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       # taz.de -- Wahl in Berlin: Hauptstadt wohl vor linkem Bündnis
       
       > Sechs Parteien im Abgeordnetenhaus: Berlin ist auch politisch bunt. Im
       > Grunde gibt es kaum Wahlsieger. Das müsste den Parteigremien am Montag zu
       > denken geben.
       
   IMG Bild: Gewinner, aber auch Verlierer: Michael Müller (r.) mit seiner Berliner SPD
       
       Berlin dpa | Nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl mit historisch
       schlechten Ergebnissen für die bisherigen Regierungsparteien SPD und CDU
       beraten die Parteigremien am Montag über die Konsequenzen. Zwar kann der
       Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) im Roten Rathaus
       weitermachen, er muss sich als Wahlsieger mit dem magersten Ergebnis aller
       Zeiten aber zwei Partner suchen. Zweierbündnisse haben keine Mehrheit mehr.
       
       Nun zeichnet sich in Berlin ein rot-rot-grünes Bündnis ab – das bundesweit
       erste unter Führung der SPD. Dies treibt ein Jahr vor der Bundestagswahl
       alle Parteien um, könnte doch von einem linken Bündnis in der Hauptstadt
       ein Signal für einen Regierungswechsel auch im Bund ausgehen.
       
       Nach dem vorläufigen Ergebnis erreichte die SPD 21,6 Prozent (2011: 28,3).
       Die Union kam mit 17,6 Prozent auf Platz zwei (2011: 23,3). Die Linkspartei
       landete mit 15,6 Prozent auf Platz drei (2011: 11,7) und überflügelte knapp
       die Grünen, die 15,2 Prozent verbuchten (2011: 17,6). Die AfD kam auf 14,2
       Prozent und sitzt nun in 10 von 16 Landesparlamenten. Die Rechtspopulisten
       holten fünf Direktmandate. Die FDP kehrt mit 6,7 Prozent ins Parlament
       zurück (2011: 1,8). Erwartungsgemäß flogen die Piraten mit 1,7 Prozent
       (2011: 8,9) raus.
       
       Die Sitzverteilung im Abgeordnetenhaus: SPD 38, CDU 31, Linke 27, Grüne 27,
       AfD 25, FDP 12. Die Wahlbeteiligung war mit 66,9 Prozent deutlich höher als
       2011 (60,2 Prozent).
       
       Fünf Parteien nur 7,4 Prozentpunkte auseinander – so eng wie jetzt in
       Berlin lagen in Deutschland noch nie so viele Parteien bei einer Landtags-
       oder Bundestagswahl zusammen. Die Linke legte als einzige der im Bundestag
       vertretenen Parteien zu. Die Grünen blieben unter ihrem Rekordergebnis von
       2011. Beide Parteien stehen für ein Bündnis mit der SPD bereit.
       
       SPD-Spitzenkandidat Michael Müller legte sich am Abend noch nicht fest. Er
       kündigte Sondierungsgespräche mit allen Parteien außer der AfD an und fügte
       mit Blick auf die CDU hinzu: „Ich sehe mehr Schnittmengen mit Grünen und
       Linken.“
       
       Unklar ist die politische Zukunft des CDU-Spitzenkandidaten und bisherigen
       Innensenators Frank Henkel, dessen Partei eines ihrer bundesweit
       schlechtesten Landtagswahlergebnisse erzielte. Am Abend lehnte er einen
       Rücktritt ab.
       
       Parallel wurden die Kommunalparlamente in den zwölf Bezirken gewählt, die
       Bezirksverordnetenversammlungen (BVV). Die AfD hat nach den Wahlergebnissen
       dort einen rechnerischen Anspruch auf sieben Stadtratsposten. Diese Ämter
       würden ihr bundesweit erstmals im Zuge einer Wahl konkrete Verwaltungsmacht
       verleihen. Es gibt aber Widerstände in anderen Parteien, AfD-Vertreter als
       Stadträte zu wählen.
       
       Für die CDU von Kanzlerin Angela Merkel, deren Flüchtlingspolitik auch in
       der Union selbst umstritten ist, markiert der Sonntag die Fortsetzung einer
       Negativ-Serie: Bei allen Landtagswahlen in diesem Jahr verlor die Partei
       Stimmen.
       
       Der innenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan
       Mayer, sieht das Berliner Ergebnis nicht als Votum gegen Merkel. „Die
       Flüchtlingspolitik der Kanzlerin hat nur eine Nebenrolle gespielt“, sagte
       der CSU-Politiker der Huffington Post. Aber: „Die CDU hat das zweite Mal in
       kurzer Zeit eine historische Niederlage erlitten. Es geht in den nächsten
       Wochen darum, den offenen Dissens zwischen CDU und CSU in der
       Flüchtlingspolitik zu lösen.“
       
       SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sieht im Wahlausgang einen Denkzettel
       für die Union. „Die CDU hat nach der Wahl in Mecklenburg-Vorpommern
       abermals eine krachende Wahlniederlage eingefahren“, sagte Barley der dpa.
       „Mit Scheindebatten über Burka-Verbote oder die Abschaffung der doppelten
       Staatsbürgerschaft hat die CDU an den wirklichen Problemen der Menschen
       vorbeigeredet.“ Die SPD, die im Bund mit CDU/CSU regiert, war in Berlin mit
       knapp sieben Prozentpunkten allerdings noch stärker abgesackt als die
       Union.
       
       19 Sep 2016
       
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