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       # taz.de -- Nach Zusammenbruch der Waffenruhe: Mehr als 180 Tote in Aleppo
       
       > Kein Wasser, keine Ärzte: Die belagerten Rebellengebiete von Aleppo sind
       > nach dem Zusammenbruch der Waffenruhe das Ziel nicht endender Gewalt.
       
   IMG Bild: Aleppo am Freitag
       
       Damaskus dpa | In der umkämpften syrischen Stadt Aleppo sind seit Ende der
       Waffenruhe mehr als 180 Menschen getötet worden. Unter den Opfern seien
       auch mindestens 26 Kinder, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Am Samstag
       erschütterten massive Luftangriffe der syrischen Armee und ihrer
       Verbündeten den dritten Tag in Folge den von Rebellen gehaltenen Ostteil
       der Stadt. Dort harren noch mehr als 250.000 Menschen unter widrigsten
       Umständen aus.
       
       Die zwischen Russland und den USA vereinbarte Waffenruhe hatte nicht einmal
       eine Woche lang gehalten. Die schweren Bombardements bedeuten nach den
       Worten von UN-Syrienvermittler Staffan de Mistura „eine Rückkehr zum
       offenen Konflikt“. Aus seiner Sicht sei es die schlimmste humanitäre
       Tragödie seit dem Zweiten Weltkrieg, sagte de Mistura dem arabischen Sender
       „Al-Dschasira“.
       
       Syriens Machthaber Baschar al-Assad hatte vor Wiederaufnahme der
       Luftangriffe auf Aleppo am Donnerstag eine Bodenoffensive angekündigt, um
       die Stadt vollständig zurückzuerobern. Im Umland Aleppos rückten
       Regimetruppen nach Gefechten gegen die Aufständischen vor. Die angekündigte
       Militäroperation begann damit aber offensichtlich noch nicht.
       
       Raketen seien am Samstag auf mindestens 13 Bezirke im heftig umkämpften
       Ostteil niedergegangen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für
       Menschenrechte mit. Mindestens 32 Menschen seien dabei gestorben. Die
       Rettungshelfer der Weißhelme berichteten von mehr als 50 Toten und
       Hunderten Verletzten.
       
       ## Fassbomben gegen Zivilisten
       
       Ein Aktivist sagte, Artilleriefeuer und international geächtete Fassbomben
       würden die Rettungsmaßnahmen für die unter den Trümmern verschütteten
       Menschen erschweren.
       
       Die wenigen noch arbeitsfähigen Krankenhäuser Aleppos seien mit den vielen
       Verwundeten überfordert. Es fehle an medizinischer Ausrüstung und Personal.
       „Wir haben nicht genug Ärzte, um mit der hohen Zahl an Verletzten fertig zu
       werden“, sagte Ibrahim al-Hadsch, Sprecher der Weißhelme in Aleppo. Seit
       Juli konnten keine Arzneien in den belagerten Ostteil gebracht werden.
       
       Für Hunderttausende Menschen in der gesamten Stadt gibt es laut Unicef nach
       dem Angriff auf ein Pumpwerk und der Abschaltung einer weiteren Einrichtung
       zudem kein fließendes Wasser.
       
       Frustration nach dem vorläufigen Scheitern der diplomatischen Bemühungen in
       New York war auch UN-Vermittler de Mistura anzumerken: „Ich bin nun 46
       Jahre bei den UN, 19 Kriege inklusive Afghanistan und den Balkan, was
       kompliziert genug war. Ich habe niemals so viele Parteien mit so vielen
       unterschiedlichen Zielen gesehen wie in diesem Konflikt“, sagte er
       Al-Dschasira.
       
       „Was als friedlicher Aufstand begann und sich dann zu einer gewaltsamen
       Unterdrückung wendete und danach zu einer Militarisierung sowohl des
       Aufstandes als auch der Unterdrückung, wurde ein regionaler
       Stellvertreterkrieg und danach ein konkurrierender internationaler Einsatz.
       Das ist das größte Problem in diesem Konflikt“, sagte er.
       
       In der zentralsyrischen Homs erreichte unterdessen ein Hilfskonvoi mit 36
       Lastwagen den Bezirk Al-Waer. Nach einem Abkommen zwischen Regierung und
       Rebellen hatten Hunderte Aufständische das belagerte Al-Waer Anfang der
       Woche verlassen. Die Lieferung, an der auch die Vereinten Nationen
       beteiligt waren, enthielt dem Internationalen Roten Kreuz zufolge Nahrung,
       Medizin und Wasser für 75 000 Menschen. Am Montag war ein Konvoi der UN
       angegriffen worden. Mehr als 20 Zivilisten starben.
       
       24 Sep 2016
       
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