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       # taz.de -- Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
       
       > Günther Oettinger brilliert als Gruselclown, Michelle Obama als
       > Präsidentin der Herzen und Wallonien sagt am Ende doch „Ja“ zu
       > Chlorhähnchen.
       
   IMG Bild: Schmecken die bald nach Schwimmbad?
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Kaum ist das „Gruselclown“-Thema gesetzt,
       [1][bewirbt sich Oettinger].
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Immer mehr Menschen verkleiden sich als Oettinger. Schlitzhirn, steile
       Frise, Pigeondeutsch.
       
       Michelle Obama und Hillary Clinton hatten ihren ersten gemeinsamen Auftritt
       im Wahlkampf – und alle liebten Obama. Wäre sie die bessere
       Präsidentschaftskandidatin? 
       
       Schaut man die nachmittags obligate „Ellen DeGeneres Show“, quizzt Hillary
       Clinton, tanzt Michelle Obama und bewirbt sich Comedy-Ikone DeGeneres um
       einen Job in White House. Ranking: Obama könnte mit Clinton als Vizin oder
       Clinton mit DeGeneres als running mate siegen. Die schlechteste
       Konstellation ist die vorliegende: Clinton ohne alles. 2008 wählten die
       Amerikaner lieber einen Schwarzen als eine Frau. Michelle Obama wäre die
       bessere Präsidentin – und die schlechtere Kandidatin.
       
       Carolin Emcke hat mit ihrer Dankesrede zum Friedenspreis des deutschen
       Buchhandels erst Begeisterung [2][und dann Kritik geerntet]. Everybodys
       darling is everybodys Arschloch? 
       
       „Herr Kästner, wo bleibt das Positive? – Ja, weiß der Teufel, wo das
       bleibt.“ So verwarf Erich Kästner 1930 allfällige Publikumswünsche nach
       heiler Welt kurz vor Welt-Heil. 2016 buchstabiert Emcke in ihrer Dankesrede
       Artikel 1 Satz 1 des Grundgesetzes noch mal solide durch: „Die Würde des
       Menschen ist unantastbar.“ Das wirkt wie obligate Nachschulung für
       Demokratie – Rowdys kurz vor dem Führerscheinentzug.
       
       Wer bezweifelt, dass das nötig sei, wird vom Echo irritiert. Die Welt:
       „Gutmenschentreffen“ und „Feldgottesdienst der Zivilgesellschaft“. Die taz:
       „Sound des humanitären Journalismus“. Hie ein bisschen Spott über
       Käßmanntum, dort Aufenthalt am toten Bahnhof der Stilkritik. „Die Würde des
       Menschen ist unantastbar, soweit man dabei nicht uncool aussieht und zu
       naiv rüberkommt“, okay, das musste wohl mal geklärt werden – und damit vom
       Schulhof zurück ins Studio.
       
       Das Feuilleton kann eine Paulskirchenrede – noch dazu die Rede einer
       „Gestern noch eine von uns“-Kollegin – nicht ohne schlaumeiernde Tadel
       durchwinken, soll es auch nicht. Debatten gewollt und willkommen. Hingegen:
       Dass es bei der Mahnung an Artikel 1 der Verfassung um mehr geht als um
       Modetipps, bewies ausgerechnet das Staatsoberhaupt. Gauck verübte eine
       Tischrede – die fand dann selbst die Welt „im Gestus etwas patriarchalisch
       und paternalistisch – oberlehrerhaft“, in der Sache jedoch „eine wichtige
       Entgegnung“.
       
       Überschrift und Gaucks Tenor: „Und was ist mit der Nation, Frau Emcke?“
       Unser Obersalbei dekretierte, Emcke „möge ihm von ihrer Warte her eine
       Definition der Nation liefern“, nachdem sie Hautfarbe, Herkunft, Religion
       in Luft aufgeklärt habe. Lieber Bundespraktikant, wenn es um die Würde des
       Menschen geht, gilt mit Kästner, mit Emcke: „Wo bleibt das Nationale? Ja
       weiß der Teufel.“ Und heißt er auch Gauck. Oder anders: Die Frage ist okay.
       Wie etwa auch die: Welchen anderen Tenor hätte Hindenburg für diese
       Tischrede gewählt?
       
       Jetzt hat Wallonien – wenn auch unter Vorbehalt – [3][Ja zu Ceta gesagt].
       Kommen sie jetzt wirklich, die Chlorhühnchen? 
       
       Das war ein inspirierender Vorgang: Wallonien begehrte gegen Ceta auf, dann
       wurde Ceta um kein Jota geändert, und dann sagte Wallonien: Na gut, jetzt
       können wir zustimmen. Für ein Handbuch „How to politikvedrieß“ wäre man auf
       den Plot nicht unstolz.
       
       Für 1,7 Millionen Euro dreht die Bundeswehr eine Art Dokusoap für YouTube.
       In „Die Rekruten“ zeigen junge Leute, wie sie die Ausbildung erleben,
       nämlich wie ein hipper Abenteuerurlaub. Ist der Bundeswehr noch zu helfen? 
       
       Immerhin dürfte sie beim Pitch die konkurrierenden Ideen – „Deutschland
       sucht den Superversehrten“ und „Ich bin ein Militärberater, holt mich hier
       raus“ – abgelehnt haben.
       
       Hups, die Deutsche Bank macht überraschend Gewinn. Wo kommt der denn her? 
       
       Aus der Bilanz. Die Fortdauer des Unternehmens wird weisen, wie kreativ die
       war. Man habe „Kosten gesenkt“, „alte Stärke wiedergefunden“ und „weniger
       Rechtskosten gehabt“. Das klingt ja sehr konkret.
       
       Deutschland hat die [4][Ausfuhr von Kleinwaffenmunition fast verzehnfacht].
       Ein Teil landet – na klar – in Syrien. Glaubt man uns noch das Bemühen um
       Frieden in dem Land? 
       
       Klar, wir legen ja bei jeder Munitionskiste gratis ein kaputtes Gewehr
       drauf.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       So … Sachen ! Gegen Schalke und Union. Allerdings : Solange ein Mann von 36
       Jahren im Tor den Club regelmäßig mal rettet, finden auch wir Älteren
       Identifikationsangebote.
       
       FRAGEN: JFR, CAS, AFRO
       
       30 Oct 2016
       
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