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       # taz.de -- Das war die Woche in Berlin I: Weniger Polemik, bitte
       
       > Die Initiative Volksentscheid Fahrrad entschuldigt sich für eine
       > Pressemitteilung. Sie sollte grundsätzlich ein bisschen weniger
       > zuspitzen.
       
   IMG Bild: Immer wieder werden Radfahrer von Lkws getötet oder schwer verletzt – hier 2015 in Spandau
       
       Sich menschlich im Ton zu vergreifen, ist keine gute Idee für eine
       politische Initiative, die auf die Sympathie der Bevölkerung angewiesen
       ist. Deswegen ist es nachvollziehbar, dass sich die AktivistInnen vom
       Volksentscheid Fahrrad am Mittwoch bei Verkehrsstaatssekretär Christian
       Gaebler (SPD) entschuldigt haben.
       
       Hintergrund war die Reaktion auf eine in Moabit von einem Lastwagen
       getötete 32-Jährige: „Politik tötet Radfahrerin“, hieß es da bei Heinrich
       Strößenreuther, und der spiritus rectorder Initiative twitterte noch eine
       Statistik zu verletzten RadlerInnen hinterher, Begleittext:
       „Senatsversagen, denn in Amtszeit Hr. Gaebler sind 25–30 % mehr Radfahrer
       verletzt ohne Trendumkehr.“
       
       Dass Strößenreuther und Gaebler in inniger Abneigung verbunden sind, ist
       bekannt, aber so viel Personalisierung ging anderen RadaktivistInnen
       offenbar zu weit – daher die Entschuldigung, die in Ordnung geht. Auch wenn
       es gesteigerter Böswilligkeit bedarf, um aus dem zugespitzten politischen
       Statement einen konkreten Vorwurf des Totschlags herauszulesen.
       
       Was wirklich problematisch ist – und womit sich Strößenreuther einmal
       auseinandersetzen sollte – ist dessen Neigung, für eine mediale Pointe auch
       mal unsauber zu argumentieren. Hier waren es die „25–30 %“, die sich nur
       ergeben, weil im Ausreißer-Jahr 2010 aufgrund eines sehr kalten Winters
       deutlich weniger Radunfälle als sonst registriert wurden. Es trauten sich
       einfach viel weniger auf die Straße.
       
       Strößenreuther räumt das ein und sagt, es habe aber bei den Unfällen „keine
       Trendumkehr“ gegeben. Berücksichtigt man, dass – wie die Initiative selbst
       betont – immer mehr Radlerinnen unterwegs sind, wackelt auch diese
       Betrachtungsweise.
       
       Etwas weniger Polemik täte dem Volksentscheid Fahrrad gut. Die besseren
       Argumente hat er ohnehin.
       
       29 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Claudius Prößer
       
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