# taz.de -- Kommentar UN-Mission im Südsudan: Blauhelme allein reichen nicht
> Eine Kommandeursentlassung ist noch keine Antwort auf die Frage, wie
> Zivilisten im Krieg geschützt werden können. Offensives Eingreifen ist
> nötig.
IMG Bild: Die Befehlsketten innerhalb der Vereinten Nationen sind lang
Was macht eine UN-Blauhelmmission, wenn verzweifelte Menschen zu
Hunderttausenden bei ihr Schutz suchen und sie nicht die Mittel dafür hat?
Wenn in einem Bürgerkriegsland die Kriegsparteien Friedensverträge und
Menschenleben nicht respektieren? An dieser Frage ist die UN-Mission im
Südsudan (Unmiss) gescheitert. [1][Dieses Versagen wurde jetzt benannt] und
das führt zu personellen Konsequenzen.
Gemessen daran, dass das System der Vereinten Nationen eigene Fehler so gut
wie nie eingesteht und Untersuchungen noch immer die Ausnahme sind, ist das
zu begrüßen. Aber die Entlassung eines Blauhelmkommandeurs ist noch keine
Antwort auf die Grundsatzfrage, wie Zivilisten mitten im Krieg geschützt
werden können.
UN-Missionen mit Blauhelmen sind keine homogenen Streitkräfte. Sie stammen
aus aller Welt und sind ein Kaleidoskop unterschiedlicher politischer
Kulturen, Militärdoktrinen und Einsatzkonzepte. Sie sind daher für
offensives Handeln eher ungeeignet. Aber angesichts gezielter Angriffe auf
Zivilisten ist offensives Eingreifen zwingend notwendig. Eine UN-Mission,
die das nicht leisten kann, wird zum Teil des Problems, nicht der Lösung.
Der erste Schritt zu einer Lösung müsste also in der Bereitschaft bestehen,
robuste Eingreiftruppen zu stationieren, die rasch aktiv werden, ohne die
Schwerfälligkeiten der UN-Kommandoketten. Solche Eingreiftruppen gibt es
bei anderen großen afrikanischen UN-Missionen – Kongo, Zentralafrika, Mali
–, nicht aber im Südsudan und auch nicht im sudanesischen Darfur. Nicht
alles, was solche Eingreiftruppen tun, ist sinnvoll. Aber wo es sie gar
nicht erst gibt, zahlen Zivilisten einen hohen Preis.
Deutschland ist Teil der Unmiss. [2][Die Bundesregierung hat ausgerechnet
jetzt diesen Einsatz verlängert.] Warum stößt Deutschland keine Debatte
über die Zukunft dieses UN-Einsatzes an? Jetzt wäre genau der richtige
Zeitpunkt dafür.
3 Nov 2016
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DIR [1] /Bericht-zur-UN-Mission-im-Suedsudan/!5351107/
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## AUTOREN
DIR Dominic Johnson
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