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       # taz.de -- Bundestagsabgeordnete in Incirlik: Normalisierung der Verhältnisse
       
       > Sieben Bundestagsabgeordnete reisen in die Türkei. Sie besuchen auch den
       > Militärstützpunkt Incirlik. Der Bundestag steht weiterhin zur
       > Armenier-Resolution.
       
   IMG Bild: In Incirlik ist alles wie immer – nur die restliche Türkei befindet sich im Ausnahmezustand
       
       Berlin afp/dpa | Der CDU-Politiker Karl Lamers erhofft sich von der
       bevorstehenden Reise einer Bundestagsdelegation zu den deutschen Soldaten
       in der Türkei eine Entspannung im deutsch-türkischen Verhältnis. „Diesem
       Besuch kommt insofern eine hohe Bedeutung zu, als damit wieder ein Stück
       weit Normalität eintritt“, sagte der Leiter der siebenköpfigen Delegation
       der Deutschen Presse-Agentur.
       
       Allerdings betonte Lamers auch, dass der Bundestag weiterhin zu seiner von
       der Türkei scharf kritisierten Armenier-Resolution stehe. Zwar sei der
       Beschluss rechtlich nicht bindend. „Dennoch hat der Bundestag natürlich das
       Recht, sich zu allen wichtigen Fragen zu äußern. Das haben wir getan, und
       dazu stehen wir auch“, sagte Lamers.
       
       Sieben Abgeordnete aus allen Bundestagsfraktionen brechen am Dienstag zu
       einer dreitägigen Reise in die Türkei auf, bei der sie die rund 250
       deutschen Soldaten auf der Luftwaffenbasis Incirlik besuchen werden. Die
       türkische Regierung hatte einen solchen Besuch wegen der
       Armenier-Resolution monatelang untersagt. Im Juni hatte das Parlament die
       Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren als
       Völkermord verurteilt.
       
       Die Türkei als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs wehrt sich massiv
       gegen diese Einstufung. Die türkische Regierung hob das Besuchsverbot für
       die Abgeordneten erst auf, als die Bundesregierung die Resolution für
       rechtlich nicht verbindlich erklärte.
       
       Der Delegation gehören sieben Mitglieder des Verteidigungsausschusses an.
       Sie werden zunächst in Ankara politische Gespräche mit türkischen
       Parlamentariern und Regierungsvertretern führen. Am Mittwoch geht es dann
       mit einem Militärflugzeug weiter nach Incirlik. Die dort stationierten
       deutschen Soldaten unterstützen mit „Tornado“-Aufklärungsflugzeugen und
       einem Tankflugzeug die Bombardements von Stellungen der Terrororganisation
       Islamischer Staat in Syrien und im Irak.
       
       ## Rund 13.000 Beamte seit Juni suspendiert
       
       Die Reise startet einen Tag nach einer Verlängerung des Ausnahmezustands in
       der Türkei, der nach dem Militärputsch Mitte Juni verhängt worden war. Über
       die Aufarbeitung des Putsches wollen die Bundestagsabgeordneten in Ankara
       sprechen. „Für uns ist wichtig: Grundsatz der Rechtsstaatlichkeit,
       Verhältnismäßigkeit, Augenmaß“, sagte Lamers. „Wir können über all diese
       Dinge offen miteinander sprechen, wie das unter Partnern üblich ist.“
       
       Die türkische Polizei hat unterdessen bekannt gegeben, dass im Zuge der
       Ermittlungen zum gescheiterten Militärputsch fast 13.000 Beamte suspendiert
       worden seien. Unter den insgesamt 12.801 Betroffenen seien 2.523
       Polizeichefs, teilte das Polizeihauptquartier in Ankara am Dienstag mit.
       Die Polizisten werden demnach verdächtigt, zur Bewegung des islamischen
       Predigers Fethullah Gülen zu gehören.
       
       Seit dem Umsturzversuch hat die Regierung bereits zehntausende Soldaten,
       Polizisten, Ministeriumsbeamte sowie Lehrer und Dozenten suspendiert und
       32.000 Menschen wegen angeblicher Verbindungen zu Gülen inhaftiert. Auch
       zahlreiche kritische Journalisten und Wissenschaftler wurden in Haft
       genommen. Kritiker werfen der Regierung vor, den gescheiterten
       Militärputsch als Vorwand zu nutzen, um Gegner zum Schweigen zu bringen.
       
       4 Oct 2016
       
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