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       # taz.de -- Politische Krise im Kongo: US-Kongress für Sanktionen
       
       > Der Kongress hat für ein Gesetz zum Kongo gestimmt. Es sieht Sanktionen
       > gegen Präsident Kabila vor, der nach dem Ende seiner Amtszeit im Amt
       > bleibt.
       
   IMG Bild: Für Kabila jubeln längst nicht alle
       
       BERLIN taz | Die USA haben den ersten Schritt für die Einleitung von
       Strafmaßnahmen gegen die Regierung der Demokratischen Republik Kongo
       gemacht. Mit überwältigender Mehrheit stimmte das von den Republikanern
       dominierte Repräsentantenhaus am Dienstag für den entsprechenden
       Gesetzentwurf.
       
       Dieser sieht „Sanktionen gegen Regierungsoffizielle, die Fortschritt in
       Richtung eines friedlichen demokratischen Übergangs durch glaubwürdige
       Wahlen behindern“ vor. 416 Abgeordnete stimmten dafür, drei dagegen. Das
       Gesetz muss jetzt in den Senat und dann dem noch amtierenden Präsidenten
       Barack Obama vorgelegt werden.
       
       Den Gesetzentwurf hatten drei republikanische Kongressabgeordnete im Juni
       eingebracht. Er wurde jetzt unverändert verabschiedet, als das
       Repräsentantenhaus erstmals seit den US-Wahlen wieder zusammentrat. Es geht
       darum, dass die zweite und verfassungsgemäß letzte Amtszeit von Kongos
       Präsident Joseph Kabila zwar am 19. Dezember 2016 endet, er aber mangels
       rechtzeitiger Neuwahlen im Amt bleiben wird – nach jetzigem Stand bis
       mindestens 2018, wie Kongos Regierung bei einem „Dialog“ mit ausgewählten
       Politikern vereinbart hat.
       
       Dagegen hat sich eine breite Protestbewegung gebildet, die auf
       internationale Unterstützung hofft. Ihr Ziel ist es, Kabila entweder doch
       noch zum Rücktritt zugunsten eines Interimsstaatschefs zu zwingen oder ihm
       die internationale Anerkennung ab dem regulären Ende seiner Amtszeit zu
       entziehen. Mit einem erneuten Generalstreik will die Opposition diesen
       Forderungen am kommenden Samstag Nachdruck verleihen.
       
       Laut dem neuen US-Gesetz sollen gegen „Schlüsselfiguren in der Regierung
       von Präsident Kabila“ Visaverweigerungen und Konteneinfrierungen verhängt
       werden. Die USA soll ihre wirtschaftliche und militärische Zusammenarbeit
       sowie die Zusammenarbeit internationaler Finanzorganisationen mit dem Land
       überprüfen und einen möglichen Stopp der Kooperation erwirken. Zusätzlich
       fordert das neue Gesetz die US-Behörden dazu auf, Geldwäsche und
       „Veruntreuung der Erträge von Korruption durch Schlüsselfiguren im Umfeld
       von Präsident Kabila“ zu untersuchen. Betroffene Länder und Finanzinstitute
       sollen zu Gegenmaßnahmen bewegt werden.
       
       Die Sanktionen sollen erst dann wieder aufgehoben werden, „wenn Präsident
       Kabila unzweideutig und öffentlich erklärt, dass er im Einklang mit der
       Verfassung nicht an der Macht bleibt, wenn seine Amtszeit am 19. Dezember
       2016 endet; wenn er überprüfbare tatsächliche Fortschritte in Richtung
       zeitgemäßer, freier und fairer landesweiter Wahlen im Einklang mit der
       Verfassung unternommen hat, und wenn er nachweisbar den nötigen politischen
       Raum für die Opposition und die Zivilgesellschaft geöffnet hat; oder wenn
       Kongo eine freie und faire Präsidentschaftswahl abgehalten hat, wie in der
       Verfassung vorgesehen, und ein neuer Präsident eingeschworden worden ist“,
       so heißt es.
       
       Der 19. Dezember fällt noch in Obamas ablaufende Amtszeit als US-Präsident.
       Obamas Sonderbeauftragter Tom Perriello ist derzeit in Kongos Hauptstadt
       Kinshasa bei politischen Gesprächen. Am Mittwoch traf er Oppositionsführer
       Etienne Tshisekedi und sprach sich für neue Verhandlungen zwischen
       Regierung und Opposition aus, wie sie Kongos mächtige katholische Kirche
       einzufädeln versucht. Solche Verhandlungen werden derzeit von Hardlinern
       beider Seiten abgelehnt. Das neue US-Gesetz könnte, so hoffen Beobachter,
       ein Einlenken befördern.
       
       17 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dominic Johnson
       
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