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       # taz.de -- Portrait: Das Bauernopfer
       
   IMG Bild: Erst geliebt, nun vom FC St. Pauli gefeuert: Thomas Meggle
       
       Damit hatte keiner gerechnet: Am Dienstag beurlaubte der FC St. Pauli,
       derzeit Tabellenletzter der Zweiten Fußballbundesliga, seinen Sportchef
       Thomas Meggle. „Differenzen bei der strategischen Ausrichtung im
       sportlichen Bereich“ nannte Club-Präsident Oke Göttlich in einem
       schmallippigen Statement als Grund für die überraschende Trennung.
       
       Der Club verliert damit eine seiner prägendsten Identifikationsfiguren.
       Neun Jahre spielte der gebürtige Münchner zwischen 1997 und 2009 insgesamt
       für den Hamburger Stadtteilverein, kehrte nach Gastspielen in München und
       Rostock zweimal ans Millerntor zurück. Die Fans liebten den Rückkehrer, der
       auch beim legendären „Weltpokalsieger-Besieger“-Triumph gegen Bayern
       München ein Tor schoss, und wählten ihn in die „Jahrhundertelf“ des FC St.
       Pauli.
       
       Besonders Göttlich galt als Fan von Meggle, dessen „strategischen
       Weitblick“, Fußballsachverstand und professionelle
       Spielerverpflichtungspolitik er stets lobte. Der Präsident sorgte
       maßgeblich dafür, dass Meggle Ende 2014 als neuer Sportchef zum starken
       Mann im Club wurde. Um deutlich zu machen, dass man mit dem heute
       41-Jährigen langfristig plane, erhielt dieser sogar einen unbefristeten
       Arbeitsvertrag – eine absolute Seltenheit im Profifußball.
       
       Worin nun die „strategischen Differenzen“ liegen, die zum fristlosen
       Rausschmiss führten, darüber schweigen sich Göttlich und Co bislang aus.
       
       Aufgrund des Saisonfehlstarts war auch die von Meggle und Trainer Ewald
       Lienen zu verantwortende Kaderplanung für die laufende Saison in die Kritik
       geraten – die Abgänge von Leistungsträgern wie Lennart Thy, Marc Rzatkowski
       und Sebastian Maier konnten die neuen Spieler bislang nicht kompensieren.
       Am Montag fand vor der Partie gegen den 1. FC Nürnberg eine kurzfristig
       anberaumte Präsidiumssitzung statt, auf der die bedrohliche sportliche Lage
       und ihre Gründe erörtert wurden. Ergebnis: Das Präsidium senkte den Daumen
       über Meggle.
       
       Dem Vernehmen nach wird Geschäftsführer Andreas Rettig nun höchstens
       übergangsweise in Doppelfunktion arbeiten. Ein externer Sportchef soll die
       Führung des Vereins verstärken. Marco Carini
       
       2 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Carini
       
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