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       # taz.de -- 15-jähriger Flüchtlingshelfer: Adronikos segelt in der Ägäis
       
       > Ein griechischer Teenager will mit einem Segelboot seine Heimatinsel
       > Lesbos umrunden – und auf diese Weise Flüchtlingen helfen.
       
   IMG Bild: Andronikos will mit seinem Benefiz-Turn auf die Initiative „Jugend rettet“ aufmerksam machen
       
       Skeptisch blickt er gen Himmel, als ob er Regen fürchtet auf See. Warme
       Sonnenstrahlen fallen auf sein Gesicht, aber wer weiß, welche
       Gewitterwolken sich über der Ägäis zusammenbrauen, was dem 15-jährigen
       Andronikos so alles begegnen wird.
       
       Der Teenager mag unsicher wirken – sein Entschluss steht fest. Ab Montag
       kommender Woche will er mit einem Segelboot seine Heimatinsel Lesbos
       umrunden. Mit der griechischen Insel verbindet die Welt seit letztem Sommer
       nicht mehr allein Sandstrände und türkisblaues Mittelmeer, sondern
       menschenunwürdige Auffanglager, griechisches Staatsversagen – und
       Bootsflüchtlinge, die vor dem Ertrinken gerettet werden müssen, wenn sie
       versuchen, vom nahe gelegenen türkischen Ufer überzusetzen.
       
       Andronikos, der junge Lesbier, will mit seinem Benefiz-Turn auf eine
       Organisation aufmerksam machen, die Flüchtlingen in Not hilft: die
       Initiative „[1][Jugend rettet]“. Sie wird von einer Handvoll Studenten aus
       Deutschland betrieben. Mit Spendengeldern haben sie im Mai einen
       holländischen Fischtrawler gekauft und umgebaut, eine 11-köpfige Crew samt
       Kapitän aufgetrieben und auf den sechsmonatigen Einsatz vorbereitet:
       Seenotrettung im Mittelmeer.
       
       Seit Juli steuert die „Iuventa“ nun auf dem Mittelmeer und hat bereits
       tausende Leben gerettet. Allein beim letzten Einsatz vor der libyschen
       Küste rettete die Crew in nur zwei Wochen 436 Personen aus Schlauch- und
       Holzbooten und übergab die Insassen der italienischen Küstenwache.
       
       Das sei ein Einsatz mit Vorbildcharakter, findet Andronikos. Jedem
       Menschen, der in Seenot geraten ist, sagt er, muss geholfen werden. Mit der
       Inselumsegelung möchte er „Jugend rettet“ mehr Aufmerksamkeit verschaffen,
       damit die nötigen Spenden eingehen, um die Mission erfolgreich weiterführen
       zu können. Es fehlen fast 20.000 Euro, um die Schiffscrew wie geplant bis
       Januar weiter verpflegen, die „Iuventa“ weiter betanken zu können.
       
       Für seinen eigenen Einsatz wird nun auch Andronikos, der Junge aus Lesbos,
       bewundert: „Cooler Typ“, [2][schreibt einer auf Facebook]. Es wird nicht
       der einzige bleiben.
       
       23 Oct 2016
       
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