URI: 
       # taz.de -- Bundeswehr kooperiert mit Hochschule: Keine Soldaten in Bremer Hörsäle
       
       > Ein Gutachten stellt fest: Die Hochschule Bremen darf nicht mit der
       > Bundeswehr kooperieren. Die Forschung dürfe nur friedlichen Zwecken
       > dienen.
       
   IMG Bild: In Bremen ist die Bundeswehr nicht nur willkommen: Im Oktober zündeten Unbekannte dort Militär-LKW an
       
       Berlin taz | Die Hochschule Bremen verstößt durch eine Kooperation mit der
       Bundeswehr gegen zwei Zivilklauseln, die sie zur Forschung an
       „ausschließlich friedlichen Zwecken“ verpflichten. Das ist das Ergebnis
       eines Rechtsgutachtens, das der Verein
       „NaturwissenschaftlerInnen-Initiative Verantwortung für Frieden und
       Zukunftsfähigkeit“ (Natwiss) am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.
       
       „Für mich ist es eindeutig, dass diese Zusammenarbeit einen Verstoß gegen
       bestehendes Recht bedeutet“, sagte der Kasseler Anwalt Bernd Hoppe, der das
       Gutachten verfasst hat. Zwar sei das Wort „zivil“ in seiner Wortbedeutung
       sehr offen. An der Entstehungsgeschichte der Zivilklausel könne man aber
       ableiten, dass der Begriff einer umfassenden Ablehnung militärischer
       Forschung gleichzusetzen sei. Zivilklauseln richteten sich, so Hoppe, gegen
       alles Militärische. „Damit ist jede Kooperation der Hochschule Bremen mit
       der Bundeswehr ausgeschlossen.“
       
       Nicole Gohlke von der Linkspartei bezeichnete das neue Gutachten als
       „Meilenstein“. Es widerlege die „absurde Argumentation“ des Bremer
       Justizsenators. Der hatte im Mai in einem eigenen Gutachten die Kooperation
       als zulässig eingestuft, weil die Bundeswehr nach dem Grundgesetz eine
       „Friedensarmee“ sei. Da ihr Einsatz auch militärische Komponente hätte,
       könne man deshalb „militärisch“ nicht mit „unfriedlich“ gleich setzen.
       
       Kurz zuvor, Anfang Mai, unterzeichnete die Hochschule Bremen einen
       Kooperationsvertrag, der der Bundeswehr ab dem aktuellen Wintersemester
       zehn Plätze für den dualen Frauenstudiengang Informatik garantiert.
       [1][Aktuell studieren dort neun Soldatinnen]. Die Hochschule Bremen
       kassiert dafür insgesamt bis zu 120.000 Euro. Bekannt wurde dies erst, als
       die Bundeswehr auf Anfrage den Vertrag offen legte. Die Hochschule hatte
       sich davor dazu geweigert.
       
       ## AStA musste Banner einholen
       
       „Es ist eine Schande, dass eine öffentlich finanzierte Hochschule
       Geheimverträge mit Dritten einrichtet“, sagte Gohlke. Transparenz sei der
       erste Schritt, um Zivilklauseln umsetzen zu können. Die rot-grüne
       Landesregierung nahm 2015 eine Zivilklausel in das Hochschulgesetz auf. Die
       Bremer Hochschule hatte sich schon 2012 freiwillig dazu verpflichtet.
       
       Auf diesen Widerspruch macht der AStA seit Monaten aufmerksam. Zuletzt
       Anfang November protestierten Studierende mit einem Banner an dem
       Hochschulgebäude gegen die Kooperation. „Wir bilden zum Töten aus“, stand
       darauf. Als die Hochschulleitung verfügte, das Banner zu entfernen, hängten
       die Studierenden ein neues Banner zum Fenster hinaus: „Die Zivilklausel
       umsetzen, nicht das Hausrecht, liebes Rektorat!“
       
       Der AStA hofft nun, dass das neue Gutachten die Hochschulleitung zum
       Umdenken bringt. Gegenüber der taz ließ Hochschulsprecher Ulrich Berlin
       jedoch keinen Zweifel daran, dass eine Rücknahme der Kooperation nicht zur
       Debatte steht: „Die Hochschule hat mit der Bundeswehr einen Vertrag
       geschlossen, den sie erfüllen wird.“
       
       22 Nov 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Soldatinnen-an-der-Bremer-Hochschule/!5331262
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
       ## TAGS
       
   DIR Bundeswehr
   DIR Hochschule
   DIR Zivilklausel
   DIR Hochschule Bremen
   DIR Zivilklausel
   DIR Hochschule Bremen
   DIR Bundeswehr
   DIR Zivilklausel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Asta gegen Hochschule Bremen: Das Transpi des Anstoßes
       
       Ohne Erfolg blieb eine Klage des AStA gegen die Hochschule Bremen. Es ging
       um ein Protestplakat, im Kern aber um Meinungsfreiheit und die Zivilklausel
       
   DIR Zivilklausel an Bremer Hochschulen: Für den Frieden ist alles erlaubt
       
       Für den Senat verstößt die Kooperation mit der Bundeswehr nicht gegen die
       Zivilklausel – schließlich sei sie ja verfassungskonform
       
   DIR Soldatinnen an der Bremer Hochschule: Studier, was wirklich zählt
       
       Trotz Zivilklausel kooperiert die Bundeswehr mit der Hochschule. Kein
       Problem, findet Rot-Grün: Sie ist ja Friedensarmee und habe keinen Einfluss
       auf die Inhalte
       
   DIR Hochschule Bremen und Zivilklausel: Uniform im Hörsaal
       
       Ein Kooperationsvertrag der Hochschule Bremen mit der Bundeswehr ist nach
       Monaten zum ersten Mal öffentlich – und erntet Kritik.
       
   DIR Militärischer Hörsaal: Ein denkwürdiger Partner
       
       Die Hochschule führt einen Studiengang in Kooperation mit der Bundeswehr
       ein. KritikerInnen sehen einen Verstoß der Zivilklausel