspartei zur AfD gewechselt sind. Bei der
       Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern haben die Linken 16.000 Stimmen an
       die Rechtspopulisten verloren, bei der Wahl in Berlin waren es 12.000.
       Nicht mehr die Linken sind die Protestpartei – sondern die AfD.
       
       Auch soziologisch zeigt sich, dass die Linken ihre Basis verlieren: Die AfD
       ist inzwischen die größte Arbeiterpartei, wie eine Erhebung von
       infratest-dimap in Mecklenburg-Vorpommern ergab. Der Arbeiteranteil unter
       den AfD-Wählern war dort mit 33 Prozent so hoch wie bei keiner anderen
       Partei; bei den Arbeitslosen betrug er satte 29 Prozent.
       
       Interessant sind auch die Leerstellen im Streitgespräch. Wagenknecht
       vermeidet es, den Rassismus der AfD klar zu benennen. Seitdem kaum noch
       neue Flüchtlinge kommen, haben sich die Rechtspopulisten darauf verlegt,
       Angst vor den Muslimen zu schüren. Dazu sagt Wagenknecht nichts. Das könnte
       ja schon wieder Wähler kosten.
       
       3 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrike Herrmann
       
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