URI: 
       # taz.de -- Kanye West im Krankenhaus: Die ewige Ego-Show
       
       > Der US-Rapper sagt: Hätte er gewählt, hätte er Trump gewählt. Daraufhin
       > wollten wütende Fans ihr Konzertkarten zurückgeben.
       
   IMG Bild: „Gott“ aka Kanye West
       
       Nein, es ist sicher nicht einfach, „Gott“ zu sein. Oder „der nächste Steve
       Jobs“. Oder einen Verstand zu haben, in dem es aussieht „wie in einer
       Hermès-Fabrik. Der Scheiß ist echt“ (Zitate von Kanye West über Kanye
       West).
       
       Dem gebürtigen Chicagoer Rapper und Adidas-Designer gehen die
       Selbstbezeichnungen seit über einer Dekade nicht aus, ja, die ewige
       Ego-Show ist das, worum sich Kanye Wests Kunst im Grunde dreht.
       
       Nicht umsonst ist er verheiratet mit Kim Kardashian, [1][der Königin des
       digitalen Selbstporträts]. Man kann sagen, die Beziehung der beiden ist
       eine der einflussreichsten Social-Media-Performances. Doch seit einiger
       Zeit liegen ihre Accounts still, erschreckend still.
       
       Kim Kardashian nimmt eine Auszeit, [2][seitdem sie während der Pariser
       Fashion Week in ihrem Hotelzimmer von bewaffneten Dieben ausgeraubt wurde].
       Und Kanye West hat sich laut Berichten am Montag selbst in eine Klinik
       einweisen lassen – zu seiner „eigenen Sicherheit“, heißt es.
       
       ## Ausgebuht
       
       Es dürfte kein Zufall sein, dass er nur zwei Tage zuvor bei seinem Konzert
       im kalifornischen San José von den eigenen Fans ausgebuht wurde – und
       daraufhin die restliche Tour absagte. Der Grund: [3][West hielt eine
       30-minütige Rede, die sich darum drehte, dass er nicht gewählt hat, doch
       wenn er es getan hätte, für Donald Trump gestimmt hätte.]
       
       Ein mutiges Statement angesichts der Tatsache, dass ein Großteil der Fans
       von West dem neuen Präsidenten äußerst kritisch gegenüberstehen dürften.
       Der Rapper unterstützt die „Black Lives Matter“-Bewegung, schrieb unzählige
       Zeilen zu institutionalisiertem Rassismus und nutzte nach Hurrikan
       „Katrina“ im Jahr 2005 drei Livesekunden zur TV-Hauptsendezeit, um Amerika
       mit einem simplen Satz zu schocken: „George Bush doesn’t care about black
       people.“ Wie kommt es also zu diesem Trump-Bekenntnis?
       
       Vielleicht ist es Liebe. Aber nicht unbedingt zu Trump, sondern eher zur
       Rolle des unbequemen Plappermauls. West verdankt seinen heutigen Ruhm
       nämlich nicht der großartigen Musik, die er produziert, sondern vor allem
       seinen Verbalentgleisungen, also provokanten bis egomanischen Statements
       über „Gott“ (= Kanye West) und die Welt. Erinnert das nicht an irgendwen?
       
       „Sehr futuristisch“ nannte West bei diesem letzten Konzert Trumps
       Kommunikationmethoden, und fügte hinzu: „Es ist eine neue Welt, Hillary
       Clinton.“ Form über Inhalt – West ist eben der designierte Sprecher der
       Generation Apple.
       
       ## Schlagzeilenshow
       
       Auszuschließen ist aber auch nicht, dass West auf der Bühne einfach nur
       nach Erklärungen für den Wahlausgang und nach neuen Denkanstößen suchte,
       mit gewohnt kontroversen Aussagen. Oder aber das Ganze ist nicht mehr als
       eine Schlagzeilenshow und der Aufenthalt im Krankenhaus nur der grandios
       inszenierte Epilog.
       
       Ein anderes bekanntes Kanye-West-Zitat über Kanye West lautet nämlich:
       „Glaubt nichts, was ich sage. Womöglich verarsche ich euch und die Welt
       nur, die ganze Zeit.“
       
       22 Nov 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.instagram.com/kimkardashian/
   DIR [2] /!5346796/
   DIR [3] https://www.theguardian.com/music/video/2016/nov/18/kanye-west-i-would-have-voted-for-donald-trump-video
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Fatma Aydemir
       
       ## TAGS
       
   DIR Kanye West
   DIR Kim Kardashian
   DIR Donald Trump
   DIR Kanye West
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt Rassismus
   DIR Verschwörungsmythen und Corona
   DIR Alt-Right-Bewegung
   DIR HipHop
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Kanye West und seine These zur Sklaverei: Die Sache mit dem Denken
       
       Der Rapper mit einer Vorliebe für Trump und krasse Äußerungen hat einen
       neuen Skandal losgetreten. Diesmal geht es um die Sklaverei.
       
   DIR Künstler über US-Kultur unter Trump: „Es geht um Symbole“
       
       Künstler und Kulturschaffende rufen zum Kulturkrieg gegen Trump auf. Einer
       der Initiatoren von „Occupy Museums“ im Interview.
       
   DIR Auftritt bei Donald Trumps Inauguration: Seltsame Früchte zur Amtseinführung
       
       Rebecca Ferguson würde für Donald Trump singen. Aber nur, wenn sie eine
       Hymne der Bürgerrechtsbewegung spielen darf.
       
   DIR Verschwörungstheorie über Clinton: #Pizzagate geht weiter
       
       Unter dem Hashtag „Pizzagate“ werden Lügen über Hillary Clinton verbreitet.
       Was anfangs harmlos erschien, wird nun zur Gefahr.
       
   DIR US-Präsident in spe Donald Trump: Ein bisschen Abstand
       
       Die rechtsextreme Alt-Right-Bewegung feierte den Sieg von Donald Trump. Er
       distanziere sich von ihr, sagte Trump der „New York Times“.
       
   DIR US-Rapszene und Polizeigewalt: Den Frust in Worte fassen
       
       Die Polizeigewalt gegen Afro-Amerikaner hat die US-HipHop-Community
       repolitisiert. Sie reagiert mit Songs – und ihrer Social-Media-Power.