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       # taz.de -- Geberkonferenz für Afghanistan: Taliban senden ein Signal aus Kundus
       
       > Pünktlich zur Konferenz in Brüssel gab es einen Angriff auf die
       > nordafghanische Stadt. Die Taliban wurden am Dienstag zurückgedrängt.
       
   IMG Bild: Wem gehört die Stadt? In diesem Teil von Kundus haben afghanische Sicherheitskräfte die Kontrolle
       
       Berlin/Brüssel taz | Afghanischen Regierungskräften ist es nach eigenen
       Angaben am Dienstag gelungen, viele der von den Taliban am Vortag eroberten
       Stellungen im Zentrum der nordafghanischen Stadt Kundus wieder unter
       Kontrolle zu bekommen. Dies bestätigten US-Militärs, mit deren Hilfe die
       Extremisten vertrieben wurden. Die US-Armee setzte Spezialkommandos und
       auch einen Hubschrauber ein. In Kundus sind auch Berater der Bundeswehr,
       die dort im Rahmen der Nato-Mission „Resolute Support“ offiziell als
       Ausbilder tätig sind.
       
       „Wir haben mehrere Plätze zurückerobert“, sagte Polizeichef Kasim
       Dschangalbagh laut Reuters. Die Taliban erklärten dagegen in
       Internetportalen, ihre Kämpfer seien weiter in der Stadt. Montagfrüh gegen
       zwei Uhr waren die Taliban aus vier Richtungen vorgedrungen. Sie drangen in
       kleinen Kommandos über Wohnviertel, in denen sie die Bevölkerung als
       menschliche Schutzschilde benutzt haben sollen, bis ins Zentrum der Stadt
       vor. Über Opfer gibt es noch keine halbwegs verlässlichen Angaben.
       
       Die Taliban hatten schon vor einem Jahr in einer Blitzoffensive Kundus, wo
       bis Ende 2013 die Bundeswehr stationiert war, überraschend für knapp zwei
       Wochen eingenommen. Bei der Rückeroberung bombardierte die US-Luftwaffe ein
       Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen. 42 Menschen starben. Im April
       scheiterte ein weiterer Versuch der Taliban, die Stadt einzunehmen.
       
       Jetzt ging es wohl weniger um die Eroberung von Kundus als vielmehr um ein
       Signal. Denn am Mittwoch findet in Brüssel eine internationale
       Afghanistan-Geberkonferenz statt, bei der die Regierung mit ihren
       internationalen Unterstützern um eine Fortsetzung der Hilfe verhandelt.
       
       Kabul hofft auf Zusagen im Umfang von drei Milliarden Dollar pro Jahr bis
       2020. Von der Konferenz, der schon am Dienstag Gespräche vorangingen,
       sollte eigentlich ein positives Signal ausgehen. Dem setzten die Taliban
       jetzt ihre Botschaft entgegen.
       
       Bereits am Sonntag hatte sich die EU-Kommission mit Afghanistans Regierung
       auf die Rücknahme für in Europa nicht als asylberechtigt anerkannte
       Afghanen geeinigt. Die EU sagte Kabul auch weitere 200 Millionen Euro zu.
       
       Ob diese an Bedingungen zur Rücknahme von Flüchtlingen gebunden sind,
       wollte die Kommission nicht sagen. Entsprechende Berichte wurden aber auch
       nicht dementiert. Nach Angaben von Hilfsorganisationen sieht die
       Vereinbarung unter dem Titel „Gemeinsamer Weg nach vorne bei
       Migrationsfragen“ die „Rückführung“ von bis zu 80.000 afghanischen
       Flüchtlingen vor.
       
       Über die genaue Zahl wurde offenbar noch bis zum Schluss gefeilscht.
       Offiziell sind Entwicklungshilfe und Flüchtlingspolitik strikt voneinander
       getrennt. Seit dem Türkei-Deal versucht die EU zunehmend, Finanzhilfen von
       der Rücknahme unerwünschter Flüchtlinge abhängig zu machen. Dies sei „eine
       Form der Erpressungspolitik in neokolonialer Manier“, sagte der
       Südasien-Referent von medico international, Thomas Seibert.
       
       4 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven Hansen
   DIR Eric Bonse
       
       ## TAGS
       
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