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       # taz.de -- Vorwahl der Konservativen in Frankreich: Seitensprung gegen Sarkozy
       
       > Linke Wähler in Frankreich wollen den Ex-Präsidenten bei der Vorwahl der
       > Konservativen stoppen. Dafür greifen sie zu einem legalen Trick.
       
   IMG Bild: Hat unter linken Wählern wenig Freunde: Nicolas Sarkozy
       
       Paris afp | Alles nur nicht Sarkozy – so lautet das Motto vieler linker
       Wähler in Frankreich. Bis zu sieben Prozent von ihnen wollen nach einer
       Umfrage für die Zeitung Le Monde einen strategischen Seitensprung machen
       und in einigen Wochen an der Vorwahl der Konservativen teilnehmen, die
       allen Bürgern offen steht. Ihr Ziel: den früheren Staatschef daran zu
       hindern, als Kandidat des bürgerlichen Lagers bei der Präsidentschaftswahl
       im kommenden Frühjahr anzutreten.
       
       Auch der Sportlehrer Eric will am 20. und 27. November zu den „Primaires“
       der Rechten gehen, obwohl er bisher immer links gewählt hat. „Mir geht es
       vor allem darum, Nicolas Sarkozy zu verhindern“, sagt er. „Wir müssen
       gefährliche Leute wie ihn ausschließen“, sagt der Lehrer, der seinen
       Nachnamen lieber nicht nennen will.
       
       Ähnlich äußert sich die Uni-Absolventin Vanessa: „Es nervt mich, an der
       Vorwahl der Konservativen teilzunehmen, aber es geht um die Demokratie“,
       sagt die 24-Jährige. Vor allem mit Forderungen nach einem harten Vorgehen
       gegen Immigranten und islamistische Gefährder hat sich Sarkozy in den
       vergangenen Monaten als rechtspopulistischer Hardliner positioniert und
       sich viele Feinde gemacht.
       
       Eric wie Vanessa wollen deshalb bei den Vorwahlen für Alain Juppé stimmen.
       Der frühere Premierminister und Bürgermeister von Bordeaux präsentiert sich
       gerne als Kandidat der Mitte. Seit Wochen betont er, breite Wählerschichten
       um sich sammeln zu wollen – auch diejenigen, die vom „Hollandismus“
       enttäuscht sind.
       
       Also Bürger, die bei der Präsidentschaftswahl 2012 für den Sozialisten
       François Hollande gestimmt haben, der sich damals mit knapp 52 Prozent
       gegen Sarkozy durchsetzte. Und die nun enttäuscht sind, weil die Linke
       viele Wahlversprechen nicht gehalten hat. Vor allem verharrt die
       Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau.
       
       ## Hollande zögert
       
       Viele sind auf die Auseinandersetzung zwischen Juppé und Sarkozy beim
       ersten Fernsehduell der konservativen Präsidentschaftsanwärter am
       Donnerstagabend gespannt. Den fünf weiteren Kandidaten werden kaum Chancen
       eingeräumt.
       
       Im bürgerlichen Lager sind die Vorwahlen ein Novum – anders als bei der
       Linken, die bereits 2011 die Bürger direkt abstimmen ließ. Wer an der
       konservativen Kandidatenkür teilnehmen will, braucht dafür kein Parteibuch.
       Es genügt, französischer Staatsbürger zu sein und das Wahlrecht zu haben.
       
       Linke Wähler stünden allerdings vor einem Dilemma, sagt der
       Politikprofessor Frédéric Sawicki. Denn sie müssen bei der Vorwahl eine
       Erklärung unterschreiben, in der es heißt: „Ich unterstütze die
       republikanischen Werte der Rechten und der Mitte und setze mich für einen
       Wandel ein, damit die Wiederbelebung Frankreichs gelingen kann.“ Zudem
       müssen sie zu einem Wahlbüro in ihrer Nähe gehen und sich damit als
       vermeintliche Konservative präsentieren.
       
       Egal ob die Wähler der Linken zur Vorwahl des bürgerlichen Lagers gehen
       oder nicht: Bei der Präsidentschaftswahl im Frühjahr deutet nach Umfragen
       alles auf einen Zweikampf zwischen dem konservativen Kandidaten und der
       Chefin der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, hin. Ein Politiker
       aus dem linken Lager hat dagegen kaum Chancen, es überhaupt in die
       Stichwahl zu schaffen. Auch deshalb zögert Amtsinhaber Hollande offenbar,
       seine Kandidatur zu erklären.
       
       12 Oct 2016
       
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