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       # taz.de -- Vegane Albert Schweitzer Stiftung: Tierrechtler haben Bauern satt
       
       > Die einzige vegane Organisation im Trägerkreis der „Wir haben es
       > satt“-Demo verlässt das Bündnis. Sie wollte mehr Einsatz gegen Fleisch.
       
   IMG Bild: Schweine füttern, aber weniger futtern: Das will die Albert Schweitzer Stiftung
       
       Berlin taz | Die vegane Albert Schweitzer Stiftung ist aus dem Trägerkreis
       der jährlichen [1][„Wir haben es satt“-Demonstration] gegen die
       Agrarindustrie ausgetreten. „Wir beteiligen uns nicht mehr aktiv an dem
       Bündnis“, sagte Vorstandsmitglied Mahi Klosterhalfen am Mittwoch der taz.
       Die Stiftung war bislang die einzige Organisation für Tierrechte und eine
       Ernährung ohne tierische Produkte in der Allianz, die seit 2011 jeden
       Januar in Berlin Zehntausende Demonstranten mobilisiert. Der Austritt der
       Stiftung legt einen schon lange schwelenden Konflikt in der Bewegung für
       eine neue Agrarpolitik offen: den Streit zwischen Tierhaltern und
       Tierrechtlern.
       
       Grund für den Ausstieg sind denn auch Differenzen über die Frage, wie
       wichtig es ist, den Konsum von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren. „Das
       Thema Fleischreduktion möchten wir gern als eine der Kernforderungen
       sehen“, beispielsweise im Aufruf zur Demonstration, so Stiftungschef
       Klosterhalfen. Im Moment gehe es bei „Wir haben es satt“ aber sehr stark um
       gerechte Milch- und Fleischpreise für Landwirte. Viele Bauern im Bündnis
       hätten Probleme damit, Fleischreduktion stärker zu betonen, weil sie auch
       davon lebten, tierische Produkte zu erzeugen.
       
       Die Stiftung beharrte Klosterhalfen zufolge nur darauf, die Forderung
       stärker zu betonen, den Verzehr von Fleisch zu senken. Es sei nicht darum
       gegangen, völlig auf Fleisch zu verzichten. [2][Die Stiftung setzt sich
       zwar langfristig etwa aus ethischen Gründen dafür ein, dass möglichst viele
       Menschen sich vegan ernähren], also kaum noch Tiere gehalten werden.
       Kurzfristig kämpft sie aber auch für eine weniger qualvolle Züchtung,
       Haltung und Tötung von Tieren. Sie wird nach eigenen Angaben von 20.000
       Spendern getragen, von denen sich etwa die Hälfte vegan ernähren.
       
       Sollte das Bündnis stärker auf die Forderungen der Tierrechtler eingehen,
       könnte die Stiftung ihre Position ändern. „Wenn sich die Gelegenheit
       ergibt, dass das Thema Fleischreduktion in Zukunft eine größere Rolle
       spielt, dann machen wir wieder aktiv mit“, sagte Klosterhalfen.
       
       ## „Wir wollen die Qualitätsoffensive“
       
       Jochen Fritz, Demo-Organisator und Leiter der Kampagne „Meine
       Landwirtschaft“, zeigte sich offen für weitere Gespräche mit den
       Tierrechtlern: „Ich würde das als Auftrag nehmen, das noch einmal
       intensiver mit ihnen zu diskutieren.“ Fritz bedauerte den Austritt der
       Stiftung ausdrücklich.
       
       „Natürlich haben wir auch die Forderung nach Reduktion des Fleischkonsums
       im Programm“, ergänzte der Aktivist. Tatsächlich findet sich dieses Thema
       auch in einem vergangene Woche veröffentlichten Positionspapier der
       Bewegung. Aber mehr Platz räumt sie Forderungen ein, die Tierhaltung zu
       verbessern. „Das ist eine Prioritätenfrage. Wir wollen die
       Qualitätsoffensive, und die impliziert auch, dass der Fleischkonsum
       runtergeht“, argumentiert Fritz. Er würde nichts bringen, wenn die
       Deutschen weniger Fleisch kauften, aber hierzulande trotzdem für den Export
       mehr erzeugt wird.
       
       5 Oct 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.wir-haben-es-satt.de/start/home/ueber-uns/
   DIR [2] https://albert-schweitzer-stiftung.de/ueber-uns/leitbild
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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