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       # taz.de -- Regierungskrise in Südkorea: Liberaler soll Opposition besänftigen
       
       > Nach dem Beraterskandal: Die konservative Präsidentin Park Geun Hye
       > ernennt überraschend einen neuen Ministerpräsidenten.
       
   IMG Bild: Am Mittwoch gingen die Proteste gegen die angeschlagene konservative Präsidentin Park Geun Hye weiter: Vertreter zivilgesellschaftlicher Organisationen fordern ihren Rücktritt
       
       BERLIN taz | Bereits am Sonntag hatte Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye
       infolge des Skandals um ihre engste Vertraute acht Berater gefeuert. Am
       Mittwoch wechselte Park in einem zweiten Schritt sowohl ihren
       Finanzminister als auch ihren Minister für öffentliche Sicherheit aus.
       
       Die Geschassten sind Bauernopfer, denen keinerlei Fehlverhalten zur Last
       gelegt wird. In Südkorea ist es üblich, mit Personalwechseln einen
       symbolischen Neustart zu signalisieren. Politischen Einfluss auf Parks
       letztes Amtsjahr dürften die neuen Minister nicht haben.
       
       Überrascht hat jedoch die Entscheidung der konservativen Präsidentin, Kim
       Byong Joon zum neuen Ministerpräsidenten und damit zweitwichtigsten
       Politiker zu ernennen. Kim stammt aus dem liberalen Lager und diente von
       2003 bis 2008 als politischer Berater des mittlerweile verstorbenen
       Präsidenten Roh Moo Hyun.
       
       Analysten werten dies als Versuch, die linksliberale Oppositionspartei zu
       besänftigen.
       
       ## Vorwurf der Erpressung von „Spenden“
       
       In den letzten Tagen hat sich der Skandal um Parks Jugendfreundin Choi Soon
       Sil drastisch zugespitzt: Der 60-jährigen Choi wird vorgeworfen, ihre Nähe
       zur Präsidentin ausgenutzt zu haben, um umgerechnet 60 Millionen Euro von
       koreanischen Firmen erpresst zu haben. Dabei soll es sich um
       Bestechungsgelder handeln, deren Spuren bis nach Deutschland führen.
       
       In Hessen hatte Choi ein angebliches Hotel eröffnet, das im Verdacht der
       Geldwäsche steht. So soll etwa Samsung umgerechnet 2,8 Millionen Euro an
       eine dortige Briefkastenfirma überwiesen haben.
       
       Choi soll auch erheblichen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte genommen
       haben. Obwohl sie kein politisches Amt innehat, habe sie fast alle
       wichtigen Reden Parks redigiert, Vertraute aus ihrem eigenen Umfeld auf
       politische Posten gehievt und jeden Abend streng geheime Akten vom
       Präsidialamt erhalten.
       
       ## „Schamanistische Rasputin-Figur“
       
       In koreanischen Medien wird Choi als schamanistische Rasputin-Figur
       porträtiert, welche die sozial isolierte Präsidentin systematisch
       manipuliert habe. Am Montag wurde sie verhaftet.
       
       Schon Chois Vater, ein exzentrischer Sektengründer, war bis zu seinem Tod
       1994 Parks Mentor. In sozialen Medien kursieren Videos, auf denen die
       heutige Präsidentin an Sektentreffen der Choi-Familien teilnimmt.
       
       Am Samstag hatten in Seoul bei einer Demonstration Zehntausende Parks
       Rücktritt gefordert. Ihre Zustimmungswerte sind in Umfragen nur noch
       einstellig.
       
       „Park wird nun früher als erwartet zur lahmen Ente“, sagt der Politologe
       Robert Kelly von der Pusan National University: „Sie wird sich wohl auf den
       außen- und sicherheitspolitischen Bereich zurückziehen, wo ihre Autorität
       als Präsidentin am wenigsten infrage gestellt wird“.
       
       2 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fabian Kretschmer
       
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