# taz.de -- Krieg in Syrien und Irak: Ziel ist Tal Afar
> Irakische Milizen starten eine Offensive im Westen von Mossul. Aus der
> syrischen Stadt Aleppo werden neue Luftangriffe und Kämpfe gemeldet.
IMG Bild: Irakische Proregierungskämpfer nehmen an einer Operation nördlich von Mossul teil
Bagdad/Beirut reuters/ap | Im Irak haben schiitische Kämpfer nach eigenen
Angaben eine Offensive gegen die Extremistenmiliz Islamischer Staat
begonnen und dabei Ziele im Westen der Großstadt Mossul angegriffen.
Kämpfer seien am Samstag vom Süden her Richtung Tal Afar vorgerückt,
teilten die vom Iran unterstützten Haschid-Schaabi-Milizen mit. Ihr Ziel
sei es, Fluchtwege der IS-Kämpfer nach Syrien abzuschneiden, sagte ein
Sprecher. Tal Afar ist eine Hochburg des IS und liegt westlich von Mossul,
das seit 2014 von den Extremisten beherrscht wird.
Die Kämpfer unterstützen ebenso wie kurdische Einheiten die Mitte Oktober
begonnene Regierungsoffensive, durch die die Großstadt Mossul mit
Unterstützung von US-Einheiten zurückerobert werden soll. In den
vergangenen zwölf Tagen machten die Regierungstruppen sowie die kurdischen
Peschmerga-Kämpfer Fortschritte im Süden, Osten und Nordosten von Mossul.
Sollten nun die Straßen Richtung Westen abgeschnitten werden, wäre Mossul
eingekesselt: Weder IS-Kämpfer noch Zivilisten könnten aus der Stadt
fliehen. In irakischen und westlichen Militärkreisen hieß es, es sei
darüber gestritten worden, ob auch der Westen Mossuls angegriffen werden
solle oder nicht. Bliebe die westliche Flanke offen, wäre das ein
Rückzugsweg für die IS-Miliz gewesen, was der Bevölkerung möglicherweise
einen Häuserkampf in der Stadt erspart hätte, hieß es.
Im Süden Mossuls drangen irakische Sondereinheiten in die Ortschaft
Al-Schura ein. Die meisten IS-Kämpfer seien zuvor in Richtung Mossul
abgezogen, sagte ein Offizier. Unterstützt wurde die Armee von
Luftangriffen, Artillerieschüsse waren zu hören. Der IS feuerte aus
Maschinengewehren zurück. Im Osten sind Peschmerga-Kämpfer und eine
Eliteeinheit bereits bis auf wenige Kilometer an Mossul herangerückt.
## Vorwürfe an schiitische Milizen
Das Vorrücken der schiitischen Milizen dürfte allerdings in der Türkei
Sorgen auslösen. In der Stadt leben zahlreiche Turkmenen, die historisch
und kulturell mit der Türkei verbunden sind. Menschenrechtler befürchten,
dass es zu Kämpfen zwischen den Religionsgruppen führen könnte, wenn
schiitische Milizen Gebiete erobern, die überwiegend von Sunniten bewohnt
werden. Die Schiiten stellen die Mehrheit der Bevölkerung im Irak, doch im
Norden und Westen leben meist Sunniten.
Die Vereinten Nationen werfen den schiitischen Milizen Übergriffe auf
Sunniten vor. So sollen sie mehr als 640 sunnitische Männer und Jugendliche
aus der ehemaligen IS-Hochburg Falludscha verschleppt haben. 50 von ihnen
seien erschossen oder zu Tode gefoltert worden. Die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International spricht von schweren
Verstößen gegen die Menschenrechte und von Kriegsverbrechen gegen
Zivilisten, die vor dem IS geflohen sind. Die Regierung in Bagdad und die
Miliz räumten ein, dass es zu einzelnen Verstößen gekommen sei und deswegen
ermittelt werde.
## Luftangriffe und Kämpfe in Aleppo
Syrische Oppositionsaktivisten haben am Samstag Luftangriffe und Kämpfe am
Rand der nordsyrischen Stadt Aleppo gemeldet. Am Vortag hatten Rebellen
eine Offensive gestartet, um den Belagerungsring der Regierungstruppen zu
durchbrechen.
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete.
Kampfflugzeuge hätten Stellungen meist im Westen und Süden Aleppos
bombardiert, die von Rebellen am Freitag eingenommen worden seien. Sie
stützt sich auf ein Aktivistennetzwerk in Syrien, ihr Sitz ist aber in
Großbritannien.
Eine weitere Aktivistengruppe, das Aleppo Medienzentrum, meldete
Luftangriffe und Artilleriebeschuss auf Gebiete nahe Aleppo. Syrische
Staatsmedien berichteten, Rebellen hätten am Samstagmorgen von
Regierungstruppen kontrollierte Viertel im Westen der Stadt beschossen und
dabei sechs Menschen verletzt. Am Freitag meldeten sie 15 Tote und mehr als
100 Verletzte durch Rebellenbeschuss.
29 Oct 2016
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