URI: 
       # taz.de -- AfD-Landesvizepräsident in Meck-Pomm: Ganz weit rechts
       
       > Die AfD in Meck-Pomm will Ralph Weber als Vize. Damit sendet die Fraktion
       > vor der ersten Landtagssitzung ein deutliches Signal.
       
   IMG Bild: Alles andere als zurückhaltend: der AfD-Abgeordnete Ralph Weber
       
       Hamburg taz | Die erste Sitzung des neuen Landtages in
       Mecklenburg-Vorpommern an diesem Dienstag birgt sogleich die erste
       Auseinandersetzung. Um 13 Uhr beginnt im Staatstheater die Konstituierung
       des 7. Landtages. Rechts des Präsidiums werden die AfD-Mandatsträger ihre
       Plätze einnehmen. Und sie werden ihren Abgeordneten Ralph Weber als
       Landtagsvizepräsidenten vorschlagen. Der Vorschlag Webers ist ein Signal
       dafür, wie weit rechts sich die AfD-Fraktion um Leif-Erik Holm im Parlament
       positionieren will.
       
       Die AfD hatte Weber nicht auf die Landesliste stellen wollen. Aus gutem
       Grund: Anders als der zukünftige Fraktionsvorsitzende Holm tritt Weber
       wahrlich nicht moderat auf. Der Professor für Arbeitsrecht und
       Rechtsgeschichte an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald erscheint
       in Thor-Steinar-Kleidung, der beliebten Modemarke der rechten Szene. Er
       ließ Maik Bunzel von der Rechtsrock-Band „Hassgesang“, promovieren,
       erklärte, Deutschland müsse „auch in Zukunft deutsch“ bleiben und dürfe
       „nicht multikulturalisiert“ werden und beklagt eine „Umvolkung“.
       
       Die SPD-Fraktion entschied vergangene Woche, die Kandidatur des 55-Jährigen
       zum Landtagsvizepräsidenten nicht zu unterstützen. Fraktionschef Mathias
       Brodkorb sagte, Weber habe den Kniefall des ehemaligen SPD-Bundeskanzlers
       Willy Brandt in Warschau als Verrat an der Heimat bezeichnet. Das sei ein
       Angriff auf eine der größten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, auf
       einen Kanzler, der durch sein Handeln einen Baustein für die Deutsche
       Einheit auf den Weg gebracht habe, so Brodkorb.
       
       Die AfD stellt die zweitstärkste Fraktion im Landtag. Und Weber ist nicht
       bloß Fraktionsmitglied: Im Zuge der Wahl Holms zum Vorsitzenden bestimmten
       die Abgeordneten Weber zu einem von drei Fraktionsvizen, die alle eins
       gemein haben – sie stehen weit rechts.
       
       ## „Urlaub vom Multikultiwahn machen“
       
       Holger Arppe etwa trat kurz vor der Wahl auf einer Veranstaltung des von
       Jürgen Elsässer herausgegebenen extrem rechten Magazins Compact auf. Titel:
       „Islam – Gefahr für Europa“. Dort erklärte der 42-jährige Rostocker seine
       Sympathie für die rechtsextreme „Identitäre Bewegung“: „Die sind klug, die
       sind gewitzt, die sind kreativ und genau deswegen hat das System Angst vor
       diesen Leuten und hetzt ihnen den Verfassungsschutz auf den Hals“.
       
       An anderer Stelle sagte der in erster Instanz wegen Volksverhetzung
       verurteilte Arppe, seine Partei werde in Mecklenburg-Vorpommern gewählt,
       weil das Bundesland eben noch nicht vom Multikulturalismus geprägt sei –
       eine „Insel der Glückseligen“.
       
       Sein Parteikollege Enrico Komning, früher FDP und Schill-Partei, will seine
       burschenschaftliche Prägung in der parlamentarischen Arbeit nutzen. Der
       Rechtsanwalt gehört der Greifswalder Burschenschaft „Rugia“ an, die
       Rechtsextreme für Vorträge einlädt und der NPDler wie der Holocaustleugner
       Rigolf Hennig angehören. Im rechtsextremen Magazin Zuerst! erklärte der
       48-jährige Komning: „Bei uns prägen weit weniger Asylbewerber und
       sogenannte Flüchtlinge das Straßenbild als woanders in Deutschland.“ Man
       könne dort also „Urlaub vom Multikultiwahn der deutschen Großstädte
       machen“.
       
       Als Alterspräsidentin wird Christel Weißig die konstituierende Sitzung des
       Landtags eröffnen. Die 70-Jährige ist die einzige weibliche AfD-Abgeordnete
       in Mecklenburg-Vorpommern. Auf Facebook erklärte sie, es sei kein
       Rassismus, wenn man sein Land vor „Scheinasylanten“, „kriminellen Gangs“
       oder einem „Überangebot an Moscheen retten möchte“.
       
       4 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Rechtspopulismus
   DIR Mecklenburg-Vorpommern
   DIR Faschisten
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Mode
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR AfD Hamburg
   DIR Jörg Meuthen
   DIR Schwerpunkt Landtagswahlen
   DIR Schwerpunkt AfD
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Hetz-Protokolle: Arppe droht die Abwahl
       
       Der Landtag von MV überlegt, wie man den bisherigen AfD-Vorstand Holger
       Arppe, der seine Gewaltfantasien nicht an sich halten kann, rausvoten kann
       
   DIR Brisanter Chat unter Rechten: „Gut gefüllter Waffenschrank“
       
       Der Rostocker AfDler Holger Arppe belastet den des Rechtsterrorismus
       verdächtigen Anwalt Jan Hendrik Hammer schwer.
       
   DIR Widerstand gegen Nazi-Mode: „Der Stadtteil rückt zusammen“
       
       Seit März ist die bei Rechten beliebte Modemarke Thor Steinar mit einem
       Laden in Barmbek vertreten. Rachid Messaoudi organisiert dreimal die Woche
       Proteste.
       
   DIR CDU in Mecklenburg-Vorpommern: Ministerkandidat liked die AfD
       
       Der Staatsanwalt Ott sollte in Mecklenburg-Vorpommern Justizminister
       werden. Doch er drückt „Gefällt mir“ bei Facebookeinträgen der AfD. Die
       Partei zieht ihn zurück.
       
   DIR Hamburger Verfassungsschutz und Politik: Linksjugend böse, AfD ok
       
       Der Leiter des Hamburger Verfassungsschutz lehnt eine Einladung zur
       Diskussion beim linken Jugendverband Solid ab. Mit der AfD hat er keine
       Probleme.
       
   DIR AfD und offen Rechtsextreme: Ein rein taktisches Verhältnis
       
       Ob in Berlin, in BaWü, in Mecklenburg-Vorpommern oder im Saarland: Die AfD
       hält die Tür für Rassisten und Antisemiten offen – bis es Krach gibt.
       
   DIR Urlaub nach der Meck-Pomm-Wahl: Lasst uns zu den Nazis fahren
       
       Auf Usedom erreichte die AfD bis zu 46,8 Prozent, auf Rügen bis zu 32,4
       Prozent. Unser dunkelhäutiger Autor würde dort trotzdem Urlaub machen.
       
   DIR SPD-Kultusminister über Heimat: „Sie huldigen dem Kapitalismus“
       
       Mathias Brodkorb ist Anti-Nazi-Aktivist und SPD-Kultusminister in
       Mecklenburg-Vorpommern. Ist sein Heimatprogramm eine Anbiederung an die
       AfD?