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       # taz.de -- Ende der Supermarktkette: Sorge um den Disko-Kaiser’s
       
       > Wo die Promi-Dichte höher ist als in jedem Szene-Club: Wohin ausgehen,
       > wenn der Kaiser's-Markt im Winskiez schließen müsste?
       
   IMG Bild: Shoppen und gesehen werden – im Kaiser's
       
       Das hätte ich mir auch nie träumen lassen: dass ich mir eines Tages um
       einen schnöden Supermarkt Sorgen machen würde. Aber es ist so: Obwohl das
       Gemüse bei Kaiser’s stets schlapp war, das Obst oft verschimmelt: Er würde
       mir fehlen. Besonders der Kaiser’s in der Winsstraße, auch Disko-Kaiser’s
       genannt: Ich würde ihn echt vermissen – und das, obwohl ich umgezogen bin
       und nur noch hin und wieder da Bier holen gehe, wenn um die Ecke Party ist.
       
       Ich kenne den Disko-Kaiser’s seit 1998. Schon damals war klar, dass man in
       Berlin in jeden Club gehen kann, ohne sich vorher frisiert zu haben – aber
       nicht zu diesem Kaiser’s. Man traf dort wichtige Kulturschaffende, die beim
       Einkauf von billigem Sekt über Baudrillard diskutierten, und alte
       Bohemiens, die bereits zu DDR-Zeiten schwierige Lyrik geschrieben hatten
       und nun die Spreewaldgurken suchten.
       
       Der Disko-Kaiser’s war ein Ort, an dem einsame Herzen mit viel Hoffnung in
       den Herzen nach dem Klopapier griffen – außerdem, so hieß es immer wieder,
       wegen seiner exponierten Lage der umsatzstärkste Kaiser’s der ganzen Stadt.
       
       Nach einem Umbau war klar, dass auch die Filialleiter in der Winsstraße den
       ebenso glamourösen wie lohnenden Kern ihres Ladens erkannt hatten: Es gab
       Raumschifflaserbeleuchtung, die über den Eiern bunte Kreise zogen, außerdem
       Öffnungszeiten bis 24 Uhr (deswegen Disko).
       
       Der Winskiez hatte sich gewandelt, viele Mieter wurden aus ihren Häusern
       saniert, aber eigentlich ist alles beim Alten im Disko-Kaiser’s. Ich habe
       hier Thomas Gottschalk erwischt, mich über den welken Salat im Wagen von
       Thomas Roth von den „Tagesthemen“ gewundert, stand hinter Altpunks,
       chinesischen Malern und britischen Rockstars an.
       
       Kann es sein, dass nun, da Kaiser’s zerschlagen wird, auch der
       Disko-Kaiser’s in der Winsstraße bald passé ist? Angeblich kommen die
       Berliner Märkte erst nächstes Jahr unter den Hammer. Investoren, haltet
       euch ran! Dieser Kaiser’s ist eine Goldgrube!
       
       18 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Messmer
       
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