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       # taz.de -- Anschlagsversuche in den USA: Polizei schickte Warnung auf Handys
       
       > Die New Yorker Polizei informierte die Bevölkerung via Notwarnsystem über
       > einen Verdächtigen. Der Warnmechanismus ist umstritten.
       
   IMG Bild: Am Tag nach der Explosion: zersprungene Fensterscheibe in Manhattan
       
       Die New Yorker Polizei warnte die BewohnerInnen der Stadt über eine
       Handy-Mitteilung vor einem Tatverdächtigen. Ahmad K. R. steht unter
       Verdacht, für die Explosionen am Wochenende verantwortlich zu sein. Bei der
       Detonation von zwei Sprengsätzen waren 29 Menschen verletzt worden.
       
       Die New YorkerInnen erhielten die Mitteilung über das System „Wireless
       Emergeny Alerts“ (WEA). WEA kann Warnungen an alle unterstützten
       Mobiltelefone in einem bestimmten Gebiet versenden. Die Polizei schrieb,
       wer R. sehe, solle den Notruf wählen. Auch das städtische Warnsystem Notify
       NYC informierte die BewohnerInnen.
       
       Die Geographie-Professorin Bandana Kar, die das WEA-System untersucht hat,
       kritisierte die Anwendung. Der [1][New York Times sagte sie]: „Die Warnung
       war sehr unspezifisch und offen.“ Die Polizei schrieb lediglich den Namen
       des Verdächtigen, sein Alter, sein Geschlecht und den Hinweis, man finde
       R.s Foto in den Medien. „Was wäre, wenn jemand eine falsche Person
       identifiziert hätte?“, so Kar weiter.
       
       WEA ist landesweit seit 2012 im Einsatz. Anscheinend war es das erste Mal,
       dass das System zu Fahndungszwecken genutzt wurde. Die
       US-Kommunikationsbehörde FCC [2][listet auf ihrer Website drei Szenarien],
       in denen das System zum Einsatz kommen soll: Als Alarm bei Bedrohungen für
       Sicherheit oder Leben, bei der Suche nach vermissten Kindern und bei vom
       US-Präsidenten veranlassten Warnungen. Letzteres war noch nie der Fall.
       Fahndungen stehen nicht auf der Liste.
       
       ## Bei der Festnahme kam es zum Schusswechsel
       
       Wie [3][The Verge berichtet], hat die Anwendung des WEA-Systems bei einigen
       BürgerInnen für Unbehagen gesorgt. Handy-NutzerInnen können nicht selbst
       entscheiden, ob sie eine Alarm-Mitteilung über das System erhalten wollen.
       Alle bekommen die Warnung. Beim Erhalt der Nachricht erklingt ein schriller
       Ton und das Mobiltelefon vibriert.
       
       In einer im [4][Journal of Contingencies Crisis Management erschienenen
       Studie] fanden die TeilnehmerInnen WEAs häufig verwirrend und
       angseinflößend. Verge-Reporterin Loren Grush [5][twitterte gestern]:
       „Nichts ist unheimlicher, als wenn alle Telefone in einem vollen
       U-Bahnwaggon vor einem gesuchten Verdächtigen warnen.“
       
       Nach dem Hinweis eines Barbesitzers konnte die Polizei R. noch am selben
       Tag in New Jersey festnehmen. Es kam zu einem Schusswechsel, bei dem zwei
       Polizisten und der Verdächtige verletzt wurden. Mittlerweile wurde Anklage
       gehen R. erhoben.
       
       New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio sagte nach dem Fahndungserfolg auf
       einer Pressekonferenz, WEA sei ein System, „das wir auch in Zukunft
       einsetzen werden.“ Vermutlich sollen die New YorkerInnen also noch öfter in
       die Rolle der FahndungshelferInnen schlüpfen. Aller Kritik an WEA zum
       Trotz.
       
       21 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.nytimes.com/2016/09/20/nyregion/cellphone-alerts-used-in-search-of-manhattan-bombing-suspect.html
   DIR [2] https://www.fcc.gov/consumers/guides/wireless-emergency-alerts-wea
   DIR [3] http://www.theverge.com/2016/9/19/12969334/new-york-city-bombing-wireless-emergency-alert-manhunt
   DIR [4] http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1468-5973.12108/abstract
   DIR [5] https://twitter.com/lorengrush/status/777839438298750977
       
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   DIR Moritz Clauss
       
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