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       # taz.de -- Steigende Geburtenrate: Importierte Geburtshilfe
       
       > Die Geburtenrate pro Frau ist in Deutschland auf dem Höchststand.
       > Geholfen haben die Frauen mit nicht deutscher Staatsanghörigkeit.
       
   IMG Bild: Babys, über Babys! Die Geburtenrate ist auf dem Höchststand seit 30 Jahren
       
       BERLIN taz | Die Zahl ist ein Fetisch und am Montag gab es mal wieder
       Anlass zur Freude für FamilienpolitikerInnen: Zum ersten Mal seit 30 Jahren
       ist die sogenannte Geburtenziffer in Deutschland im vergangenen Jahr wieder
       auf den Wert von 1,5 Kindern pro Frau gestiegen.
       
       Ein ähnlich hoher Wert wurde zuletzt 1982 mit 1,51 Kindern pro Frau
       erreicht, damals noch für West- und Ostdeutschland. Die Schrumpfung der
       Bevölkerung hält das indes nicht auf, dazu wäre eine Rate von mindestens
       2,1 Kindern pro Frau nötig.
       
       „Es ist ein schönes Signal, dass immer mehr Kinder in Deutschland geboren
       werden. 2015 ist der höchste bisher gemessene Wert im vereinigten
       Deutschland“, erklärte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD).
       Damit sich diese Entwicklung fortsetzt, müsse Schwesig zufolge die
       Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verbessert werden.
       
       Ob die Geburtenziffer aber tatsächlich etwas mit Elterngeld und Kita-Ausbau
       zu tun hat, ist nicht geklärt. So werden in Sachsen mit einer
       Geburtenziffer von 1,59 vergleichsweise viele Kinder pro Frau geboren, in
       Bayern und Berlin mit Ziffern von 1,48 sowie 1,46 hingegen eher wenig. In
       Berlin stagniert die Ziffer gänzlich. Die Geburtenziffer ist ein
       statistischer Wert. Er gibt an, wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres
       Lebens bekommen würde, wenn ihr Geburtenverhalten so wäre, wie das aller
       Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im jeweils betrachteten Jahr.
       
       ## Geringer Anstieg bei den deutschen Frauen
       
       Der Zuwachs ist im Jahre 2015 auch nur halb so stark ausgefallen wie im
       Jahre 2014 – der Trend flacht also ab. Bei deutschen Frauen nahm die
       Geburtenziffer ohnehin nur geringfügig zu und stieg von 1,42 auf 1,43
       Kinder pro Frau im vergangenen Jahr. „Bei den Frauen mit deutscher
       Staatsangehörigkeit war es im Jahr 2014 zu einem Anstieg der Geburtenrate
       gekommen, der sich so im Jahre 2015 nicht weiter fortgesetzt hat“,
       berichtet Demografieexpertin Olga Pötzsch vom Statistischen Bundesamt.
       Besonders bei den jungen Frauen im Alter zwischen 25 bis 29 Jahren hatte
       die Geburtenhäufigkeit 2014 leicht zugelegt. Doch dieser Trend hat sich
       nicht weiter fortgesetzt.
       
       Deutlich höher liegt die Geburtenrate bei Frauen mit nicht-deutscher
       Staatsangehörigkeit. Sie stieg von 1,86 auf 1,95 Kinder pro Frau. „Die
       Geburtenrate bei den ausländischen Frauen ist vor allem deshalb gestiegen,
       weil wir neue Zuwanderergruppen haben“, sagt Pötzsch. „Darunter sind
       beispielsweise Frauen aus südosteuropäischen Ländern wie Rumänien,
       Bulgarien, Serbien und anderen, aber auch Frauen aus Kriegs- und
       Krisengebieten wie Syrien. Diese Frauen bringen ihr Geburtenverhalten mit.
       Sie kommen teilweise schon mit Kindern hierher und bekommen dann hier
       weitere Kinder.“
       
       Die hohen Zahlen für Frauen dieser Nationen ergeben sich aus einer
       Statistik der Geburtenzahlen nach Staatsangehörigkeit der Mutter. Danach
       ist die Zahl der Babys mit türkischstämmigen Müttern zwischen 2011 und 2015
       zurückgegangen. Die Zahl der rumänischen Neugeborenen hat sich hingegen
       mehr als verdreifacht, die der syrischen Babies mehr als vervierfacht –
       allerdings von niedrigem Niveau aus. Jedes fünfte Baby in Deutschland hat
       heute eine ausländische Mutter, vier Jahre zuvor traf dies nur auf jedes
       sechste Baby zu.
       
       17 Oct 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Dribbusch
       
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