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       # taz.de -- Klimaschutzplan 2050: Kapitalisten fürs Klima
       
       > Firmen haben nichts gegen einen „Klimaschutzplan 2050“, um den die
       > Ministerien gerade ringen. Wo sind die Anknüpfungspunkte?
       
   IMG Bild: Auch wenn es nicht so aussieht: In Marrakesch wartet man gebannt auf ein Signal pro Klima – gerne aus Deutschland
       
       Berlin taz | Im Kampf um den „Klimaschutzplan 2050“ hat jetzt ein Teil der
       deutschen Industrie von der Bundesregierung mehr Tempo und mehr Ehrgeiz für
       den Klimaschutz gefordert.
       
       Um das Pariser Abkommen zum Klimaschutz umzusetzen, müsse sich der Plan „am
       oberen Ende des Zielkorridors von 80 bis 95 Prozent Reduktion bis 2050
       ausrichten“, für „alle Wirtschaftsbereiche Sektorziele für 2030 vorgeben“
       und Wege zu mehr Energieeffizienz und zum „zügigen Umstieg auf 100 Prozent
       Erneuerbare“ aufzeigen.So steht es in einer Erklärung von 41 Unternehmen,
       die auf die aktuelle Kraftprobe hinter den Kulissen der Großen Koalition
       zielt.
       
       Am Montag verhandelten die Staatssekretäre der betroffenen Ministerien
       weiter über einen Kompromiss zum Klimaplan aus dem Umweltministerium.
       
       ## Was ist mit dem Kohleausstieg?
       
       Das hatte am Wochenende eine Version des „Klimaschutzplans“ vorgelegt, die
       im Gegensatz zu früheren Papieren wieder deutlich verschärft worden war:
       Demnach soll der Ausstieg aus der Braunkohle festgeschrieben werden, ein
       Mindestpreis für CO2 gelten und alle Sektoren der Wirtschaft eigene
       Minderungsziele bis 2030 vorgeschrieben bekommen. Am Mittwoch, so die
       Planung, soll der Plan im Bundeskabinett verabschiedet werden.
       
       Das ist allerdings in der vergangenen Woche schon einmal gescheitert. Denn
       aus der Unionsfraktion kommt erheblicher Druck. Der
       CDU/CSU-Wirtschaftsflügel hat lautstark Bedenken gegen den „Horrorkatalog“
       angemeldet, Sachsens CDU-Ministerpräsident Stanislaw Tillich eine
       „katastrophale Fehlentscheidung“.
       
       Die SPD wiederum scheut eine Debatte über das Ende der Braunkohle, weil im
       Frühjahr im Kohleland NRW ihre Ministerpräsidentin Hannelore Kraft zur
       Wiederwahl ansteht – in dem Land, wo auch Bundesumweltministerin Barbara
       Hendricks ihre politische Heimat hat. Am Montag und Dienstag diskutierten
       die betroffenen Ressorts neue Textentwürfe für den Klimaschutzplan; eine
       abschließende Einigung gab es am Dienstag Nachmittag noch nicht.
       
       ## Unternehmen fordern „Signale“
       
       Im Widerspruch zu den Schreckensszenarien aus Union, SPD und dem
       Bundesverband der Deutschen Industrie fordern nun Verbände und Firmen vom
       Plan der Regierung „eindeutige Signale, dass die in Paris gemachten Zusagen
       umgesetzt werden“. Klimaschutz sei „eine der großen wirtschaftlichen
       Chancen“, er „schafft Arbeitsplätze und sichert die Wettbewerbs- und
       Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland“. Unterzeichnet
       haben unter anderem die Deutsche Bahn, Telekom, Adidas, Ikea, Commerzbank,
       Metro, Otto Group, Hochtief, aber auch Energiekonzerne wie EnBW oder
       Entega.
       
       Ein ehrgeiziger Klimaplan gäbe der deutschen und der EU-Delegation
       Rückenwind auf der Klimakonferenz in Marrakesch, die am Montag begann. Denn
       dort wird von den Ländern nun „Action!“ erwartet, heißt es überall – also
       die Umsetzung der Pariser Beschlüsse. Die USA etwa sollen zum Ende der
       Konferenz in zwei Wochen einen ambitionierten Plan zur „Dekarbonisierung“
       vorstellen – und von Deutschland wird erwartet, dieses Thema ab Dezember
       als G20-Vorsitzender voranzutreiben.
       
       8 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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