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       # taz.de -- AfD in Baden-Württemberg: Angst vor der Öffentlichkeit
       
       > Vor ihrem Nominierungsparteitag lädt die Südwest-AfD die Presse aus. 118
       > Kandidaten wollen für den Bundestag kandidieren.
       
   IMG Bild: „Lügenpresse“ heißt jetzt „voreingenommene Berichterstattung“: Jörg Meuthen im Landtag
       
       Kehl taz | Die AfD will vieles anders machen als die von ihnen sogenannten
       „Kartell-Parteien“. Beim Landesparteitag am kommenden Wochenende in Kehl
       wird das gelingen. Während man den Grünen-Parteitag am gleichen Wochenende
       per Livestream verfolgen kann, ist bei der AfD die Presse ausgeschlossen.
       Das teilte der Parteivorstand am Mittwoch mit.
       
       Mit der Entscheidung soll eine „voreingenommene Berichterstattung“
       unterbunden werden, heißt es. Parteichef Jörg Meuthen kritisierte diese
       Entscheidung, wenn auch wie üblich sehr vorsichtig: „Ich hätte sicherlich
       anders votiert“, kommentierte er die Entscheidung des Landesvorstands.
       
       Das Presseverbot zeigt zweierlei: Offenbar hat der Bundesvorsitzende
       Meuthen seit seinem Rücktritt aus dem Vorstand immer weniger Einfluss auf
       die Landespartei. Und die Parteiführung hatte offenbar Angst vor der
       eigenen Basis. Denn es sind nicht Delegierte, die die Kandidaten für die
       Bundestagswahl wählen. Bei der „Aufstellungsversammlung“ in Kehl ist jedes
       Mitglied stimmberechtigt.
       
       Außerdem fürchtet sich der Landesvorsitzende Lothar Maier offenbar auch vor
       einigen der Listen-Kandidaten. Darunter seien zahlreiche Bewerber mit
       „abstrusen Ansichten“, sagt Maier. Es sei zu befürchten, dass die Medien
       solche Äußerungen hervorheben würden.
       
       ## Breites Spektrum
       
       Die Sorge ist nicht unbegründet: 118 Kandidaten streben – nach
       Kandidatenselbstdarstellungen, die der taz vorliegen – eine
       Bundestagskandidatur an. Sie bieten ein breites Spektrum: Viele von ihnen
       waren nach eigenen Auskünften zuvor bei den „Republikanern“, dem „Bund
       freier Bürger“, „Die Freiheit“, aber auch bei etablierten Parteien von CSU
       bis Jusos. Auf die Landesliste möchte etwa auch Thomas Gruber. Per E-Mail,
       die der taz vorliegt, hat er 2011 zu einem Nahkampftraining mit Grillen zu
       sich nach Hause geladen. Waffen und Steaks sollten mitgebracht werden.
       
       Bemüht zurückhaltend stellt sich Markus Frohnmaier in der Selbstdarstellung
       vor. Er ist Sprecher der Bundesvorsitzenden Frauke Petry und
       Bundesvorsitzender der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA). In
       der extrem rechten Zuerst! ließ er sich unlängst sehr persönlich
       porträtieren.
       
       Der baden-württembergische Vorsitzende der JA, Moritz Brodbeck, der der
       „Indentitären Bewegung“ nahesteht, greift in seinem Bewerbungstext die
       Arbeit der Landtagsfraktion um Jörg Meuthen an. Er halte nicht alle
       Landtagsabgeordnete politisch und charakterlich für fähig. Er selbst hätte
       aber das nötige „Rüstzeug“.
       
       ## Offener Machtkampf zwischen den Strömungen
       
       In dieser unübersichtlichen Lage ist nicht einmal klar, ob es Alice Weidel,
       die neben Meuthen das prominenteste Gesicht der Südwest-AfD ist, auf den
       ersten Listenplatz schafft. Die ehemalige Unternehmensberaterin, die in
       einer lesbischen Beziehung lebt, wird vom Landtagsabgeordneten Stefan
       Räpple auf Facebook geschmäht.
       
       Im Vorfeld des Nominierungsparteitags ist zudem ein offener Machtkampf
       zwischen den verschiedenen Strömungen ausgebrochen. In Mannheim wurde
       vergangene Woche der gesamte Vorstand des Ortsverbands durch das
       AfD-Landesschiedsgericht abgesetzt. Offiziell geht es um die Frage, ob der
       Ortsverein zur Wahl des Vorstands angemessen eingeladen hatte. Tatsächlich
       geht es wohl eher um gute Listenplätze.
       
       Außerdem hat sich „der Flügel“, eine Gruppierung rechts außen um den
       thüringischen Landesvorsitzenden Björn Höcke, eine eigene Kandidatenliste
       aufgestellt.
       
       18 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
   DIR Benno Stieber
       
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