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       # taz.de -- Trisomie 21 in der Kunst: Ich bin, was ich bin
       
       > Seit einem Monat wird eine Ausstellung zum Thema Down-Syndrom in der
       > Kunst- und Ausstellungs-Halle in Bonn gezeigt. Eindrücke in einfacher
       > Sprache.
       
   IMG Bild: Besucherinnen und Besucher bei der Austellungseröffnung
       
       Viele Menschen haben sich vorher gefragt:Was soll man zu diesem Thema
       ausstellen?
       
       In der Ausstellung wird die Geschichte von Menschen mit Down-Syndrom
       erzählt:Wie haben sie in der Vergangenheit gelebt?Gibt es Spuren von ihnen
       in der Geschichte?Wie leben sie heute?Welche Arten von Kunst machen
       Menschen mit Down-Syndrom?Und: Wie wollen sie in Zukunft in unserer
       Gesellschaft leben?
       
       Anna-Lisa Plettenberg ist froh, Teil des Ausstellungs-Teams zu sein.Sie
       schreibt:„Finde ich gut, dass ich da drin bin. Weil das interessant ist,
       dass ich in diesem Team bin. Dass wir über die Künstlerin Judith Scott
       gelernt haben. Und über den John Langdon-Down erforscht haben. Darum ist
       das entstanden, die Ausstellung: im Team. Das finde ich echt super. Weil
       das interessiert mich sehr, diese Ausstellung.“
       
       Zum Ausstellungs-Team gehören Menschen mit und ohne Down-Syndrom.Sie haben
       zwei Jahre lang im Team gearbeitet.Sie haben zusammen geplant und
       entschieden: Was sind die Themen der Ausstellung?Welche Kunst-Werke werden
       gezeigt?Und welche Geschichte wollen wir erzählen?
       
       Alle Texte in der Ausstellung sind in klarer Sprache geschrieben.Damit alle
       Besucher und Besucherinnen sie gut verstehen können.Egal, ob es um
       Chromosomen geht oder um Rechte und Gesetze.
       
       An den Wochenenden gibt es Tandem-Führungen durch die Ausstellung.Eine am
       Freitag und zwei am Sonntag.Was ist eine Tandem-Führung? 2 Personen machen
       die Führung zusammen.Eine Person mit Down-Syndrom.Und eine Person ohne
       Down-Syndrom.
       
       Julia Bertmann macht Tandem-Führungen.Nach ihren ersten Führungen hat sie
       ihre Eindrücke beschrieben: „Inklusion finde ich gut, das sah man heute bei
       der Tandem-Führung. 
       
       Die beiden Tandem-Führungen fand ich super. Ich habe viel gesprochen, es
       war sehr interessant gewesen. Alle Leute haben mir zugehört und keiner hat
       dazwischen gesprochen. Meine Tandem-Partnerin war sehr nett, sie hat mir
       geholfen, wenn ich was nicht verstanden habe. Der Tag war für mich sehr
       informativ. Ich kann mich jetzt entspannt zurücklegen. 
       
       Ich habe das Gefühl gehabt, dass die Leute Interesse gezeigt haben an der
       Ausstellung.“ 
       
       Anna-Lisa Plettenberg hat einen Wunsch.Sie schreibt: 
       
       „Ich will, dass hinterher alle Besucher und Besucherinnen wissen: Menschen
       mit Down-Syndrom können lesen, schreiben und rechnen. Das können die
       lernen! Und Kopfrechnen auch. Und dass die schlau sind!“ 
       
       Julia Bertmann ist gerne in den Ausstellungs-Räumen.Sie beschreibt: 
       
       „Wenn ich durch die Ausstellung gehe und sie erkläre, fühle ich mich gut.
       Ich finde, die Ausstellung ist ein absoluter Hit. Alle Leute, die ich
       kenne, staunen über diese Ausstellung: Einmalig! Super! Sehr informativ!
       Schön aufgebaut! Toll erklärt!“ 
       
       Jeanne Marie Mohn ist Künstlerin aus Frankfurt.Sie hat ein Exponat in der
       Ausstellung: 
       
       Den Chromosomen-Teppich im Raum 6 „Forschung – Ich bin, was ich bin“.Ihre
       Zusammenfassung, ob sie mit der Ausstellung zufrieden ist, fällt knapper
       aus:„Ja. Die Ausstellung ist richtig geil.“ 
       
       Katja de Bragança ist die Kuratorin der Ausstellung.Auch sie ist begeistert
       darüber, wie die Ausstellung läuft.Sie sagt: „Ich finde es toll, dass so
       viele verschiedene Gruppen in die Ausstellung kommen:Schul-Klassen,
       Lehrer-Fortbildungen, Menschen mit und ohne Down-Syndrom, Fach-Leute und
       Menschen, die von dem Thema vorher keine Ahnung hatten.Jeden Samstag kann
       man sich in der Ausstellung Chromosomen durch ein Mikroskop angucken.
       Cyto-Genetiker und Cyto-Genetikerinnen erklären, wie es geht. 
       
       Ich freue mich, dass auch meine ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in der
       Ausstellung sind.Es gibt viele spannende Begegnungen.Das baut
       Berührungs-Ängste ab und führt dazu, dass alle mit dem Thema Down-Syndrom
       entspannter umgehen können.“ 
       
       Anne Leichtfuß ist Mitglied im Forschungs-Projekt TOUCHDOWN 21.Und sie
       gehört zum Beirat der Ausstellung.Sie freut sich über die vielen Besucher
       und Besucherinnen mit Down-Syndrom.Sie sagt: „Ich fand es unglaublich, wie
       viele Menschen mit Down-Syndrom am Eröffnungs-Wochenende da waren.
       Insgesamt waren es mehr als 1.000 Menschen am ersten Abend.Ich freue mich,
       wie lässig und professionell meine Kolleginnen und Kollegen mit
       Down-Syndrom sich den Raum im Museum erobern.Sie sind Botschafter der
       TOUCHDOWN-Ausstellung.Sie haben sich lange Zeit auf die Ausstellung
       vorbereitet und werden als Expertinnen und Experten anerkannt. Das freut
       mich zu sehen.“ 
       
       Inzwischen haben fast 6.000 Besucher und Besucherinnen die TOUCHDOWN
       Ausstellung gesehen. Sie läuft in der Bundeskunsthalle in Bonn. Noch bis
       zum 12. März 2017.
       
       3 Dec 2016
       
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