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       # taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Danke, Dresdner Polizei
       
       > Staatsbürger in Schutzausrüstung möchten auch nur edel sein. In Dresden
       > zeigte sich der „Freund und Helfer“ höflich und kompetent.
       
   IMG Bild: Deutschtümelei am Tag der Deutschen Einheit 2016 in Dresden
       
       „Die wir den Boden bereiten wollten für Freundlichkeit / konnten selber
       nicht freundlich sein“ – man könnte einen Preis ausloben, ob auch nur einer
       der 250.000 Polizeibeamten in Deutschland dieses „an die Nachgeborenen“
       gerichtete Brecht-Zitat kennt. Dabei eignete es sich so als Leitspruch!
       Denn auch der Staatsbürger in Schutzausrüstung möchte im Grunde nur edel
       und hilfreich sein.
       
       Nehmen wir also das Beste an und glauben an das Ideal vom „Freund und
       Helfer“. Und, mal ehrlich, würden nicht auch die schwarz vermummten
       „Bullenschweine!“-Rufer nach der Polizei verlangen, wenn sie von den
       anderen schwarz Vermummten angegriffen würden?
       
       Nur leiden Helfer manchmal am Helfersyndrom. Und jene in Uniform sind ja
       dazu da, die alte Ordnung aufrechtzuerhalten, nicht dazu, Reformen oder
       Revolutionen anzuzetteln. Dafür eignen sich nun mal Menschen eher, die das
       Herz auf dem rechten Fleck haben. Als Berufsneutrale dürfen Polizisten das
       aber selber gar nicht merken. Das bleibt anderen vorbehalten, etwa Sachsens
       Wirtschaftsminister Martin Dulig. Was bekam der für Haue, als er
       unterstellte, Sympathien für Pegida seien „bei der sächsischen Polizei
       größer als im Bevölkerungsdurchschnitt“.
       
       Warum bedankt sich Pegida-Häuptling Lutz Bachmann auch allmontäglich bei
       der Polizei und bringt sie damit in Verlegenheit? Zum Glück war der Beamte,
       der ihnen am 3. Oktober in Dresden einen „erfolgreichen Tag“ wünschte,
       Niedersachse. Dass der Hauptfeind links steht, zeigte sich tags zuvor. Auf
       einen mehr oder weniger radikalen Linken kam gefühlt ein Polizist, wenn
       nicht ein Einsatzwagen.
       
       Aber dann blieben die Durchsagen doch höflich, und vor der Frauenkirche
       versuchten die Beamten zumindest, das Spießrutenlaufen der VIPs zu mildern.
       Und der frühere Landespolizeipräsident Bernd Merbitz gehört als Leiter des
       Operativen Abwehrzentrums zu den schärfsten Verfolgern von Nazistrukturen.
       Sie bleiben eben manchmal Helfer, selten Freunde, aber immer Menschen in
       Uniform.
       
       7 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Bartsch
       
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