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       # taz.de -- Die Wahrheit: Rugby-Sex auf der Behindertentoilette
       
       > Neues aus Neuseeland: Ganz Aotearoa ist fasziniert von einem saftigen
       > Skandal um einen Sportler und seinen geheimnisvollen „female friend“.
       
   IMG Bild: Rugby – in Deutschland nur ein Nischensport, auf der anderen Rheinseite sieht das ganz anders aus
       
       Wie weiß man, dass man im ruhigsten Land der Welt lebt, das weder von
       Krisen noch Anschlägen gebeutelt wird? Wo die Welt noch so heile ist, dass
       sich Abscheu und Empörung in Dimensionen entfalten, von denen Europa nur
       träumen kann? Wenn der Premierminister persönlich Stellung zum Liebesleben
       eines der größten Sportler nimmt.
       
       Aaron Smith ist Rugby-Star der All Blacks und wahrscheinlich der beste
       „Halfback“ der Welt. Und damit Halbgott in Neuseeland. Er ist Maori und
       sieht ziemlich gut aus, wenn er nicht gerade seinen Mundschutz unter der
       Oberlippe trägt. Sein Tinder-Profil besagt: „Komme weit her aus dem alten
       kleinen Neuseeland! 27 Jahre jung. Bodenständiger Typ. Mag’s locker, mit
       Spaß. Liebe Sport und alles im Freien.“
       
       Mit dieser Selbstbeschreibung versuchte er vor zwei Jahren unter anderem
       eine Studentin in Schottland zu becircen, die dann aber das Tinder-Treffen
       im Hotel absagte, als sie erfuhr, dass der Ball-Profi nur 1,71 Meter groß
       ist. Solche Details wissen wir seitdem. Auch, dass er mal was mit einer
       Stripperin hatte. Wir wissen also weit mehr von Aaron Smith, als wir wissen
       sollten. Seit zwei Wochen wissen wir nun auch, dass er Behindertentoiletten
       nicht nur zum Pinkeln aufsucht. Diese Nachricht hat das alte kleine
       Neuseeland noch immer nicht ganz verdaut.
       
       Es geschah an einem Sonntag um zwei Uhr mittags am Flughafen in
       Christchurch. Aaron Smith, in der Ausgehtracht der Nationalmannschaft –
       kariertes weißes Hemd, schwarze Hose – verschwindet auf der
       Behindertentoilette. Nicht alleine, sondern mit einer attraktiven fremden
       Frau. Die nächsten fünf bis zehn Minuten lang hört man von drinnen
       Geräusche, die nicht nach Wasserlassen oder Händewaschen klingen. Vor der
       Tür steht ein Ehepaar mit Kind, das diesen Vorfall mit dem Handy festhält –
       im Sinne der Aufklärung der Öffentlichkeit. Und um Kinder in Zukunft vor
       sowas zu schützen.
       
       Laut der Augenzeugen kam der Sportler aus dem Klo und stopfte sich dabei
       das gesponserte Hemd in die Hose. Kurz danach kam seine Begleiterin heraus.
       Sie wird als „female friend“ bezeichnet. Seine feste Freundin war zuhause.
       Aaron Smith setzte sich in der Abflughalle zu seiner Mannschaft, als sei
       nichts gewesen. Als er bald darauf mit dem Team in Südafrika landete,
       wusste bereits das ganze Land von seinem Fehltritt. Er musste öffentlich
       Abbitte leisten und wurde für ein Spiel gesperrt.
       
       So weit, so skandalös. Nicht nur jeder Kolumnist und Sportkommentator, der
       Flughafen Christchurch und Sponsor Adidas hatten ihren Senf dazugegeben.
       Selbst Premierminister John Key hielt es für nötig, den Klo-Kopulierer
       väterlich zu schelten: Von der Rugby-Mannschaft sei man anderes gewohnt und
       Smith als „role model“ daher eine Enttäuschung. Erst nach einer Woche kam
       eine Anwältin zu Wort. Smith habe demnach jedes Recht, sowohl die Medien
       wie das Pseudo-Paparazzi-Pärchen zu verklagen, die seine Intimsphäre
       verletzt haben. Wir warten noch auf eine Rüge der Behindertenverbände.
       
       20 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anke Richter
       
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