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       # taz.de -- Debatte im Potsdamer Landtag: Burkaverbot abgelehnt
       
       > Die AfD will im Brandenburger Landtag ein Verbot von Burka und Niqab
       > durchsetzen. Vorgesehene Geldbuße: bis zu 5.000 Euro. Der Entwurf wird
       > abgelehnt.
       
   IMG Bild: Die Burka bleibt in Brandenburg nicht nur an Karneval erlaubt
       
       Potsdam dpa | Der Brandenburger Landtag hat einen Vorstoß der AfD für ein
       Verbot von Burka und Niqab abgeschmettert. Nach einer hitzigen Debatte um
       Religionsfreiheit und Frauenrechte lehnten die Abgeordneten einen
       entsprechenden Gesetzentwurf am Donnerstag ab.
       
       Die AfD hatte dafür argumentiert, dass eine große Mehrheit der Deutschen
       laut Umfragen ein Verbot der Vollverschleierung befürworte. Viele
       muslimische Frauen würden unter dem Zwang der Vollvermummung leiden, sagte
       die parlamentarische Geschäftsführerin der AfD, Birgit Bessin. Zudem habe
       der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das Burka-Verbot in
       Frankreich für rechtens erklärt.
       
       Nach dem Gesetzentwurf wäre die Gesichtsverschleierung im öffentlichen Raum
       verboten gewesen. Als Bußgeld waren bis zu 5.000 Euro vorgesehen. Ausnahmen
       hätte es etwa zum Schutz vor winterlicher Kälte oder für Volksfeste und
       Karneval gegeben.
       
       Die anderen Fraktionen hielten der AfD entgegen, dass ein pauschales Verbot
       die individuelle Freiheit wie die Religionsfreiheit einschränken würde. Die
       religionspolitische Sprecherin der SPD, Klara Geywitz, kritisierte die
       Debatte als „Chimäre“. „Es dürfte in Brandenburg ungefähr so viele
       Burka-Trägerinnen geben wie illegal eingewanderte Elche aus Polen“, sagte
       sie.
       
       ## Islamophob und frauenfeindlich
       
       Darauf erwiderte die AfD-Abgeordnete Bessin: „Ich kann es an zwei Händen
       nicht abzählen, wie viele vollverschleierte Frauen ich in Brandenburg schon
       gesehen habe.“
       
       Die Integrationsexpertin der CDU, Barbara Richstein, meinte, die AfD gehe
       in die falsche Richtung. „Sie werden die Frauen nicht mit diesem Gesetz
       befreien.“ Vielmehr würden vollverschleierte Frauen dann mehr zu Hause
       bleiben. Zudem solle sich niemand anmaßen, religiöse Symbole
       vorzuschreiben, mahnte Richstein.
       
       Andrea Johlige von den Linken sagte, die Debatte lenke von den wirklichen
       Herausforderungen der Integration, etwa der Schaffung von bezahlbarem
       Wohnraum, ab. Der Vorstoß stärke Ressentiments und Vorbehalte. „In einer
       offenen, demokratischen Gesellschaften muss es möglich bleiben, Außenseiter
       zu sein“, meinte Johlige. „Es gibt kein Recht darauf, dass man dem anderen
       ins Gesicht schauen darf.“ Die Grünen-Abgeordnete Ursula Nonnemacher warf
       der AfD vor, einen islamophoben und frauenfeindlichen Gesetzentwurf
       vorgelegt zu haben.
       
       Justizminister Stefan Ludwig (Linke) bezweifelte, dass ein Verbot Probleme
       lösen würde. „Terrorismus bekämpft man nicht, in dem man Grundrechte für
       eine Religionsgemeinschaft einschränkt.“ Ludwig kritisierte weiter, dass
       der Gesetzentwurf der AfD die nötige verfassungsrechtliche Abwägung
       vermissen lasse. Ob ein pauschales Verbot der Vollverschleierung mit dem
       Grundgesetz vereinbar wäre, ist unter Verfassungsrechtlern umstritten.
       
       29 Sep 2016
       
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