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       # taz.de -- Verbot von Diesel- und Benzin-Pkws: Das Ende des Gestanks
       
       > Der Bundesrat will ab 2030 nur emissionsfreie Autos zulassen. Die Grünen
       > sind dafür, Industrie und Bundesregierung sind dagegen.
       
   IMG Bild: Ab 2030 nur noch emissionsfrei – ob das klappt?
       
       Berlin taz | Tausende Tankstellenpächter, Kfz-Mechaniker und Arbeiter in
       der Automobil- und Zuliefererindustrie dürften einen Schreck bekommen
       haben, als am Wochenende diese Nachricht über die Bildschirme flimmerte:
       Bundesrat will Benzin- und Dieselautos verbieten. Die Grünen freuten sich
       und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) stellte sich dagegen.
       Immerhin: Die Debatte über ein Verbot ist eröffnet. Mehr aber auch nicht.
       
       Denn der Bundesratsbeschluss vom 23. September, über den jetzt unter der
       Verbotsüberschrift berichtet wird, gibt die Interpretation, dass die
       Bundesländer ein Verbot von Pkws mit Verbrennermotoren fordern, nicht her –
       und schon gar nicht für Deutschland als Vorreiter. Der Bundesrat bezieht in
       seinem Beschluss lediglich Stellung zur Strategie der EU-Kommission für
       eine emissionsarme Mobilität. Diese soll bis zum Jahr 2050 erreicht werden,
       um die Klimaschutzziele der EU zu erfüllen.
       
       In ihrem Beschluss äußert die Länderkammer die Überzeugung, dass
       „europaweit angenäherte Steuern und zweckgebundene Abgaben auf
       Kraftfahrzeuge und Kraftstoffe geeignet sind, den Wandel zu einer
       emissionsfreien Mobilität zu befördern“. Hier gelte es, Vorschläge zum
       Einsatz von Steuern und Abgaben zu unterbreiten, „damit spätestens ab dem
       Jahr 2030 unionsweit nur noch emissionsfreie Pkws zugelassen werden“. Von
       einem Verbot von Diesel-, Benzin- oder Erdgasfahrzeugen ist in dem Papier
       allerdings nicht die Rede.
       
       Ausdrücklich bittet der Bundesrat im selben Beschluss die Bundesregierung,
       sich bei weiteren Verhandlungen „konsequent gegen zwingende Vorgaben für
       die öffentliche Beschaffung emissionsarmer oder -freier Fahrzeuge
       einzusetzen“. Solche Vorgaben könnten die Bundesländer daran hindern, „das
       in ihrem Verantwortungsbereich optimale Maßnahmepaket zur Erreichung der
       Reduktionsziele für Treibhausgase zu schnüren“.
       
       ## Umrüstung könnte teuer werden
       
       Dahinter steckt offenbar die Befürchtung, dass die Umrüstung der
       öffentlichen Fahrzeugflotten, etwa bei der Polizei, zu teuer wird – und
       dass dann Geld zur Gebäudesanierung fehlt, etwa bei Schulen und
       Verwaltungen.
       
       Die Grünen fordern hingegen einen geordneten Ausstieg aus der
       Autotechnologie mit Verbrennungsmotoren. „An der E-Mobilität führt kein Weg
       vorbei – und zwar nicht nur im Sinne des Klimaschutzes, sondern vor allem
       im Sinne der Wettbewerbsfähigkeit deutscher Autobauer“, erklärte
       Grünen-Chef Cem Özdemir. Ab 2030 sollten keine Autos mit Benzin- oder
       Dieselmotoren mehr neu zugelassen werden.
       
       Bundesverkehrsminister Dobrindt hält davon nichts. „Ein Aus für
       Verbrennungsmotoren in den nächsten 14 Jahren ist unrealistisch“, sagte er.
       „Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren werden als Übergangstechnologie parallel
       zum Hochlauf der Elektromobilität erhalten bleiben.“
       
       Der Verband der Autoindustrie erklärte, Politik solle kluge
       Rahmenbedingungen setzen, aber nicht Technologiefortschritte diktieren oder
       dem Kunden Entscheidungen vorschreiben. Ein politisch erzwungenes Aus für
       den Verbrennungsmotor könne für den Klimaschutz sogar kontraproduktiv sein.
       „Denn nur wenn Strom aus regenerativen Quellen kommt, sind Elektroautos
       wirklich emissionsfrei.“
       
       9 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Richard Rother
       
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