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       # taz.de -- Bericht zu Rüstungsexporten: Drastischer Anstieg bei Munition
       
       > Deutschland liefert weniger Kleinwaffen in andere Länder. Die Ausfuhr von
       > Munition für diese Art Waffen verzehnfacht sich aber.
       
   IMG Bild: Der Wert der Genehmigungen für Munition kletterte von 27 Millionen auf 283,8 Millionen Euro
       
       Berlin dpa | Die Bundesregierung hat die Ausfuhr von Kleinwaffen im ersten
       Halbjahr 2016 leicht zurückgefahren, doch haben sich zugleich die Exporte
       von Munition für diese Waffen verzehnfacht. Das geht aus dem der Deutschen
       Presse-Agentur in Berlin vorliegenden Rüstungsexportbericht für die erste
       Jahreshälfte vor, der am Mittwoch im Kabinett beraten werden soll.
       Auffällig sind auch Verschiebungen in der Liste der wichtigsten
       Bestimmungsländer. So rückte etwa die Türkei seit Beginn der
       Flüchtlingskrise von Platz 25 auf Rang 8 vor.
       
       Der Wert der Genehmigungen für Kleinwaffen sank dem Bericht zufolge in den
       ersten sechs Monaten 2016 binnen Jahresfrist von 12,4 Millionen auf 11,6
       Millionen Euro. Der Wert der Genehmigungen für Munition kletterte hingegen
       von 27 Millionen auf 283,8 Millionen Euro. Auf EU- und Nato-Länder
       (inklusive der Nato-gleichgestellten Länder Australien, Neuseeland, Japan,
       Schweiz) entfielen davon 275 Millionen Euro, auf den Irak 5,4 Millionen
       Euro.
       
       Die wichtigsten drei Bestimmungsländer für Kleinwaffen einschließlich
       Teilen und Munition, waren demnach Frankreich, der Irak und Polen.
       Deutschland unterstützt im Irak die Kurden im Kampf gegen die Terrormiliz
       Islamischer Staat. Zu Kleinwaffen zählen Maschinenpistolen und –gewehre.
       Mit ihnen werden in Bürgerkriegen wie in Syrien die meisten Zivilisten
       getötet.
       
       Der Rüstungsexportbericht fällt unter die Zuständigkeit von
       Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). In seiner Amtszeit gingen
       die Kleinwaffenexporte stark zurück. Bei Lieferungen in problematische
       Länder außerhalb von EU und Nato, in denen die Menschenrechtslage heikel
       ist, ist die Regierung sensibler geworden. Der Opposition reichte der
       Rückgang bei den Kleinwaffen-Geschäften bislang aber nicht. So forderte
       etwa der Linkspartei-Experte Jan van Aken ein komplettes Exportverbot für
       Kleinwaffen.
       
       ## Türkei ist wichtiges Empfängerland
       
       Seit Anfang Juli ist bekannt, dass die Regierung in den ersten sechs
       Monaten 2016 die Ausfuhr von Waffen und Ausrüstung im Gesamtwert von 4,029
       Milliarden Euro genehmigte – mehr als eine halbe Milliarde mehr als im
       Vorjahreszeitraum. Größter Posten war eine Fregatte für Algerien, die eine
       Milliarde Euro kostet. Damit liegt das nordafrikanische Land auf Platz eins
       der wichtigsten Bestimmungsländer.
       
       Interessant sind im Vergleich der Entwicklung eines Jahres die
       Verschiebungen in der Rangliste der wichtigsten Bestimmungsländer von
       Rüstungsexporten. So rückte die Türkei seit Beginn der Flüchtlingskrise vor
       gut einem Jahr in den ersten sechs Monaten dieses Jahres mit einem Volumen
       von 76,4 Millionen Euro von Platz 25 auf Rang 8 der wichtigsten
       Empfängerländer. Fast zwei Drittel der Lieferungen betreffen Teile für
       Flugzeuge, unbemannte Luftfahrzeuge, Triebwerke und Bodengeräte.
       
       Auch die Lieferungen in andere Spannungsregionen haben im Jahresvergleich
       zugenommen. So rückt Südkorea, das mit einer wachsenden Bedrohung durch den
       kommunistischen Norden leben muss, auf der Liste von Platz 10 auf Platz 4 –
       mit Rüstungslieferungen im Wert von fast 205 Millionen Euro. Knapp ein
       Drittel davon betrifft Kampfschiffe und U-Boot-Teile, gut ein Fünftel
       Raketen und Raketenabwehrsysteme. Hinzu kommen Teile für Kampfpanzer,
       Hubschrauber und Kampfflugzeuge.
       
       ## Hubschrauber für Saudi-Arabien
       
       Saudi-Arabien, das der Bundesregierung als stabilisierender Faktor in einer
       unruhigen Region gilt, bleibt in der Rangfolge auf Platz drei, der
       Gesamtwert der Lieferungen vervielfacht sich allerdings von 179 Millionen
       auf etwa 484 Millionen Euro. Die Bundesregierung liefert in das umstrittene
       Königreich unter anderem Hubschrauber, Flugzeuge und deren Teile sowie
       Ausrüstung für Luftbetankung.
       
       Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) rücken ebenfalls in die Top Ten
       der deutschen Rüstungsexportländer auf – von Platz 13 im ersten Halbjahr
       2015 auf Platz 7. Die Zahl der Genehmigungen stieg von 70 auf 106, der
       Gesamtwert der Ausfuhren verdoppelte sich fast von 46 Millionen auf knapp
       85 Millionen Euro.
       
       25 Oct 2016
       
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