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       # taz.de -- Grüne und die Berlin-Wahl: Mit Pop an die Regierung
       
       > Die Spitzenkandidatin Ramona Pop könnte die erste grüne Innenministerin
       > in Deutschland werden. In der eigenen Partei ist sie jedoch umstritten.
       
   IMG Bild: Als Pop 2001 ins Abgeordnetenhaus kam, hätte es von den Zahlen her dreimal für eine grüne Regierungsbeteiligung gereicht
       
       Berlin taz | Bei der letzten Berliner Regierung mit Beteiligung der Grünen
       war Ramona Pop gerade einmal 13 Jahre alt. Jetzt stehen die Chancen gut,
       dass die grüne Spitzenkandidatin ihre Partei erstmals seit 1990 wieder in
       den Senat führen kann.
       
       Nicht dass Pop wirklich hätte zittern müssen – seit über einem Jahr schon
       ließen die Wahlumfragen nur noch eine Koalition mit Beteiligung ihrer
       Partei zu. Doch für die Berliner Grünen gilt bei Koalitionen mehr als
       anderswo der Spruch, man habe schon Pferde kotzen sehen vor der Apotheke,
       sprich: das schier Unmögliche erlebt.
       
       Seit 2001, als Pop im Alter von 24 Jahren erstmals ins Abgeordnetenhaus
       kam, hätte es von den Zahlen her dreimal für eine grüne
       Regierungsbeteiligung gereicht. Doch die SPD wollte nie, ging 2001 erst mit
       der PDS/Linkspartei zusammen und ab 2011 mit der CDU. So blieb es bei der
       bisher einzigen rot-grünen Kurzzeit-Koalition zu Wendezeiten.
       
       Jetzt aber kann die SPD offenbar nicht anders, Rot-Rot-Grün ist zurzeit das
       einzige Bündnis, für das es sicher reicht. Und darum könnte es gut sein,
       dass Pop, inzwischen 38 und seit sieben Jahren Fraktionschefin, als erste
       Grüne bundesweit ein Innenministerium leiten wird. Nicht, dass sie das
       gefordert hätte, keineswegs. Pop ließ sich auch nicht zu unbedachten
       Äußerungen hinreißen, als im Juli eine Umfrage die Grünen fast auf
       Augenhöhe mit der SPD sah und sie selbst als Regierungschefin möglich
       schien.
       
       ## Bleibt nur das 1A-Ressort
       
       Das mit dem Innenressort ergibt sich schlicht bei logischem Durchzählen:
       Schon lange vor der Wahl hat die in Berlin seit 1989 ununterbrochen
       zumindest mitregierende SPD klargemacht, dass sie weiter den für Finanzen
       zuständigen Senator stellen will. Auch auf das Stadtentwicklungsressort
       wird der alte und mutmaßlich neue Regierungschef Michael Müller nicht
       verzichten. So bleibt von den klassischen 1A-Ressorts nur das
       Innenministerium.
       
       Pop hat sich zwar eher als Haushaltspolitikerin einen Namen gemacht, kann
       aber als Fraktionschefin und Generalistin zwangsläufig auch Inneres. Mit
       einer grünen Reala wie ihr könnten auch konservative SPDler leben.
       
       An diesem Wahlabend gehen Monate zu Ende, die für Pop, die im Alter von
       zehn Jahren aus Rumänien nach Deutschland gekommen ist, durchaus belastend
       waren. Denn so einheitlich das Vierer-Spitzenteam agierte, das die Grünen
       im Frühjahr mit Pop als Nummer 1 nominierten, so gespalten stellte sich die
       Parteibasis dar. Bei Pops Wahl auf den ersten Platz im März bekam sie ohne
       GegenkandidatIn nur rund 60 Prozent der Stimmen. Bei einem weiteren
       Parteitag rührte sich nach ihrer Rede beim linken Parteiflügel kaum eine
       Hand, während der Realo-Flügel stehend applaudierte.
       
       Pop wirkte in diesem Moment noch zerbrechlicher als sonst. Die Partei hatte
       bereits nach der Wahl 2011 heftige interne Kämpfe erlebt, und
       offensichtlich waren auch jetzt einige nicht bereit, einem Erfolg bei
       Wahlen anderes unterzuordnen.
       
       Das ist nun weit weg. Nicht, dass es in einem künftig rot-rot-grünen Senat
       ohne Streit abgehen wird – das ließ schon die letzte Sitzung des
       Landesparlaments vor zehn Tagen ahnen, als Regierungschef Müller Pop
       „Klientelpolitik“ vorwarf. Aber die Gegner am Senatstisch kommen dann
       zumindest nicht aus der eigenen Partei.
       
       19 Sep 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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