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       # taz.de -- Das war die Woche II: Alles, nur nicht rechtsextrem
       
       > Beim Prozess um einen Brandschlag auf eine als Flüchtlingsunterkunft
       > gedachte Turnhalle in Nauen geben sich die Angeklagten unschuldig.
       
   IMG Bild: Die Angeklagten im Prozess um den Brandanschlag auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen
       
       Eins fällt auf in der zweiten Prozesswoche gegen den NPD-Funktionär Maik
       Schneider und fünf weitere Angeklagte: Die politische Gesinnung der
       mutmaßlichen Täter spielt vor Gericht keine Rolle. Zur Last gelegt wird
       ihnen die „Bildung einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel, Straftaten
       mit ausländerfeindlichem Hintergrund zu begehen“.
       
       Doch von einer kriminellen Vereinigung ist am Dienstag keine Rede.
       Schneider, als Rädelsführer angeklagt, will allein für den Brandanschlag
       auf die Nauener Turnhalle verantwortlich sein. Dem Verfassungsschutz seit
       zehn Jahren als „Rechtsextremist mit gefestigtem rassistischem Weltbild“
       bekannt, inszeniert sich Schneider als harmloser Lokalpolitiker mit
       sozialer Ader. Den Brandanschlag bezeichnet er als „Unfall“ – sich selbst
       als „ausgesprochen links“. Alle anderen Anklagepunkte streitet er ab.
       
       Die Mitbeschuldigten stellen sich als unpolitisch, aber beeinflussbar dar;
       als Mitläufer, die für Anerkennung bereit sind, alles zu tun. Einzelne
       Punkte gestehen sie – aber eine rechte Zelle soll es nie gegeben haben.
       Stattdessen: Spontane Straftaten von Einzeltätern, im Rausch oder aus Wut
       über die eigenen Lebensverhältnisse begangen.
       
       ## Keine unübliche Strategie von Neonazis vor Gericht
       
       Schneider tauscht sich mit seinen Komplizen aus, fixiert den hinter ihm
       sitzenden Christian B. mit Blicken; der nimmt daraufhin prompt sein
       Geständnis zurück. Zuvor hatte er Schneider als Kopf hinter der Planung des
       Anschlags belastet. Der Richter unterbindet diese Beeinflussungsversuche
       nur zögerlich; auch die politische Gesinnung der weiteren Angeklagten
       scheint ihn wenig zu interessieren.
       
       So zerfällt die Serie von rechten Übergriffen, die der Nauener
       Bürgermeister als „Terror“ bezeichnet, zu einer Anhäufung geradezu
       willkürlicher kleinkrimineller, jedenfalls nicht rechtsextrem motivierter
       Straftaten.
       
       Sich als Opfer widriger Lebensumstände zu inszenieren, ist keine unübliche
       Strategie von Neonazis vor Gericht. Sozial benachteiligt sind viele.
       Allein: Die einen zünden Turnhallen an, die anderen kanalisieren ihren
       Frust anders.
       
       3 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Elisabeth Kimmerle
       
       ## TAGS
       
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