URI: 
       # taz.de -- Prozess um „Fan-Plakat“ beim HSV: All Cops Are Beleidigt
       
       > Ein HSV-Fan steht vorm Amtsgericht, weil er ein Plakat mit der Aufschrift
       > ACAB aufgehängt haben soll.
       
   IMG Bild: Vier Buchstaben im Stadion: Eine Meinung für die einen, für andere eine Beleidigung.
       
       HAMBURG taz |Vier Buchstaben sind der Grund, aus dem der 29-jährige H. am
       Freitag im Amtsgericht Altona auf der Anklagebank sitzen wird. ACAB – die
       Abkürzung für All Cops Are Bastards – stand auf einem Transparent, dass der
       Fan des HSV beim Heimspiel gegen den FC Bayern München am 3. Mai 2014 im
       Fanblock aufgehängt haben soll. Daneben der Satz: „Hass wie noch nie.“
       
       Die Aufschrift bringe die „fehlende Wertschätzung gegenüber den im Stadion
       eingesetzten Polizeibeamten zum Ausdruck“, heißt es von der
       Staatsanwaltschaft. Bereits im Februar erging deshalb ein Strafbefehl wegen
       Beleidigung gegen den HSV-Anhänger. Bei einem Strafbefehl kommt es nicht zu
       einer öffentlichen Hauptverhandlung, sondern das Verfahren wird schriftlich
       geführt. Das Gericht verurteilte H. damals zu 1.000 Euro Geldstrafe. Doch
       der Beschuldigte legte Einspruch ein – am Freitag findet der Prozess statt.
       
       Der Bochumer Rechtsanwalt Matthias Düllberg hat sich darauf spezialisiert,
       Fußballfans zu verteidigen. Er rechne in diesem Fall mit einem Freispruch,
       sagt der Experte. Denn sollte H. das Transparent tatsächlich nur aufgehängt
       haben, reiche das für eine Verurteilung wegen Beleidigung nicht aus.
       
       Im Mai hatte das Bundesverfassungsgericht festgestellt, dass der
       [1][Ausspruch ACAB von der Meinungsfreiheit gedeckt] sei, solange sich der
       Satz nicht auf eine konkrete Personengruppe beziehe. Die Parole sei „nicht
       von vornherein offensichtlich inhaltslos, sondern bringt eine allgemeine
       Ablehnung der Polizei und ein Abgrenzungsbedürfnis gegenüber staatlicher
       Ordnungsmacht zum Ausdruck“, heißt es in der Begründung des Gerichts. Es
       bedürfe einer „personalisierenden Adressierung der Parole“.
       
       Der Angeklagte hätte also provozierend mit dem Transparent in Richtung
       eines bestimmten Polizisten wedeln müssen, damit es eine Beleidigung
       darstelle, erklärt Anwalt Düllberg, der selbst Fan des FC St. Pauli ist.
       „Dass sich ein Polizist beleidigt fühlt, reicht nicht aus.“
       
       Dass das Verfahren trotz der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts in
       Hamburg weiterläuft, hält Düllberg für formal richtig.
       
       Das Transparent hatte beim Spiel gegen Bayern für einen umstrittenen
       Großeinsatz der Polizei gesorgt. Die Beamten gingen mit Pfefferspray gegen
       die Fans im Block 22c vor, als die sich weigerten, das Plakat abzunehmen.
       Ein Mitarbeiter des Fanprojekts kritisiert den Einsatz als „total
       übertrieben“. Und sogar der HSV selbst beurteilte das Eingreifen der
       Polizei als „zumindest problematisch“. Von dem Pfefferspray seien auch
       Unbeteiligte betroffen gewesen, sagt Joachim Ranau, Fanbetreuer des
       Vereins.
       
       Allerdings habe es schon vor dem Spiel Konflikte zwischen der Polizei und
       einigen Ultras gegeben – insbesondere mit der mittlerweile aufgelösten
       Gruppe Chosen Few Hamburg.
       
       Auch wenn die Aufschrift juristisch nicht als Beleidigung zählen sollte,
       beim HSV sei sie unerwünscht, sagt Ranau: „Die Stadionordnung verbietet
       Transparente, die diskriminierend oder beleidigend sind.“
       
       6 Oct 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /!5316367/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andrea Scharpen
       
       ## TAGS
       
   DIR Fankultur
   DIR Hooligans
   DIR HSV
   DIR Fans
   DIR Fußball
   DIR Hafenstraße
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Fußballfans sind verdächtig: Freund und Spanner
       
       Die Polizei hat jahrelang heimlich Daten über Fußballfans gesammelt. Das
       Oberverwaltungsgericht Lüneburg findet das völlig okay
       
   DIR Sportdirektor-Suche beim HSV: Der Job ist deutlich zu heiß
       
       Der Vorstandschef des HSV, Dietmar Beiersdorfer, hat so einige
       Wunschkandidaten für den Posten des Sportdirektors. Es sagen nur leider
       alle ab.
       
   DIR Beleidigung im Vorbeigehen: Persönlich genommen
       
       Ein Bewohner der Hafenstraßen in Hamburg wird zu einer Geldstrafe
       verurteilt, weil er „Dreckspack“ zu PolizistInnen sagte