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       # taz.de -- CDU-Politikerin Meyer-Kainer über die Quote: „Frauen müssen mehr fordern“
       
       > Auch wenn die CDU nirgends so weiblich ist wie in Hamburg, bleiben Posten
       > oft Männern vorbehalten. Das kann so nicht bleiben, sagt die Chefin der
       > Frauen-Union.
       
   IMG Bild: Wo sind all die Frauen? Über Posten jubeln in Hamburgs CDU Männer, wie ihr Chef Roland Heintze.
       
       taz: Frau Meyer-Kainer, die Hamburger CDU ist die weiblichste in
       Deutschland. Warum sieht man das nicht? 
       
       Marita Meyer-Kainer: 39 Prozent unserer Mitglieder sind Frauen. Aber in
       Ämtern und Parlamenten sind sie stark unterrepräsentiert. Wir brauchen da
       mehr Frauen, wenn wir wirklich dem Bild einer modernen Großstadtpartei
       gerecht werden wollen.
       
       Für Posten und Ämter gilt in Ihrer Partei ein freiwilliges Quorum von einem
       Drittel, das aber fast nie erreicht wird. Warum? 
       
       Es wird erreicht in dem geschäftsführenden Vorstand und dem Landesvorstand
       der CDU. In Parlamenten und vielen Orts- und Kreisvorständen leider nicht.
       
       In der Bürgerschaftsfraktion der CDU sitzen drei Frauen und 17 Männer. Das
       sind 15 Prozent. 
       
       Viel zu wenig, ja. Da gibt es nichts zu beschönigen.
       
       Liegt das daran, dass es bei Mandaten um die Fleischtöpfe geht? 
       
       Nur zum Teil. Da spielt aber auch das neue Hamburger Wahlrecht eine Rolle.
       Frauen sollten stärker darum kämpfen, in den Wahlkreisen auf den vorderen
       Plätzen nominiert zu werden, um größere Chancen auf ein Mandat in der
       Bürgerschaft zu haben.
       
       Das ginge wohl kaum ohne Widerstand mancher Männer ab, oder? 
       
       Zum Teil ist das sicher so. Doch es ist unser Ziel als Frauen-Union, einen
       verbindlichen Frauenanteil für alle Positionen, Ämter und Mandate
       festzuschreiben.
       
       Sie wollen in der Hamburger CDU eine verbindliche Frauenquote einführen? 
       
       Wir stellen demnächst unsere Bundestagskandidaten auf. Hier muss es
       gelingen, auf drei aufeinanderfolgenden Listenplätzen jeweils mindestens
       eine Frau aufzustellen. Und ich spreche von den ersten drei Plätzen. Die
       Frauen-Union besteht auf die Einhaltung des freiwiligen Quorums. Gelingt
       das nicht, geht an der verbindlichen Quote aber kein Weg vorbei. Die CDU
       hat nicht unendlich viele Chancen. Die Bundestagswahl ist wichtig und hier
       müssen die Kandidaturen stimmen.
       
       Das dürfte eine heftige interne Debatte werden. 
       
       Sie ist dann aber auch notwendig. Ich bin es gewohnt, gerade wenn es um die
       Rechte von Frauen geht, oft auf Granit zu beißen. Mein Ziel ist es, die
       Frauen gut zu positionieren und ich hoffe auf eine sachliche und faire
       Diskussion. Das haben die Frauen verdient.
       
       Warum hat eine bürgerliche Partei wie die CDU bislang dieses Instrument
       immer abgelehnt? Ist die Quote links? 
       
       Für mich ist die Quote nicht links. Sie ist ganz unideologisch ein
       Hilfsmittel, damit mehr Frauen in der CDU dorthin kommen können, wo sie
       hingehören.
       
       Ist denn die CDU immer noch eine patriarchalische Partei alter Männer? 
       
       Nicht nur alter Männer. Strukturell ist das sicher so. Andererseits müssen
       Frauen auch stärker bereit sein, Ämter übernehmen zu wollen und das
       offensiver einzufordern.
       
       Wollen CDU-Männer Macht nicht teilen? 
       
       Daran hapert es in der Tat gewaltig.
       
       Auch auf Parteitagen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden, liegt
       der Frauenanteil unter den Delegierten schätzungsweise nur bei höchstens 20
       Prozent. Da fällt ein Antrag auf eine Quote doch eh glatt durch. 
       
       Das wollen wir erst mal sehen. Niemand würde verstehen, wenn die CDU nur
       mit Männern antritt. Das entspricht nicht den Ansprüchen unserer Wähler und
       Wählerinnen. Aber sicher muss das auch von unten nach oben durchwachsen.
       Deshalb müssen Frauen auch in den Ortsverbänden aktiver werden und ihre
       Rechte einfordern. Da geht es los mit den Strukturen, da muss sich etwas
       ändern.
       
       Viele Frauen in der CDU, auch auf Bundesebene, sind gegen eine Quote. Steht
       denn die Frauen-Union in Hamburg geschlossen hinter Ihnen? 
       
       Ja.
       
       9 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
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