# taz.de -- Britische Forderungen nach EU-Austritt: Flop für Johnson
> Trotz Brexit meint der britische Außenminister Johnson, dass London
> weiter Freihandel mit der EU betreiben kann. Eurogruppenchef Dijsselbloem
> verneint dies.
IMG Bild: Winke, winke: Boris Johnson
LONDON afp/taz | Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hat britischen
Forderungen nach einem vollen Zugang zum EU-Binnenmarkt nach dem Brexit
eine Absage erteilt. Entsprechende Überlegungen des britischen
Außenministers Boris Johnson bezeichnete Dijsselbloem am Mittwoch in der
BBC als „intellektuell unmöglich“ und „politisch unerreichbar“. Dem Sender
CNBC sagte er am Rande einer Konferenz in London, Johnson verhalte sich
nicht „realistisch und fair den britischen Wählern“ gegenüber.
Johnson hatte der tschechischen Zeitung Hospodarske Noviny gesagt,
Großbritannien werde wohl die EU-Zollunion verlassen müssen, aber weiterhin
Freihandel mit den EU-Staaten betreiben können. Er hielt außerdem daran
fest, die europäische Einwanderung begrenzen zu wollen. Es sei ein
„absoluter Mythos“ zu sagen, dass die Freizügigkeit eine der Säulen der EU
sei.
Dijsselbloem sagte dazu, Johnson mache den Briten Angebote, die gar nicht
zur Debatte stünden. Zugleich äußerte der Eurogruppenchef die Einschätzung,
dass der Austrittsprozess länger als die vorgesehenen zwei Jahre dauern
werde, nachdem das Austrittsgesuch offiziell eingereicht wurde. Nach
Angaben seines Sprechers sagte er bei der Konferenz, die Verhandlungen
seien „komplex“ und würden dauern. CNBC sagte er zudem, die britische
Regierung habe keinen Plan und keine fertig ausgearbeiteten Vorschläge für
den EU-Ausstieg.
Boris Johnson wurde unterdessen von Italiens Wirtschaftsminister Carlo
Calenda für seine Prosecco-Forderung abgewatscht, wie [1][die britische
Zeitung Guardian unter Berufung auf die Nachrichtenagentur Bloomberg
berichtet]. Demnach soll Johnson bei einem Treffen gesagt haben, Italien
müsse Prosecco günstig nach Großbritannien verkaufen, wenn es nicht einen
wichtigen Absatzmarkt verlieren wolle. Calenda soll geantwortet haben:
„Okay, wir verkaufen an ein Land weniger Prosecco, aber ihr verkauft an 27
Länder weniger Fish and Chips. Dinge auf diesem Niveau zu bereden ist ein
bisschen beleidigend.“
Am Dienstag war ein Bericht eines Beraters der britischen Regierung bekannt
geworden, wonach es fünf Monate nach dem Brexit-Referendum noch immer keine
umfassende Strategie für den EU-Austritt gibt. Die Regierung wies diese
Darstellung am Mittwoch erneut zurück. „Ja, wir haben einen Plan“, sagte
Premierministerin Theresa May im Parlament. Zu Details äußerte sie sich
aber nicht.
17 Nov 2016
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DIR [1] https://www.theguardian.com/politics/2016/nov/16/european-ministers-boris-johnson-prosecco-claim-brexit
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