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       # taz.de -- Präsident Trump und die Nato: Das große Rätsel
       
       > Trumps außenpolitische Haltung ist unklar, seine Berater sind unbekannt.
       > Es könnte zu erheblichen Spannungen mit Russland kommen.
       
   IMG Bild: Von Trump unterstützt? Nato-Soldaten in Polen
       
       Genf taz | Voraussagen über die Außenpolitik des künftigen US-Präsidenten
       sind schwierig. Denn Donald Trump hat keinerlei außenpolitische
       Vorgeschichte. Bislang sind keine Namen von Personen aufgetaucht, die in
       der Trump-Administration als Chef des State Department und des Pentagon,
       als Nationaler Sicherheitsberater des Präsidenten oder als Botschafter bei
       der Nato sowie in wichtigen Hauptstädten infrage kommen könnten. Es ist
       nicht einmal bekannt, ob jemand und, wenn ja, wer den Republikaner im
       Wahlkampf zu außen-und sicherheitspolitischen Themen beraten hat.
       
       Daher bleiben als Basis für Prognosen nur Trumps eigene Äußerungen zu
       diesen Themen, etwa die „außenpolitische Grundsatzrede“ die voller
       Widersprüche steckte. Einigermaßen konsistent sind lediglich Trumps
       Aussagen der letzten 15 Monate seit Ankündigung seiner Kandidatur zu zwei
       Bereichen: Zum einen will er bestehende oder derzeit noch in Verhandlung
       befindliche Außenwirtschaftsabkommen (Nafta, TTIP, TPP etc.) aufkündigen,
       erst gar nicht unterzeichnen beziehungsweise neu verhandeln. Zum anderen
       fordert er die Verbündeten in der Nato auf, ihre finanziellen und sonstigen
       Beiträge zum Transatlantischen Militärbündnis deutlich zu erhöhen.
       
       Bei beiden Vorhaben kann Trump als Präsident leicht konkrete Erfolge
       erzielen, leichtere jedenfalls als beim ebenfalls angekündigten Bau einer
       Mauer entlang der gesamten US-Grenze mit Mexiko. Konkrete Erfolge aber
       braucht Trump schon bald, um seine AnhängerInnen bei der Stange zu halten.
       
       Mitte Juli drohte Trump den Nato-Partnern, die nicht mehr Geld geben
       wollen, mit der Aufkündigung der amerikanischen Beistands- und
       Schutzgarantien. Diese Drohung hat er seitdem zwar nicht wiederholt. Denn
       auch Trump weiß, dass die Vormachtrolle der USA in der Nato seit fast 70
       Jahren das wichtigste Instrument für den Einfluss in und die Kontrolle über
       Europa ist. Eine Aufkündigung der amerikanischen Beistandsgarantien würde
       die Grundlage der Nato zerstören.
       
       Das künftige Verhältnis zwischen den USA und den europäischen Verbündeten
       in der Nato wie der EU wird wesentlich davon abhängen, wie Trump die
       Beziehungen zu Russland gestaltet. Dessen Präsident Wladimir Putin
       gratulierte ihm gestern Morgen als erster ausländischer Staatschef zum
       Wahlsieg. Die widersprüchlichen Äußerungen Trumps zu diesem Themenkomplex
       lassen keine sichere Prognose zu.
       
       Wird er – wie mehrfach angekündigt – im Syrienkonflikt der Bekämpfung des
       „Islamischen Staats“ und der dafür von ihm für nötig erklärten Kooperation
       mit Putin, aber auch mit Assad „absolute Priorität“ einräumen? Wird Trump
       im Interesse eines verbesserten Verhältnisses zu Moskau die im
       Ukrainekonflikt über Russland verhängten Sanktionen aufweichen oder gar
       aufheben? Ist sogar vorstellbar, dass Putin die jüngsten Beschlüsse der
       Nato zur Stationierung von 4.000 Soldaten in Polen und den baltischen
       Staaten wieder infrage stellt? Oder zumindest die Beteiligung
       amerikanischer Truppen daran?
       
       Sollte Trump bei seinen Ankündigungen über die massive Aufrüstung des
       US-Atomwaffenarsenals bleiben, dürfte es in den nächsten vier Jahren zu
       erheblichen Spannungen zwischen Washington und Moskau kommen. Zu einem
       anderen schwelenden Streitpunkt zwischen der Nato und Russland, dem von den
       USA initiierten „Raketenabwehrprojekt“ mit Stationierungsorten in Polen,
       Rumänien und der Tschechischen Republik, hat sich Trump bislang noch
       überhaupt nicht geäußert.
       
       10 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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